146 - Der Horror-Butler
Masse traf, machte sie nervös, und die oberen
Viecher suchten fluchtartig Unterschlupf in den morschen, hohlen Knochen, unter
den Artgenossen und in den feinen Ritzen, die den Boden und die Seitenwände der
Mulde durchzogen.
Larrys Lippen bildeten einen scharfen, harten
Strich in seinem angespannten Gesicht.
Da hatte es schon andere vor ihm erwischt.
Wie lange diese Opfer schon hier lagen, wagte er nicht zu schätzen. Eines aber
sagten sie mit Bestimmtheit aus: der Stollen war eine Todesfälle!
Er sprang über die Bodenöffnung hinweg und
setzte seinen Weg und die Suche nach einem eventuellen Ausgang fort.
Die Wände waren nicht mehr ganz so glatt.
Noch gröber waren sie gemauert, und der Stollen war unterschiedlich breit. Er
führte eine Zeitlang kerzengerade ins Ungewisse. Dann folgte ein Durchlaß, der
halb so hoch war wie die Deckenhöhe des Tunnels bisher.
Larry mußte sich tief bücken, zerriß weitere
Spinnwebschleier und kam in einen Abschnitt des Stollens, der älter und damit
auch morscher war als der Teil, den er bisher durchwandert hatte.
Manche Steine waren locker, und es gab
Hohlräume hinter ihnen, die groß genug waren, daß sich ein Mensch darin
verbergen konnte.
Die Gewölbedecke war mit uralten
Eichenpfosten abgestützt. Sand rieselte von oben nach, und Larry beeilte sich,
diesen baufälligen Teil des Stollens schnell hinter sich zu bringen.
Die Eichenbalken wurden dichter, und Larry
mußte sich förmlich durch die enger werdenden Zwischenräume schlängeln, um
voranzukommen.
Er mußte unter allen Umständen verhindern,
einen Balken anzurempeln.
Und dann passierte es doch!
X-RAY-3 stieß mit dem Fuß gegen einen Stein,
der eine seitlich zur Wand führende Strebe abstützte.
Der Balken kippte sofort seitlich weg, die
Querstreben darüber kamen ins Rutschen und damit die Steine und Erdmassen, die
bisher von dem baufälligen Stützgebälk gehalten worden waren.
Dicke Brocken prasselten in die Tiefe und
rissen lange Bahnen von Sand und Erde mit, die auf ihn niederrieselten. Sand
rutschte ihm in den Nacken und bedeckte Kopf und Schultern.
Geistesgegenwärtig hechtete X-RAY-3 zur
Seite, so gut es ihm in dem Gewirr von Balken und aufgeschichteten Steinen
sowie der herrschenden Enge möglich war.
Er hätte keine Sekunde später reagieren
dürfen.
Dort, wo er eben noch gestanden hatte, brach
ein gewaltiger Brocken aus der Decke und krachte mit ohrenbetäubendem Lärm auf
den Boden. Zwei Balken knickten weg wie Streichhölzer. Die Luft war erfüllt vom
Krachen und Bersten der herabstürzenden Stein- und Erdmassen und vom Staub, der
in die Augen biß und sich auf die Lungen legte, daß er heftig husten mußte.
Brent kroch auf allen vieren zwischen den
noch stehenden, wenn auch schwankenden Balken durch und hatte nur den einen
Wunsch, nicht von der Erde und den Steinen begraben zu werden.
Er kroch hinter einen Mauervorsprung. Auch
hier hingen lange Bahnen von Spinngeweb. Dahinter lag eine Nische. Larrys
rechte Hand verschwand zuerst darin, als er ausholte, um Schutz zu suchen.
Im gleichen Augenblick spürte er eine
Bewegung.
Eine andere Hand, trocken und ausgedörrt wie
die einer Mumie, tastete nach ihm!
*
Sie war stets der Meinung gewesen, mit beiden
Beinen fest auf der Erde zu stehen und sich durch nichts so leicht aus der
Fassung bringen zu lassen.
Aber hier wurden auch schon einige schwere Geschütze
aufgefahren, die sie in Verwirrung stürzten. Von einem »leicht aus der Fassung
bringen« konnte keine Rede mehr sein.
Hier spukte es wirklich!
Ein Flügel, der allein spielte, Kerzen die
sich von selbst entzündeten ... Was ging hier vor?
Die junge Frau wäre einerseits am liebsten
davongelaufen, andererseits trieb die Neugier sie voran.
Sie mußte wissen, was hier vorging.
Diana Wilburn überschritt die Schwelle,
näherte sich der ersten Säule und ging dann um den von selbst spielenden Flügel
herum.
»John ?« hörte sie
sich sagen und ärgerte sich im gleichen Augenblick, daß sie den Namen
ausgesprochen hatte. Sie sah schließlich mit eigenen Augen, daß Miltons Bruder
nicht am Instrument saß, daß nicht er die Tasten drückte. Es sei denn - er wäre
in der Zwischenzeit durch gespenstischen Zauber unsichtbar geworden, denn dies
- war sein Spiel, seine Musik. Wer John Everthon mal gehört hatte, war
fasziniert und hörte ihn unter tausend anderen heraus, selbst dann, wenn er
kein geschultes Gehör hatte.
Ich muß James alarmieren, schoß es Diana
durch den Kopf.
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