1456 - Catwalk in die Hölle
Nähe befand sich der Bau von Scotland Yard mit dem großen drehbaren Dreieck davor, auf dem neben »Scotland Yard« auch noch »Metropolitan Police« stand.
Was tat Marsha in dem Lokal? Wie würde man sie dort aufnehmen? Was würde sie den Leuten dort sagen, und würden diese in der Lage sein, ihre Aussagen richtig einzuschätzen?
Es gab schon einige Dinge, über die Lucius nachdenken musste. Er wollte auf keinen Fall auffällig werden, und deshalb hatte er sich für seine Beobachtung auch einen guten Platz ausgesucht, denn er stand in einer Hausnische, die recht breit war. In dem Bau hinter ihm residierten mehrere Firmen. Zwei Anwälte waren ebenso vertreten wie eine Werbeagentur.
Lucius hatte nicht auf die Uhr geschaut. So wusste er nicht, wann Marsha in diesem Lokal verschwunden war. Die Zeit kam ihm jedoch recht lang vor, und er spielte mit dem Gedanken, die Straße zu überqueren und das Lokal zu betreten.
Das brauchte er nicht mehr.
Er hörte eine Sirene. Da wollte sich ein Ambulanzwagen seinen Weg durch den Verkehr bahnen, und als Lucius den Kopf nach links drehte, da sah er das Fahrzeug, dessen Ziel das italienische Restaurant war. Es fuhr sogar auf den Gehsteig.
Bei Lucius erhöhte sich die Spannung. Das Auftauchen des Notarztes musste mit Marsha zu tun haben. Einen anderen Grund konnte er sich nicht vorstellen, denn Marsha hatte schlecht ausgesehen.
Man konnte sie leicht als krank einschätzen.
Ein Mann im weißen Kittel stürmte in das Restaurant. Zwei Sanitäter folgten ihm wenig später mit einer Trage.
Lucius wartete. Innerlich fieberte er. Der Mann überlegte, ob er das Restaurant nicht doch betreten sollte. Eine innere Stimme warnte ihn davor, und so blieb er an seinem Platz stehen.
Lange musste er nicht warten. Die Helfer schoben die Trage durch die offene Tür. Festgeschnallt lag auf ihr eine Gestalt.
Es war Marsha!
Lucius schloss für einen Moment die Augen. Er ballte die Hände und spürte die Stiche der Fingernägel.
Es ging alles seinen Weg. Der Arzt erschien, kletterte zu Marsha in den Wagen.
Jetzt war es Zeit für ihn, die Straße zu überqueren. Lucius wollte wissen, in welches Krankenhaus die junge Frau gebracht wurde.
Er konnte sich soeben noch einen Sanitäter schnappen, der ihm die Auskunft gab.
»Danke.«
»Sind Sie ein Verwandter?«
»Nein, aber trotzdem danke.«
Lucius sah zu, dass er Land gewann. Er wollte nicht länger als nötig an diesem Ort bleiben. Etwas anderes war jetzt wichtiger, denn er musste so schnell wie möglich in das Krankenhaus, um dort gewisse Dinge zu regeln…
***
Glenda und ich waren zu Fuß ins Büro zurückgegangen. Die Mittagspause hatten wir zwangsläufig verlängern müssen. Wir sprachen kaum miteinander, denn unsere Gedanken drehten sich einzig und allein um die geheimnisvolle Marsha.
»Wir müssen doch ihren Nachnamen herausbekommen, John. Ich werde mal den Computer durchgehen.«
»Viel Spaß.«
»Hast du eine bessere Idee?«, fauchte sie mich fast an.
»Im Moment nicht.«
»Also.«
»Wer könnte sie denn sein, Glenda? Worauf tippst du?«
»Das weiß ich doch nicht. Marsha war mir fremd. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.«
»Das ist klar. Aber du gehörst zu denen, die einen Blick für Menschen haben. Was sagt dir dein Gefühl?«
»Nichts.«
»Lüge.«
»Ach, wieso das denn?«
»Du denkst doch darüber nach, wer sie sein könnte.«
Glenda hob nur die Schultern. Dann betraten wir gemeinsam die große Halle des Yard.
»Gibt es denn wenigstens einen Kaffee?«, fragte ich.
»Den brauche sogar ich jetzt.«
»Dann bin ich beruhigt.«
Im Lift fragte ich Glenda, ob sie sauer und ich der Grund dafür wäre.
»Nein, das bist du nicht. Ich bin auch nicht direkt sauer. Ich denke nur über etwas nach.«
»Gut. Und über was?«
»Das sage ich dir im Büro.«
Bis dahin war es nicht mehr weit, und als wir das Vorzimmer betraten, hörten wir aus dem zweiten Raum schon Sukos Stimme.
»He, habt ihr euch noch vergnügt nach dem Essen?«
»Nein, das kommt jetzt.« Ich ließ Glenda stehen und betrat unser gemeinsames Office.
Suko hatte Stallwache gehalten. Wir kannten uns lange genug, sodass er an meinem Gesicht ablas, dass irgendetwas passiert sein musste.
»Was war denn los?«
Ich ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und setzte mich schräg hin.
»Das kann ich dir sagen. Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat, aber wir wurden mit einer Frau konfrontiert, die mehr tot als lebendig aussah.«
»Oh. War sie ein
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