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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Südseite der Insel, fallen die Felsen an den meisten Abschnitten steil ab. Eine ruhige, wenig umweltgeschädigte Insel zeigte sich mit ihren verschiedenen Geländeformen, als Charlie und Roquette, von Nordost kommend, das Cap des Medes an Steuerbord liegen ließen und an dieser Stelle anfingen, Porquerolles zu umrunden.
    „Wie genau kennst du die Stelle?" fragte Charlie und schaltete das Echolot auf die nächsthöhere Vergrößerung. Die Tiefenangaben standen jetzt bei etwa hundert Meter, die Zahlen zeigten jeden größeren Unterwasserfelsen, jede größere Unebenheit an. Für Taucher war dieses Bildschirmgerät eine wichtige Hilfe.
    „Ziemlich genau. Etwa in der Hälfte der Insel. Ich weiß, daß dort die Insel einen Vorsprung bildet. Stimmt's?"
    Charlie zwängte sich an ihr vorbei, legte Roquettes Hände auf das polierte, hölzerne Ruder mit den Messingbeschlägen, die vom Gebrauch hochpoliert waren. Hinter dem Kartentisch standen Kunststoffröhren, aus denen zusammengerollte Seekarten hervorsahen. Er zog die Gebietskarte heraus, klemmte mit geübtem Griff ihre Kanten fest und deutete mit dem Zirkel auf das Symbol des Leuchtfeuers, das auf diesem Kap installiert war.
    „Hier etwa?"
    „Ich sage es dir, wenn wir dort sind. Ich kenne die Stelle aus einem anderen Blickwinkel." Inzwischen hatten sie die Pullover ausgezogen. Sie trugen weiße Jacken aus dünnem Gespinst, die nur den Wind abhielten.
    „Schlechter Ankergrund", las Charlie ab. Er hatte die Insel mindestens ein dutzendmal umrundet, aber diesem Gebiet nie besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Unter Tauchern sprach es sich schnell herum, wo es interessante Stellen gab.
    .,Wir werden heute nicht ankern, denke ich?" fragte Roquette zurück und ließ sich, eine Hand am Ruder, die Zeichen der Seekarte erklären.
    „Hier ist es weniger tief."
    „Das könnte die Stelle sein."
    Eine halbe Seemeile, etwas weniger meist, betrug jetzt der Abstand zum Ufer der Insel. Kleine Strände, die meist nur von See aus zugänglich waren, wechselten mit Felsen ab. Das Gestein war schräg geädert und von den senkrechten Rillen gezeichnet, die im Lauf von Jahrtausenden entstanden waren. Charlie sagte: „Entlang dieser langen Wände läuft eine Strömung. Sie ist mitunter ziemlich stark, je nach Windrichtung."
    Er deutete die Richtung der Unterwasserströmung an. Roquette stimmte zu und meinte: „Und im Lauf von zwei Jahrtausenden ist von dort oben viel Geröll und Sand heruntergespült worden." „Weißt du, diese Karten sind nicht sehr genau", belehrte er sie, während er ins Ruder griff und um einige Grad Kompaßkurs vom Land abfiel. „Sie berücksichtigen nicht jede Änderung, und schon gar nicht an solchen Stellen. Die Tiefenangaben sind aber meist recht zutreffend."
    Er wußte, daß eine Strömung sowohl Sedimente heranspülte als auch wegtrieb. An bestimmten Stellen herrschte ein ständiger Wechsel, der sich in langen Zeiträumen bemerkbar machte. Schon oft hatten Taucher nach einem Jahr, in der nächsten Saison, entweder freigelegte Gegenstände gefunden oder einen scheinbar sicheren Platz trotz intensiver Bemühungen nicht wiedererkennen können. Jeder Seemann, der diese Art der Küstenfahrerei betrieb, kannte die wahre Natur solcher Stellen. Charlie wußte mehr: Das Werden und Vergehen von Felsformationen spielte sich in Zeiträumen ab, die der Mensch nicht mehr überschauen konnte.
    Aber vor zweitausend Jahren hatte auch Porquerolles ganz anders ausgesehen. Er musterte die schwarzen Linien des wechselnden Wasserstands, die ausgewaschenen Höhlungen unter den Sandsteininformationen, das Moos auf den Basaltstreifen, den Tang, den der letzte Sturm hoch auf die Felsen geschleudert hatte. Das Boot fuhr auf den südlichsten Vorsprung zu, und nun fing der Boden vor der Insel zu steigen an.
    Neunzig Meter, fünfundachtzig, achtzig, schließlich sechzig. Es war nach vier Uhr; bald würde es dunkel sein.
    „Heute wird nicht mehr getaucht", sagte er mit Bestimmtheit. „Zu spät."
    „Fahren wir zurück nach Port Grimaud?"
    „Nein. Wir gehen in den Hafen. Jetzt ist er so gut wie leer."
    „Eine romantische Nacht unter Deck?" fragte sie lachend. Er nickte.
    „Wenn du mich fragst - ja. Ich kenne die Lokale gut. Hoffentlich sind schon alle offen."
    „Schön!"
    Das Boot fuhr vor dem Leuchtfeuer dreimal hin und her, in Ost-West-Kurs. Dann hatte Charlie auf der Seekarte ein annähernd dreieckiges Gebiet schraffiert und die Zahlen eingetragen, die er vom Tiefenmesser ablas. Die

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