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1451 - Das Erbe des Grauens

1451 - Das Erbe des Grauens

Titel: 1451 - Das Erbe des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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für eine Nase und auch das für einen Mund.
    Und ich sah in diesen Augenlöchern etwas schimmern. Sehr tief hinten leuchtete etwas Düsteres. Wohl die Macht, die dafür sorgte, dass die Gestalt nicht verging.
    Der Arm mit der Waffe zuckte wieder in die Höhe. Erst jetzt fiel mir auf, dass es sich bei ihr um das vierte Tischbein handelte.
    Schwer genug, um einem Menschen den Kopf einzuschlagen.
    Ich trat zu.
    Die Kreatur geriet aus dem Rhythmus. Sie taumelte von mir weg, und ich holte die Beretta hervor. An mein Kreuz verschwendete ich keinen Gedanken. So schlimm mein Feind auch aussah und für Menschen auch eine tödliche Gefahr darstellte, so gehörte er dennoch zu den Dämonen der untersten Stufe. Für sie waren die geweihten Geschosse praktisch gemacht.
    Ich ging einen Schritt vor und schoss.
    Die Kreatur wollte sich mir zudrehen und befand sich bereits in der Bewegung, als die Kugel einschlug.
    Ein Schrei war zu hören. Nicht dieses Zombiewesen hatte ihn ausgestoßen, sondern ein Mensch, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Er interessierte mich im Moment auch nicht, wichtig war erst einmal, was meine Kugel angerichtet hatte oder nicht.
    Sie hatte etwas angerichtet!
    Ein Geräusch klang auf, das sich anhörte wie der Beginn eines Feuerwerks.
    Ein hohl klingendes Pfeifen, und einen Moment später veränderte sich die schreckliche Gestalt.
    Die Kraft der Kugel hatte für ein Feuer gesorgt, das kaum zu erklären war. Man konnte es mit den normalen Flammen nicht vergleichen, denn was da tobte, das zählte zu einem magischen Brand.
    Die Gestalt leuchtete auf.
    Ich sah die Knochen, die das Gerippe bildeten, in einer leuchtenden Farbe. Es war eine Mischung aus Blau und Rot, und plötzlich fing auch die Haut Feuer.
    Winzige Flämmchen huschten über sie hinweg. Die Knochen hatten längst ihre Festigkeit verloren, und genau dort, wo die Gestalt stand, brach sie auch zusammen.
    Geschafft!
    Und trotzdem war ich nicht froh. Ich schaute auf den Rest, der aus stinkender Haut und Asche bestand, und dachte darüber nach, wieso diese Gestalt überhaupt hatte entstehen können.
    Ich dachte an den Mann namens Kilgo. Noch kannte ich ihn nicht, aber dass er im Hintergrund die Fäden zog, stand für mich fest. Und er war gefährlicher und mächtiger als ich gedacht hatte.
    Mir fiel ein, wie ich es überhaupt geschafft hatte, in dieses Haus hineinzukommen.
    Durch Bill. Durch den Mini. Auf der Suche nach Johnny.
    Aber von Bill hörte ich nichts. Er griff nicht ein, und ich fing an, mir Sorgen um ihn zu machen.
    Als ich mich umdrehte, sah ich ihn im Auto seines Sohnes sitzen, eingeklemmt hinter dem Lenkrad, den erschlafften Airbag vor sich.
    Ob er sich bewegte, war nicht zu erkennen. Es musste etwas mit ihm los sein, und ich wollte zu ihm hin, als ich das leise Husten hörte.
    Hinter dem Mini hatte sich ein Mensch versteckt gehabt. Er kam jetzt näher, und ich sah, dass es ein noch junger Mann war. Etwa in Johnny Alter.
    Beim Gehen schwankte er leicht wie jemand, der mit seinem Bewusstsein zu kämpfen hatte. Er warf auch keinen Blick in den Mini, jetzt wollte er nur zu mir.
    »John Sinclair?«, fragte er mit schwerer Stimme.
    »Ja, ich…«
    Der junge Mann blieb stehen. »Ich – ich – ich kann es kaum glauben«, flüsterte er stotternd und musste sich an der eingebeulten Motorhaube abstützen.
    »Sind Sie Pete Ruskin?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Gut, dann…«
    »Nichts ist gut«, flüsterte er. »Es gibt diesen verdammten Kilgo noch immer. Und er hat Johnny.«
    Als wäre die Erwähnung des Namens ein Stichwort gewesen, zuckte Bill hinter dem Lenkrad zusammen. Gehört haben konnte er ihn nicht. Es waren keine Scheiben zerbrochen. Er saß noch immer dort wie in einem Käfig.
    Er hatte den Schock überwunden, aber als er sich bewegte, geschah dies recht langsam.
    »Wieso hat er Johnny?«, fragte ich.
    »Kilgo hat ihn sich geholt. Er hat ihn bewusstlos geschlagen. Kilgo ist eine Bestie.«
    Ein Knirschen und ein Fluch begleiteten das Auframmen der Autotür, die sich verklemmt hatte. Bill hatte damit nicht gerechnet. Er geriet deshalb beim Aussteigen leicht ins Taumeln. Den letzten Satz hatte er gehört und gab eine Antwort.
    »Kilgo! Wo steckt er?«
    Ich schaute mir meinen Freund an. Bill war nicht fit. Er musste beim Aufprall etwas abbekommen haben, denn er schwankte ziemlich, als er sich reckte.
    Dann wiederholte er seine Frage und fügte noch eine hinzu, die ihm bestimmt nicht leicht gefallen war.
    »Johnny?«
    »Kilgo hat ihn«,

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