146 - Der Dämon aus dem Knochensee
kein Opfer für Riga gewesen, mit ihm zu schlafen, im Gegenteil. Mortimer Kull war ein Mann, der Cebars teuflische Leidenschaft in den Schatten zu stellen vermochte.
In seinen Armen konnte die rothaarige Hexe Cebar vergessen. Lange Zeit war Cebar die Erfüllung ihres Lebens gewesen, nun war es Mortimer Kull.
Mühelos konnte der Professor den Platz des Teufels einnehmen. Zum erstenmal konnte sich Riga vorstellen, mit einem anderen Mann zusammen zu sein.
Sie lagen nebeneinander am Ufer des Knochensees, und Riga war jetzt froh, daß ihr Plan, sich mit Luddo zu vereinen, gescheitert war.
Sie hatte einen viel besseren Verbündeten gefunden. Die Hexe wandte den Kopf und betrachtete Kulls Profil.
»Ich war schrecklich wütend auf euch«, sagte sie leise.
»Bist du es jetzt nicht mehr?« fragte der dämonische Wissenschaftler, ohne sie anzusehen. Er blickte in das dunkelgrüne Dach hinein, das sich über ihnen wölbte.
»Ich habe keinen Grund mehr, wütend zu sein«, gestand Riga.
»Weil du deine Rache bekommst, obwohl Luddo nicht mehr lebt?«
»Nicht nur deshalb. Vor allem bist du es, der mich meine Wut vergessen läßt. Ich vertraue dir, wie ich noch nie jemandem vertraut habe.«
Er schaute sie an. »Warum tust du das? Ich bin ein Fremder…«
»Nein, Mortimer, das bist du nicht. Du hast mir so viel von dir erzählt, daß es mir so vorkommt, als würden wir uns schon sehr lange kennen.«
»Ich könnte dich belogen haben.«
»Das hätte ich gefühlt. Es war die Wahrheit.«
Er nickte. »Ja, Riga, es war die Wahrheit. Du bist das erste Mädchen, das soviel von mir weiß.«
»Ich fühle mich geehrt. Sobald Cebar seine Strafe bekommen hat, werde ich euch den kürzesten Weg zu Asmodis zeigen - Mortimer…« Ihr Blick verdunkelte sich.
»Hm?« machte der Professor, drehte sich auf die Seite und richtete sich auf, um auf die Hexe hinuntersehen zu können. Er stützte den Kopf mit der Hand.
Wie die Strahlen einer untergehenden Sonne breitete sich Rigas rotes Haar um ihren Kopf herum aus. Ihr schönes Gesicht mit den makellosen Zügen war das Zentrum.
»Du bist sehr schön«, stellte Mortimer Kull fest.
»Du gefällst mir auch sehr«, gestand Riga. »Früher war für mich ein Leben ohne Cebar undenkbar. Jetzt brauche ich ihn nicht mehr. Du ersetzt ihn nicht nur, du übertriffst ihn bei weitem.«
»Aber ich bleibe nicht hier.«
»Bisher konnte ich mir nicht vorstellen, von hier fortzugehen«, sagte Riga. »Ich dachte, nur hier leben zu können, weil ich hier alles kenne. Ich habe gèlernt, mit den Gefahren dieses Gebietes zu leben. In einem anderen Teil der Hölle würde mir diese Sicherheit fehlen. Dennoch wäre ich bereit, auf sie zu verzichten, wenn du sagtest, ich sollte mit dir kommen.«
Mortimer Kull sah sie überrascht an. »Du würdest mit mir gehen?«
»Möchtest du das?«
»Ich habe mit diesem Gedanken gespielt«, sagte der dämonische Wissenschaftler. »Du kennst meine Pläne.«
»Du möchtest von Asmodis die Dämonenweihe empfangen.«
»Ich bin sicher, daß er mich adeln wird. Danach kehre ich auf die Erde zurück.«
»Ich werde an deiner Seite sein, wenn du es willst«, sagte Riga lächelnd.
»Ja, das wünsche ich mir«, sagte Mortimer Kull. Er streichelte sanft mit der Hand über die nackten Brüste der schönen Hexe.
Er war in die Hölle gegangen, um Asmodis zu treffen - und was hatte er gefunden? Diese Hexe, die ihn so sehr in ihren Bann geschlagen hatte, daß er von ihr nicht mehr loskommen wollte.
Kull war mit dieser Entwicklung zufrieden. Jetzt, wo er Riga begegnet war, erkannte er, daß er sein Leben lang nach einer solchen Partnerin gesucht hatte.
Aber es hatte auf der ganzen Welt keine solche gegeben. Er mußte erst in die Hölle aufbrechen, um sie zu finden. Er würde sie mitnehmen.
Riga sollte teilhaben an seinen Erfolgen. Tief in seinem Inneren war noch menschliches Denken verwurzelt. Er wollte jemanden neben sich haben, mit dem er seine Freude teilen konnte.
Riga, die Hexe, die er am Knochensee kennengelernt hatte, sollte dieser Jemand sein. Sie sollte den Platz einnehmen, der bis zum heutigen Tage leer gewesen war.
Obwohl viele Menschen für ihn arbeiteten, war Mortimer Kull all die Zeit ein einsamer Mann gewesen, doch damit war es nun vorbei. Er hatte jetzt eine Geliebte.
Und einen Kampfgefährten: Rufus, den Dämon mit den vielen Gesichtern.
***
Ich hörte den Schrei in Christopher Gales Haus und warf Cruv einen nervösen Blick zu. Der Gnom kniff die Augen zusammen.
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