1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer
Indirekt war ein neuer Name aufgetaucht.
»Seine Dimension?« fragte Bill.
»Ja. Es gibt einen, dem diese Welt gehört, der in ihr existiert. Der mich geprägt hat und auch Abraham, und der sicherlich auch euch prägen wird.«
»Hat er einen Namen?« rief Sheila.
»Den hat wohl jeder.«
»Verdammt, wie heißt er?«
»Er nennt sich Uriel…«
***
Sheila und Bill standen wie erstarrt, denn mit dieser Eröffnung hatten sie nicht gerechnet.
Der Boden unter ihnen schwankte nicht, doch sie hätten sich nicht gewundert, wenn es so gewesen wäre.
Ein leichter Schwindel erfasste Bill.
»Uriel…«, flüsterte er.
»Sehr schön. Ich höre, dass du ihn kennst.«
»Ja, ich kenne seinen Namen, aber ich habe ihn nie gesehen oder mit ihm gesprochen. Ich weiß; dass er kein Dämon ist, sondern sogar zu den Erzengeln gehört. Und ich denke nicht, dass wir uns vor ihm fürchten müssen.«
Während Bill sprach, hatte sich Monas Mund zu einem breiten Lächeln verzogen. Sie fragte mit leiser Stimme: »Kennt ihr die Engel wirklich? Kann ein Mensch so weit gehen, dies zu behaupten?«
»Nein, nicht wirklich. Aber wir haben sie öfter erlebt.«
»Dann wisst ihr auch, wie unterschiedlich sie sein können. Es gibt nicht nur die, die von den Menschen angebetet werden, auch sie haben sich geteilt, als sie entstanden. Viele sind in die ewige Verdammnis gejagt worden. Ihre Zahl ist so gewaltig, dass man sie kaum aussprechen kann. Sie haben sich geteilt, und es sind neue Welten entstanden, in denen sie sich aufhalten. Uriel ist der Engel des Feuers, des reinigenden Feuers, was ich selbst erlebt habe. Nur wer durch das Feuer gegangen ist, wird ermessen können, was es bedeutet, rein zu sein. So rein wie die Flammen.«
»Und das ist bei euch passiert?«
»Ja.«
»Dann hat das Feuer wohl bei Abraham seine Aufgabe nicht beendet. Es gibt noch seinen Kopf.«
»Bei ihm und seinen Freunden ist dies tatsächlich so geschehen. Er wollte zu viel. Das Feuer des Engels hat ihn bestraft, und wenn ich noch mal auf das Fegefeuer zurückkomme, dann kann ich euch verraten, dass man Uriel auch den Herrn des Fegefeuers nennt. Der reinigenden Flammen, die aus einem Menschen das machen, was er letztendlich ist.«
»Und wenn ein Monster zurückblieb?« flüsterte Sheila.
»So ist es. Und ich bin sehr gespannt, was von euch zurückbleibt. Diese Welt gehört ihm. Menschen, die mit dieser Dimension Kontakt aufnehmen, finden hier etwas wieder, das sie sich gewünscht haben. Manchmal wird ihnen erlaubt, den Stimmen und den Botschaften der Toten zu lauschen. Dann aber gibt es Menschen, die nichts Besonderes sind und die in dieser Welt bleiben sollen.«
»Hat das Uriel entschieden?« fragte Bill.
»Nein, Abraham. Uriel hält sich gern im Hintergrund. Er braucht so etwas nicht. Er hat nur die Oberaufsicht, und wenn ihr euch mit ihm beschäftigt, werdet ihr herausfinden, dass er sehr zwiespältig ist und in verschiedene Richtungen tendiert. Er war schon immer eine gespaltene Person und nie so wie die anderen Engel. Er lässt auch andere Regeln gelten, und wenn es wirklich wichtig ist, schickt er das reinigende Feuer. Damit trennt er die Spreu vom Weizen.«
»Was bist du?« fragte Sheila.
»Ich bin der Weizen.«
»Dann ist dieser Abraham die Spreu?«
Die Antwort klang etwas rätselhaft. »Der Flammenengel hat ihn nicht verbrennen lassen. Es hat ihm sogar die Chance gelassen, in die normale Welt zu treten, um sich dort die Menschen zu holen, die er will. Das ist alles.«
»Wie uns«, sagte Bill.
Mona breitete die Arme aus. »Sicher, wie euch, das ist klar. Ihr gehört schon fast zu ihm, aber ihr werdet nicht darum herumkommen, die Feuertaufe zu bestehen.«
Sheilas Herz pochte plötzlich schneller. Sie ging davon aus, dass Bill ebenso reagierte. Eine Frage lag ihr auf der Zunge, aber Bill stellte sie.
»Wie sieht die Feuertaufe aus?«
Mona flüsterte die Antwort: »Die Flammen werden euch reinigen und euch auf euer neues Leben vorbereiten…«
***
Nachdem mich der Mann über seine Funktion aufgeklärt hatte, war ich zunächst mal zufrieden, auch wenn er nicht eben wie ein Hausbesitzer aussah.
Wer lief schon in einer so ungewöhnlichen Kleidung herum? Zumindest nicht als normaler Mensch. Die Jacke oder der Umhang reichte ihm bis weit über die Knie hinweg. Die Ärmel waren so lang, dass ich seine Hände nicht sehen konnte. Ich ging davon aus, dass er sich aus einem bestimmten Grund so kleidete, und so konzentrierte ich mich mehr auf das Gesicht
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