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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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höchste Stelle des Meeresbodens war neununddreißig Meter.
    Charlie sah nach dem Himmel, spähte nach Anzeichen für Mistral, schätzte die Zeit ab und meinte schließlich:
    „Wir wenden. Bist du ganz sicher, daß dies die Stelle ist?"
    „Ich bin ganz sicher", antwortete sie und legte das Ruder hart Backbord. „Aber auch ich kann mich irren. Es ist so lange her… "
    Ein plötzlicher Schatten, wie von der Erinnerung an etwas Trauriges oder Schreckliches, huschte über ihr Gesicht. Charlie merkte, wie sich die Härchen auf den Armen aufstellten.
    „Südlich, östlich und westlich vom Kap ist es sehr viel tiefer. Du mußt dir vorstellen", sagte er und bemerkte trotz der alarmierenden Eindrücke, daß sie die RAYON richtig gewendet und nun in die entsprechende Richtung gesteuert hatte, „daß eine schräge Halde, eine Art Geröllkegel an dieser Stelle liegt."
    „Das macht mich sicherer", erwiderte sie. „Ist morgen Zeit für einen Spaziergang über die Insel?" „Wir können sogar Fahrräder leihen! Aber zuerst gehe ich runter und sehe mir an, was auf dem Wrack liegt."
    „Wann?"
    „Nicht nach zehn Uhr. Möglichst früh", bestimmte er.
    Fünfzig Minuten später ließen sie sich vom Hafenkapitän einen Platz anweisen. Charlie hatte die beiden Belegtaue im Heck vorbereitet. Er ließ das Boot langsam und behutsam rückwärtsgehen, sprang selbst an Land und belegte das Heck. Dumpf prallten die Fender gegen die breiten Bohlen. Dann machte er wieder einen großen Schritt, schwang sich auf das geräumige Achterdeck und rannte nach vorn.
    Er streifte den alten Lederhandschuh über, zog am Bojentau die schwere Kette aus dem Wasser. Die Motoren röhrten im Leerlauf. Sanft schlug die Backbordwand, durch drei feuerrote Fender geschützt, gegen das benachbarte Schiff, einen Motorsegler.
    Die Kette war schmutzig, schmierig und voller messerscharfer Seezähne. Roquette fädelte ein dickes, blaues Tau durch die Kettenglieder, während Charlie mit aller Kraft den Bug zur Kette hinzog. Dann war das Tau durch die Öffnung unterhalb der Reling gezogen und belegt. Die Kette platschte ins Wasser zurück. Charlie setzte sich auf die Bugreling und sagte:
    „Gut gemacht. Sehr geschickt. Hast du schon einmal auf einem Schiff gearbeitet?"
    Roquette legte ihm die Hände auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Ihr Haar flog zur Seite. „Nein. Noch nie. Aber das war doch logisch, nicht wahr?"
    „Ja. Sehr gut. Wir bleiben heute hier? Machst du mit?"
    „Mit Vergnügen."
    Charlie drehte die Zündschlüssel, schaltete die Maschinen ab und kontrollierte pedantisch genau Maschinen und Treibstoff, Öl, Wasser, Temperaturen und alle Einzelheiten, von denen das Funktionieren des Bootes abhing. Es war in diesem Monat seine erste Ausfahrt gewesen.
    Charlie holte das Stromkabel und den Wasserschlauch, koppelte beides am Landanschluß an, holte seine Papiere und ging zweihundert Meter weit bis zur Hafenpolizei. Er zahlte hundertvierzig Francs, sprach mit dem gelangweilten Kapitän über das Wetter und die Touristen und kam zurück zum Schiff. Roquette hatte einen Campingkocher gefunden, auf dem bereits ein kleiner Topf voller Wasser stand.
    Sie turnte vorsichtig auf Deck herum und wusch das Salz von den Fensterscheiben: im Hafen war, weil die Wasservorräte der Insel nicht reichten, die Ganzwäscherei der Boote untersagt.
    „Das machst du wirklich ausgezeichnet", sagte Charlie verwundert. Sie schien instinktiv das Richtige zu erkennen und sofort mit dem richtigen Werkzeug auszuführen. So etwas hatte er wirklich noch nie erlebt. Er wusch, nachdem er den Ölstand kontrolliert und je einen halben Liter nachgefüllt hatte, seine Arme und ging unter Deck.
    Charlie verkaufte hin und wieder einen Artikel mit einigen Photos an französische, deutsche und, seltener, englische beziehungsweise amerikanische Magazine.
    Eine besonders gute Einnahmequelle war es nicht, aber es lehrte ihn, daß Praxis und Theorie übereinstimmen mußten. Sein Boot war hervorragend und ohne modischen Schnickschnack ausgerüstet. Unter dem Bugdeck gab es einen großen, dreieckigen Raum. Dicke Schaumstoffmatratzen konnten über Staufächern hochgeklappt werden. Kleine Lampen, teppichgefütterte Ablagen, zwei Taschenlampen an Haftklemmen, Radio, Taschenbücher, abgerundete und dick gepolsterte Ecken - hier schlief der Skipper. Charlie zog ein Bettuch hervor, spannte es über den Schaumstoff, stopfte es an den Rändern fest und bezog dann Kissen und zwei große, seefeste Decken

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