146 - Der Dämon aus dem Knochensee
schön wie Riga, dafür aber anschmiegsamer und leichter zu lenken.
Ratama war eine gehorsame Hexe, gertenschlank mit langem schwarzen Haar, das bläulich schimmerte. Sie war nicht so kräftig wie Riga, doch was Cebar von ihr erwartete, konnte sie ihm einfühlsamer geben als ihre Vorgängerin.
Cebar betrachtete Ratama als sein Eigentum. Sie war seine Sklavin, und er wußte, daß er eines Tages von ihr ebenso genug haben würde wie von Riga. Dann würde er auch sie mit Tritten verjagen und sich eine neue Hexe in seine Behausung holen.
Es gab genug von diesen Teufelsbräuten, und jede fühlte sich geehrt, wenn sie mit ihm das Lager teilen durfte.
Als er Riga verjagte, schwor sie ihm Rache, aber das nahm er nicht ernst. Sie konnte ihm nicht gefährlich werden. Er war ein kräftiger Teufel.
Wenn sie versucht hätte, ihn anzugreifen, hätte er sie auf der Stelle getötet. Sie hatte sich mit ihren Wutschreien und Racheschwüren nur Luft gemacht.
Cebar dehnte seine ausgeprägten Muskeln. Spitze Hörner ragten aus seiner Stirn, schwarzes, dichtes Kraushaar wucherte auf seinem Kopf.
Er lag auf dem weichen Fell eines Tieres, das er selbst erlegt hatte. Ein riesiger hohler Baum war seine Behausung.
Flackernder Feuerschein tanzte auf den Holzwänden. Ratama kauerte vor der Kochstelle und war mit der Zubereitung eines Gebräus beschäftigt, das eine berauschende Wirkung hatte. Es machte Cebar zuerst wild und lüstern, und später, wenn er sich an Ratama gesättigt hatte, müde und apathisch.
Ungeduldig hob er den Kopf. »Wie lange dauert das denn noch?«
»Es ist gleich fertig«, erwiderte Ratama.
»Du bist sehr langsam. Bei Riga ging das immer viel schneller.«
Er hielt ihr Riga oft vor. Riga hatte dies oder jenes besser gekonnt, hatte sich aufmerksamer um sein leibliches Wohl gekümmert, war in vielen Dingen perfekter gewesen…
Ratama ertrug alles mit stummer Demut. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, Cebar zu widersprechen. Was er sagte, war für sie ein unantastbares Gesetz und ein Befehl, den sie unverzüglich ausführte.
Es machte ihr nichts aus, sich zu unterwerfen. Sie hatte auch schon anderen Teufeln gedient. Ratama sah darin ihre Lebensaufgabe - zu gehorchen und zu dienen.
Sie nahm den Topf vom Feuer und trug ihn zu Cebar. Er setzte sich auf. Gier glänzte in seinen Augen. »Du mußt schneller werden!« knurrte er.
»Ich werde mir Mühe geben, dich zufriedenzustellen«, versprach Ratama.
Er setzte das Gefäß an die Lippen und trank das brodelnde Gebräu. Er setzte den Topf erst ab, als er leer war. Die Hitze des Tranks machte ihm nichts.
Im Gegenteil, dadurch stellte sich die berauschende Wirkung rascher ein. Sie durchpulste ihn wellenförmig, und als sie völlig von ihm Besitz ergriffen hatte, packte er Ratama und warf sie brutal neben sich aufs Lager.
***
Sie erreichten den Waldrand. In einer Entfernung von etwa hundert Schritten ragte der abgestorbene Baumriese auf, in dem Cebar wohnte.
Rufus band die Zügel der Reittiere an einen Ast. Blanker Haß loderte in Rigas Augen. »Das ist seine Behausung. Hier wohnte auch ich, bis Cebar genug von mir hatte, aber ein Mädchen wie mich verjagt man nicht ungestraft!«
»Ob er da ist?« fragte Mortimer Kull.
»Er ist fast immer zu Hause«, sagte Riga. »Es gibt keinen fauleren Teufel. Ein Dämon wollte ihn zu seinem Krieger machen. Für jeden anderen wäre das eine große Ehre gewesen. Cebar lehnte ab. Ihm ist nichts wichtiger als seine Bequemlichkeit, aber du mußt trotzdem sehr vorsichtig sein, wenn du ihm gegenübertrittst. Er kämpft nur, wenn es unbedingt sein muß, aber dann mit einer Wildheit, die für seine Feinde bisher immer tödlich war.«
»Ich werde ihm seine Grenzen zeigen«, sagte Mortimer Kull.
Vor dem Eingang der Behausung hing ein schwarzes Fell, das in diesem Augenblick zur Seite geschlagen wurde. Ein rassiges Mädchen trat aus dem hohlen Baum.
»Ratama!« zischte Riga.
»Soll sie auch sterben?« fragte der dämonische Wissenschaftler.
Riga winkte ab. »Sie ist nicht wichtig. Ich gebe mich mit Cebars Tod zufrieden.«
Ratama trug ein vasenähnliches Gefäß auf dem Kopf. Sie ging kerzengerade, war nackt wie Riga.
»Er hat einen schlechten Tausch gemacht«, sagte Mortimer Kull. »Du bist schöner als sie.«
»An mich war er schon zu sehr gewöhnt. Sie bietet ihm den Heiz des Neuen«, erwiderte Riga.
»Wohin geht sie?« wollte der Professor wissen.
»Zur Quelle. Sie holt Wasser für Cebar.«
Mortimer Kull grinste. »Er ist
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