1454 - Solo für den Satan
Täuschung gewesen. Die Musik wurde von der klaren Luft durch die Stille bis an seine Ohren getragen und sorgte bei ihm für Verwunderung, denn er konnte beim besten Willen nicht sagen, woher sie kam.
Weit und breit stand kein Haus. Der nächste Ort lag auch zu weit entfernt, aber es gab die Musik, und so konnte es nur einen Schluss geben, auch wenn er ihn nicht glauben wollte.
Sie drang aus der Kapelle zu ihm!
Der Reverend musste erst seinen Schock überwinden. Dann flüsterte er: »Das darf doch nicht wahr sein!«
Er überlegte. Konnte es wirklich sein, dass jemand die Kapelle betreten hatte und sich in ihr derart versündigte?
Scharf holte der Pfarrer Luft. Er hätte vom Weg abbiegen und auf das Ziel zufahren können, aber das ließ er bleiben, stieg aus und ging zu Fuß.
Um die eisige Kälte kümmerte sich Peter Dutton nicht. Erhörte nur die Musik, die seine Ohren malträtierte, und er erhielt jetzt auch den Beweis. Die schrecklichen Laute wehten ihm tatsächlich aus der Kapelle entgegen, obwohl deren Tür geschlossen war.
Es war keine Musik, die in ein Gotteshaus gepasst hätte. Da wurde keine Klassik gespielt. Er wollte diese Klänge auch nicht als moderne Musik bezeichnen. Sie kamen ihm einfach zu atonal vor. Aber er fand heraus, dass sich in der Kapelle jemand befand, der solo spielte. Er hörte nur ein Instrument, und das war eine Gitarre.
Ihre Saiten wurden geschlagen und regelrecht malträtiert. Für ihn war es nur eine schrille Geräuschkulisse, die noch übertönt wurde von der Stimme einer Frau.
Eine Sängerin!
Da war jemand in die Kapelle eingedrungen und führte dort ihren Veitstanz auf. Ein anderer Vergleich kam ihm nicht in den Sinn. Für ihn war es schon jetzt eine Entweihung des Ortes, und er stellte fest, dass ihm trotz der Kälte das Blut in den Kopf stieg und er es sogar in seinen Ohren rauschen hörte.
Der Reverend ging mit schnellen Schritten den Rest des Wegs.
Sein Herz klopfte dabei heftig.
Je näher er seinem Ziel kam, umso wütender wurde er. Was bildete sich diese Frau überhaupt ein? Er würde sie aus der Kapelle fegen, wie Jesus die Händler und Geldverleiher aus dem Tempel geworfen hatte, als sie ihn entweihten.
Vor der Tür stoppte er trotzdem seine Schritte und musste erst mal tief Luft holen. Er wollte nicht wie ein Wilder hineinstürmen. Er musste sorgsam vorgehen. Die Überraschung sollte ihm gelingen. Er suchte auch schon nach den richtigen Worten. Er hatte nichts gegen Musik, aber dieses schrille Gitarrengekreische und das der Stimme fielen ihm mächtig auf die Nerven.
So etwas durfte nicht sein.
Peter Dutton zog die Tür auf. Zuerst ruckartig, dann etwas langsamer. Er dachte dabei daran, dass die Tür demnächst abgeschlossen werden musste.
Die Lautstärke steigerte sich. Er hatte das Gefühl, dass seine Trommelfelle platzen müssten, und danach würde ihm der ganze Kopf wegfliegen.
Er ging einen langen Schritt nach vorn.
Beinahe hätte er trotz allem gelacht. Die Sängerin hatte Kerzen angezündet und sie in der Nähe des kleinen Altars aufgestellt, wo auch sie ihren Platz eingenommen hatte.
»Nein!«, flüsterte Dutton. »Nein, das darf nicht wahr sein…«
Er konnte das Bild nicht fassen, das sich ihm bot, und schüttelte den Kopf. Eine derartige Entweihung einer Kirche hätte er sich nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen vorstellen können…
***
Die Sägerin stand wirklich auf dem Altar. Die Platte war nicht besonders groß. Wilde Sprünge und Tanzeinlagen konnte sie da nicht vollführen. Ihr reichte der Platz trotzdem, um diese blasphemische Show weiterhin durchzuziehen.
Das Geschrei – für ihn war es alles andere als Gesang – war plötzlich zweitrangig geworden, denn jetzt ging es ihm nur noch um das Outfit der halb nackten Frau.
Ja, sie schämte sich nicht, in einer Kapelle halb nackt auf dem Altar zu tanzen.
Sie trug ein Oberteil, das so aussah wie ein BH und aus zwei hellroten dreieckigen Schalen bestand, die durch eine glitzernde Kette zusammengehalten wurden. Allerdings waren die Dreiecke nicht besonders groß. Sie konnten nur die Hälfte der schweren Brüste verdecken, sodass es aussah, als würden diese bei der nächsten heftigen Bewegung aus den Schalen springen.
Lange Haare umrahmten strähnig ein hübsches Gesicht. Die Spitzen der durch rote Strähnen eingefärbten dunklen Flut reichten bis zu den Brüsten hinab.
Das Unterteil ihrer knappen Bekleidung hatte die gleiche Farbe wie der BH. Es war ein Tuch, das eng um ihre
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