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1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie sie für sie nicht besser sein konnte, und mit diesen Gedanken beschäftigt, nahm sie auch die letzten Unebenheiten in Kauf. Weiter geradeaus konnte sich nicht fahren, denn vor ihr erhob sich der steile, mit Gestrüpp und Gras bewachsene Bahndamm.
    Bevor es bergauf ging, kurbelte sie das Lenkrad nach links und rollte über einen Untergrund weiter, der jetzt glatter geworden war.
    Das Ziel lag nicht mehr weit entfernt. Die Natur hatte es geschafft, den Eingang des Bunkers im Laufe der Zeit zu tarnen. Niemand schien bei der Aufgabe des Bunkers daran gedacht zu haben, den Eingang durch eine Tür oder ein Gitter zu versperren. Dieser Unterschlupf war wohl vergessen worden.
    Edith wusste genau, wo sie anhalten musste. Da war das Gras im Laufe der Zeit platt gefahren, und es hatte sich sogar eine kleine Mulde gebildet.
    Der Motor erstarb. Edith Jacum blieb zunächst im Twingo sitzen.
    Sie lauschte in die Stille hinein und stellte fest, dass es so ruhig nicht war.
    Vom Rücksitz her hörte sie Geräusche. Sie vernahm ein leises Stöhnen, drehte sich auf dem Fahrersitz nach links und blickte auf die Gestalt unter der Decke, die sich verschoben hatte, sodass das Gesicht jetzt freilag. Die grünen Haare sahen aus, als würde auf der Decke Gras wachsen.
    Kat bewegte sich. Es war mehr ein Zucken. Sie war noch immer bewusstlos, aber lange würde der Zustand nicht mehr andauern.
    Edith Jacum musste die Zeit nutzen. Sie stieg hastig aus und hörte ein Donnern in der Ferne. Darum kümmerte sie sich nicht, denn sie wusste, dass es ein Zug war, der schnell näher kam und wie ein langer Wurm aus Metall und Glas über ihr entlanghuschte. Sollten Fahrgäste aus dem Fenster schauen, würden sie sie nicht sehen können, da der Blickwinkel für sie zu schlecht war.
    Die wenigen Schritte bis zum Eingang des Bunkers waren anfangs nicht leicht zu überwinden gewesen. Im Laufe der Zeit hatte sich das gelegt, denn es war Edith gelungen, so etwas wie einen Weg zu schaffen, der für fremde Augen allerdings verborgen war.
    Sie zog Kat aus dem Wagen. Und wieder bewies sie, welch eine Kraft in ihrer knochigen Gestalt steckte. Sie erinnerte sich daran, ihre letzten beiden Opfer über den Boden geschleift zu haben. Bei Kat ging sie anders vor. Sie trug die Bewusstlose auf den Armen.
    Der Kopf mit den grünen Haaren hing über ihrem rechten Unterarm.
    Der Winter war endgültig vorbei. Die Temperaturen bewegten sich im zweistelligen Bereich.
    Je weiter sie ging, umso mehr stieg der Bahndamm an. Er war wuchtig gebaut worden, als sollte er Jahrhunderte halten. Und in ihn hinein hatte man damals den Bunker gebaut.
    Auch der Eingang war noch unversehrt. Sogar den Betonstützen an den Seiten und dem tragende Querbalken hatte der Zahn der Zeit nichts anhaben können. Nur die Natur hatte vor dem offenen Eingang nicht Halt gemacht. Es war nicht leicht für Edith gewesen, sich einen Weg zu bahnen, um in den Bunker zu gelangen. Sie musste das Gebüsch auch immer wieder beschneiden, aber sie ließ so viel stehen, dass der Eingang kaum entdeckt werden konnte.
    Mit ihrer Last kämpfte sie sich regelrecht auf den Eingang zu und drückte mit ihr auch die letzten Zweige zurück, sodass sie endlich in ihr wahres Zuhause eintreten konnte.
    Ihre Leichenwelt!
    Wie ein Denkmal stand sie in der Dunkelheit, starrte nach vorn und erfreute sich an dem Geruch, der sich hier ausgebreitet hatte. Er war für sie wie ein Parfüm, denn nichts machte einen Ghoul mehr an als der Geruch von Leichen, besonders wenn sie schon in den Zustand der Verwesung übergegangen waren.
    An den kahlen Wänden hingen noch die alten Kabel. Den Generator für die Stromerzeugung hatte sie wieder in Gang gebracht, und so würden ihre Opfer sich im Hellen umschauen können. Entflohen war ihrer Leichenwelt bisher noch niemand.
    Kat war noch nicht erwacht, und so musste sie bis zu ihrem Ziel getragen werden. Die alte Treppe wollte Edith sie nicht hinabrollen.
    Auch wenn sie sich schon auf die nächste Tote freute, erst sollte Kat das Grauen vor dem Tod erleben.
    Sie schaltete das Licht ein. Der erste Blick nach unten bis zum Ende der Treppe zeigte ihr, dass alles okay war und sich im Bunker nichts verändert hatte.
    Sie war zufrieden.
    Aber sie spürte auch die Gier in sich aufsteigen. Den verdammten Ghoulhunger, und den würde sie heute mit besonderem Genuss stillen…
    ***
    Eine Person wie Kat, zu deren Leben auch die Gewalt gehörte, hatte schon einiges einstecken müssen. Niederlagen, verbunden mit

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