1454 - Solo für den Satan
allerdings wurde er von den Emotionen regelrecht geschüttelt.
Er schrie auf. Er sah nur noch rot. Er rannte auf den Altar zu und brüllte: »Runter da!«
Die Frau lachte.
Wenig später schlug sie zu. Sie nahm nicht ihre Faust, sondern die Rückseite der Gitarre. Der Reverend lief genau in diesen Schlag hinein, der ihn voll an der Stirn traf.
Er hörte noch einen Laut wie einen Gong, wurde für einen Moment gestoppt, bevor er zurücktaumelte, und er merkte, dass seine Beine weich wurden. Er konnte sich nicht mehr halten, sackte in die Knie und brach zusammen. Er fiel auf den Rücken und blieb in dieser Haltung liegen, wobei er mit heftigen Schmerzen in seinem Kopf zu kämpfen hatte.
Seine Sicht wurde dadurch verengt. Er sah zunächst nur Schatten vor seinen Augen tanzen und erst später die zuckenden Lichter, die von den Flammen der Kerzen abgegeben wurden.
Durch seinen Kopf schienen sich kleine Messer zu bohren. Zugleich hörte er Trommeln, die er nicht sah. Nur die Echos der Schläge malträtierten ihn.
Er sackte noch mehr zusammen. Aber es war mehr innerlich. Sekunden später wusste der Reverend wieder, was mit ihm passiert war. Fassen konnte er es noch nicht richtig. Dass er in dieser Kapelle niedergeschlagen worden war, das konnte er nicht begreifen, das war einfach nicht zu fassen.
Die Frau war noch da! Er wusste es, obwohl er sie nicht mehr sah, denn als er sich unter großen Mühen aufrichtete, die Augen dabei weit öffnete und nach vorn schaute, da stellte er fest, dass die Altarplatte leer war.
Hatte sie die Kapelle verlassen?
Nein, sie war noch da. Sie tauchte vor ihm auf wie ein böses Höllengespenst, das seine Gitarre in der linken Hand hielt und das Instrument wie ein Pendel bewegte.
Dicht vor ihm blieb sie stehen.
Der Reverend saß auf dem Boden und hielt sich den Kopf. An der Stirn wuchs langsam eine Beule, die er deutlich ertasten konnte. Er war gedemütigt worden und knirschte vor Wut mit den Zähnen.
Dann hörte er das Lachen!
Ein widerliches Geräusch. Einfach zum Abgewöhnen. Als hätte es der Teufel selbst von sich gegeben.
»Schau mich an, Pfaffe!«
Er wollte es nicht, aber er tat es trotzdem und ließ langsam seine Arme sinken.
Sie stand vor ihm.
Sie grinste kalt auf ihn herab. Ihre dunklen Augen funkelten, und in den Pupillen schien sich all das Böse gesammelt zu haben, das sich in dieser Welt herumtrieb.
»Du hast verloren, Pfaffe!«
»Gehen Sie!«
»Weißt du, wer ich bin?«
»Nein, und ich will es auch nicht wissen. Ich will, dass Sie aus der Kapelle verschwinden!«, keuchte er, wobei dieses Keuchen mehr einem Flüstern glich. »Das hier ist kein Platz für Sie!«
»Aber du sollst es wissen, Pfaffe. Ich bin Ricarda Hades. Ich bin die Tochter des Teufels, und ich bin in deine verdammte Kapelle eingedrungen und habe sie für mich in Beschlag genommen. Ob du es glaubst oder nicht, sie gehört jetzt der Hölle. Sie ist ein Teil von ihr, und genau das gefällt mir.«
Peter Dutton riss sich zusammen. »Nie wird sie das sein! Nie, verdammt, verstehen Sie? Ein Gotteshaus kann kein Platz für den Teufel sein. Es ist ein Ort, an dem der Herrgott…«
Ricarda lachte. Sie lachte so laut, dass es im Kopf des Pfarrers dröhnte. Abrupt hörte es auf, und er starrte wieder in ihr Gesicht, denn sie hatte sich ihm leicht entgegengebückt.
Er sah einen Menschen. Er sah eine hübsche junge Frau. Aber dahinter, nicht zu sehen, nur zu spüren, da lauerte etwas, das ihm Angst machte. Das nicht zu einem Menschen gehörte, aber trotzdem von ihm Besitz ergriffen hatte.
Das Urböse. Aus den Kellern der Finsternis ans Licht gekrochen.
Ein grauenvolles Geschwür, das sich immer weiter ausbreitete in der Welt.
War das die Hölle? Sah sie so aus? Ohne sie als einen Ort beschreiben zu können?
Der Teufel lauert überall und nirgends. So war es manchmal gesagt und geschrieben worden.
Peter Dutton hatte sich darüber nie Gedanken gemacht. Nun musste er es am eigenen Leib erfahren.
Er sah den Blick der Frau auf sich gerichtet.
So konnte kein normaler Mensch schauen. Sie wurde von einer anderen Macht beherrscht, und sie war dabei, sich eine eigene Welt zu errichten und sie noch weiter auszubauen.
Dutton rang nach Luft. Auf seinem Gesicht lag der Schweiß. Er spürte den harten Herzschlag in seiner Brust. Hinzu kamen die Schmerzen in seinem Kopf.
Sie hatte gewonnen.
Ja, die Frau war die Siegerin. Und nicht nur sie, denn sie diente dem Teufel, und so musste er zugeben, dass letztendlich
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