146 - Der Horror-Butler
Taschenlampe und lenkte
den Strahl seitlich gegen die Wand.
»Danke«, sagte der fremde, völlig abgemagerte
Mann. »So ist’s besser ... Obwohl mir das Licht... gut tut... Es zeigt mir an,
daß ein Mensch gekommen ist ..., daß ich wirklich noch mal Licht zu sehen
kriege ... Obwohl meine Augen schmerzen. Sie sind... das Licht nicht mehr
gewöhnt. .. Sie haben sich ganz auf das ewige Dunkel... in diesem Stollen ...
eingestellt...«
»Wer sind Sie, und wo kommen Sie her ?« fragte Larry Brent erregt. Handelte es sich bei dem
Fremden um ein weiteres Opfer des Wirts und seiner Tochter?
X-RAY-3 musterte den Unbekannten eingehend:
Hohle Wangen, tiefliegende, ausgebrannte Augen, die krank aussahen. Das Haar
war verschmutzt mit grauem Staub und von Spinnweben durchsetzt. Der Mann hatte
eine Haut wie vergilbtes Pergament und war völlig entkräftet.
Larry hatte ihn noch nie gesehen, und doch
kam er ihm auf irgendeine Weise vertraut vor.
Und dann fiel es ihm blitzartig ein ...
Die Beschreibung von Jeany Heston kam ihm in
den Sinn.
Sie hatte von einem Erhängten nachts im
Schloß gesprochen, dessen Leiche die Polizei vergebens gesucht hatte.
Die Warze am linken Nasenflügel! Ein
markanteres Erkennungszeichen hätte Jeany ihm gar nicht nennen können.
Der Ausgemergelte, um dessen Körper die
zerfetzte Kleidung schlapperte, war niemand anders als jener Erhängte...
*
»Ich heiße Mortimer Callan «,
antwortete der Fremde leise. »Ich stamme aus ... Warminster ..., das ist eine
kleine Ortschaft... nahe Stonehenge. Die Spur ... hat mich zu den Everthons
geführt, als ich das Gesicht erkannte«, fügte er zusammenhanglos hinzu.
Brent begriff nicht, was Callan ihm sagen
wollte. Deshalb hakte er nach.
»Was für ein Gesicht?«
»Es existiert insgesamt... dreimal. Zweimal
als Fälschung ... einmal als Original. Es zeigt den Kopf eines Mannes, der
einem alten Druiden-Zauber zufolge in unserer Zeit sein Unwesen treiben soll...
Das Bild ist über tausend Jahre alt. Im frühen neunten Jahrhundert gab es
Machtkämpfe zwischen einzelnen Druiden-Gruppen. Einer davon, ein Druide namens
Arton, hatte aufgedeckt, daß seine Mitbrüder sich gefährlichen Riten zuwandten
und vom rechten Weg ab wichen. Er stellte sie zur Rede ... in Stonehenge -
damals standen noch nicht die Menhire, die den Ort weltberühmt und auch
berüchtigt machen sollten - war schon immer ein besonderer Treffpunkt für
Druiden. Arton erkannte zu spät, daß ihm eine Falle gestellt wurde. Seine
Brüder wollten den Kritiker in ihren Reihen loswerden. Sie lockten ihn in einen
Hinterhalt. Im Todeskampf verfluchte Arton seinen ärgsten Widersacher. Mit
Magie' beschwor er dessen Seele und zwang sie, immer wieder geboren zu werden.
Immer von neuem sollte sein Geist in einem Menschen erwachen, der sein Gesicht
trägt. Die Gesichter waren in all den Jahrhunderten, in denen der Geist jenes
mordenden Druiden sich immer neue Wirtskörper suchte, gleich. Das war eine
Besonderheit des Fluches.
Es gibt noch eine ...
Noch ehe der alte Körper, den er wie ein
Dämon besetzt hielt, stirbt, muß der Verfluchte für sein neues Dasein einen
Grundstock schaffen, um sein nächstes Leben zu bestreiten. Die Prophezeiung in
der Druiden-Schrift, die mir in die Hände fiel, besagt, daß er mit jeder
Wiederkunft ein anderes Dasein führen muß. Niemals ähnelt das eine dem anderen.
Er ist einmal Fürst und einmal Bettler. Und die Serie der Wiedergeburten hört
erst dann auf, wenn es gelingt, das Bild zu zerstören, das nach Artons Tod
entstand. Einer seiner Schüler hat das Gesicht des Mörders auf einer Tafel
verewigt und selbst an einen Ort gebracht, wo der Mörder es nicht finden
konnte.
Später - so heißt es im Text weiter - wären
von abtrünnigen Druiden absichtlich zwei Bilder, die das Gesicht des Mörders
zeigten, in Umlauf gebracht worden. Es war sogar gelungen, ein Motiv in die
Gegend zu bringen, wo Artons Helfer vermutlich das Original versteckt hatte.
Die Verehrer des Mörders hatten nämlich erkannt, daß Artons Fluch ihnen allen
nur einen Vorteil bringen konnte. Der Mörder, dessen Geist immer wieder in
einem fremden Wirtskörper erwacht, wurde zum Bindeglied für jene Druiden, die
seiner Lehre und seiner Magie folgten.
Diese Nachkommen wollten sich ihren Herrn und
Meister erhalten und dieser selbst war einigen seiner Schüler im Traum
erschienen und hatte sie aufgefordert, jene zwei gefälschten Bilder in Umlauf
zu bringen. Ich nenne Ihnen gleich den Grund ...
Weitere Kostenlose Bücher