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1457 - Bomben für Topsid

Titel: 1457 - Bomben für Topsid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sorgfältig mit dem Fall. Ganz unten im Stapel fand er erste Daten über den Ausgang der Affäre: Die Geheimpolizisten hatten den Träger des Amuletts entwischen lassen.
    Womöglich ließ sich alles reparieren.
    Der Auserwählte hieß Shrukmes, und er schien ein aufgeweckter Topsider zu sein.
    Die Fotografie zeigte ein männliches Exemplar mit schmutzigen Schuppen und abnorm großen, triefenden Augen. Ein Schriftgelehrter, wie es hieß.
    Noch fehlte jede Spur von ihm. Damit es auch so blieb, gab Garkmarn-Pit als erste Amtshandlung eine offizielle Weisung aus: Sämtliche Fotografien seien mit Hinweis auf Geheimhaltung unter Verschluß zu nehmen. Außerdem erhielten die Feldagenten Befehl, Shrukmes konzentriert auf den Dörfern nahe seiner Heimat zu suchen. Alle Posten an Bahnhöfen, Häfen und Startplätzen für Flugmaschinen waren aufgehoben.
    Eine sichere Sache, dachte der Zweite Kanzler; so blieb der Auserwählte in Sicherheit. Und würde er durch irgendeinen Zufall doch ins Netz gehen, mußte er sich eben persönlich der Angelegenheit annehmen. Dann mußte er Shrukmes vor dem Imperator verstecken.
    In seiner jetzigen Position hatte er keine Wahl. Die Triumvirn von Enshgerd-Ahk kostete es nur ein paar Worte - dann war er verraten.
     
    *
     
    Die Unterlagen zum Geheimprojekt trafen zwei Stunden später ein. Er musterte Keisha durchdringend; doch der andere gab keinerlei Erklärung ab. Garkmarn-Pit stellte sich vor, wie es wäre, den Dummkopf mit glühenden Eisen foltern zu lassen. Unnötig, entschied er dann. Er hatte nicht die Zeit dafür.
    Außerdem durfte er sich nicht durch überflüssige Grausamkeit einen schlechten Ruf verschaffen. Mit unzufriedenen Untergebenen ließ sich nur langsam arbeiten.
    Also fragte er von sich aus: „Weshalb die Verzögerung?"
    „Zuerst war die Genehmigung des Ersten Kanzlers nötig."
    Garkmarn-Pit riß den Mund auf und atmete stoßweise. „Der Trunkenbold! - Wie kannst du es wagen...", murmelte er.
    Sogleich schämte er sich für den Mangel an Beherrschung. Nein, kein Gefühlsausbruch in Gegenwart dieses Dieners! „Ich gebe dir eine letzte Chance, Keisha", formulierte er. „Du wirst nie wieder einen meiner Befehle vom Ersten Kanzler bestätigen lassen. Sonst rollt dein Kopf in einen Fangkorb. Der Erste Kanzler ist ein Niemand für uns. Wir beachten ihn gar nicht. Ich hoffe, das ist klar. Hinaus!"
    Keisha verschwand ohne ein weiteres Wort.
    Der Inhalt der dünnen Akten entschädigte Garkmarn-Pit für alles. Oben auf dem grauen Umschlag fand er den Vermerk: „Geheimes strategisches Waffensystem. Zur Analyse an die Kanzler für Heereswesen, Innere Angelegenheiten und Außenpolitik."
    Die Wunderwaffe...
    Darum mußte es sich handeln. War doch ein wahrer Kern an den Gerüchten? Er hatte gelernt, nicht viel auf das Geschwätz von Höflingen und Lakaien zu geben; besonders, wenn es völlig jeden Bezug zur Wirklichkeit missen ließ. Und nun schien es, als habe er einen Fehler begangen. Er hätte der Sache so früh wie möglich nachgehen müssen.
    Garkmarn-Pit fluchte leise.
    Zum Glück stieß er jetzt darauf. Fast eine Stunde lang beschäftigte er sich mit den wenigen handbeschriebenen Blättern.
    Er war mehrmals versucht, die Angelegenheit dennoch als Scherz abzutun. Aber nein! Die Unterschrift des Imperators bewies das Gegenteil.
    In malerischen Linien stand ganz am Ende der Papiere der Name Trukrek-Anur.
    Zweifellos keine Fälschung, jedes Wort war ernst gemeint.
    Das Projekt lief unter der Kodebezeichnung „Atombombe".
    Garkmarn-Pit besaß eine lebendige Phantasie.
    Er kannte die Flugmaschinen, die auf drei oder vier metallenen Schwingen durch die Lüfte sausten, Sprengkörper mit sich führten und Vernichtung in die Reihen ihrer Gegner säten. Er kannte auch Funkgeräte... Jene unsichtbaren Signale, die man noch in Hunderten Kilometern Entfernung hören konnte. Oder die sechsrädrigen, gepanzerten Automobile, jedes ein Wunderwerk der Technik. Überall auf Topsid setzten die Erfinder zu ungeahnten Höhenflügen an. Schon heute konnte man eine gegnerische Armee doppelt so schnell vernichten wie noch vor zwanzig Jahren.
    Aber diese „Atombombe" überstieg sein Fassungsvermögen. Es wollte nicht in seinen Kopf. Eine dieser Bomben, dachte er, und eine Stadt so groß wie Hunnak wäre binnen Sekunden dem Erdboden gleichgemacht. Unvorstellbar - er mußte mit Trukrek-Anur darüber reden. Das war die Reihenfolge: zunächst mit dem Imperator, dann mit einem Mittelsmann der

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