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1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

Titel: 1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hervorkam.
    Wer eine dämonische Macht besaß – und das traute Bill dieser Frau durchaus zu –, der war auch in der Lage, mit dem Feuer zu spielen oder es zu beherrschen.
    Ab und zu streckte Sheila den rechten Arm zur Seite, um die Zweige der Büsche zu berühren. Sie fasste zu, aber auch hindurch, und es fiel ihr auf, dass der sommerliche Vorgarten steril war. Da gab es kaum Farben, keine Gerüche. Alles war in ein schon düsteres Grau getaucht.
    Sheila und Bill schritten durch eine Illusion. Aber wer hatte sie geschaffen?
    Sheila dachte über den Namen Abraham nach, den Mona ihnen genannt hatte. Möglicherweise war er der Herrscher in dieser Welt und einer, der sie nach Belieben manipulieren konnte.
    »Und dabei haben die Menschen nur mit ihren Verstorbenen im Jenseits sprechen wollen, oder nicht?«
    »So ist es, Sheila.«
    »Du auch?«
    Beide hatten noch Zeit und konnten sich unterhalten.
    »Nein, Sheila, ich nicht«, sagte Bill. »Ich bin nur dort gewesen, um herauszufinden, ob alles stimmt. Man hat mir gesagt, dass es keine Täuschung ist, dass man nicht reingelegt wird, und das entspricht auch den Tatsachen. Dass es jedoch so kommen würde, damit habe ich nicht rechnen können. Sorry, das hatte ich nicht vorgesehen. Ich wollte nur über das Phänomen berichten und hatte wohl den richtigen Riecher.«
    »Das allerdings.« Sheila lachte bissig. »Jetzt sitzen wir beide in der Falle. Von irgendwelchen Toten haben wir auch nichts gesehen, die mit uns Kontakt aufnehmen wollen.«
    »Es war eben eine Falle.«
    »Genau, Bill. Und du bist darauf reingefallen. Aber ich wäre es auch. Statt uns mit Toten kommunizieren zu lassen, hat man uns gekidnappt, wobei einer von uns noch frei ist.«
    »Du meinst John.«
    »Ja. Den kriegen sie nicht. Es sei denn, er geht den gleichen Weg wie wir – nur freiwillig.«
    »Und was ist mit diesem Abraham?« fragte Bill gedehnt. »Ist er wirklich das Skelett mit dem Menschenkopf?«
    »Du hast ihn doch gesehen.«
    »Ja, er erschien aus dem Tisch, und ich bin der Ansicht, dass er sich in beiden Dimensionen gleich locker bewegen kann. So und nicht anders sehen die Tatsachen aus.«
    »Und vergiss nicht, dass er sich als Sammler sieht. Er will bestimmte Personen um sich haben. Vielleicht will er so den Kontakt zu unserer Welt halten.«
    »Alles ist möglich.«
    Die beiden schwiegen, denn sie hatten die Auffahrt und damit auch den Vorgarten hinter sich gelassen.
    Ein ungewöhnliches Bild bot sich ihnen. Sie standen vor ihrem eigenen Haus und wussten, dass es sich dabei um ein Trugbild handelte, obwohl alle Details stimmten. Man schien es Stein um Stein abgetragen zu haben, um es in diesem Reich wieder aufzubauen.
    Sie schauten die Haustür an, und sie spürten, dass ihnen ein Schauer über den Rücken rann. Es fiel ihnen schwer zu atmen.
    Von Mona sahen sie nichts.
    »Sie ist drin«, sagte Sheila leise.
    Bill nickte. »Und sie hat dabei nicht mal die Tür geöffnet. Das hätten wir gesehen.«
    »Okay. Gehen wir weiter?«
    Bill lächelte schief. »Bleibt uns etwas anderes übrig?«
    »Wohl nicht.«
    »Dann komm.«
    Beide hatten den letzten Dialog sehr locker geführt. Sie rissen sich zusammen und sie sahen es in diesen Augenblicken als positiv an, nicht allein zu sein. Das war wichtig. Sie fassten sich wieder an den Händen. Automatisch war das geschehen, und es tat ihnen beiden gut, dass sie sich gegenseitig berührten.
    Vor ihnen lag die Haustür. Es wäre normal gewesen, hätte einer von ihnen einen Schlüssel hervorgeholt, um die Tür aufzuschließen, aber das brauchten sie nicht. Das hatte auch Mona nicht gemusst, und Bill deutete durch sein Nicken an, dass er den Anfang machen wollte.
    »Ich gehe vor…«
    Der erste Schritt, das Ausstrecken der rechten Hand, die Berührung an der Haustür, die keine war, denn Bill konnte ungehindert weitergehen.
    Sein Herz klopfte schon schneller. Er war voller Erwartung und wurde trotzdem von einer kalten Furcht erfasst. Immer wieder fragte er sich, was sie hinter den Mauern erwarten würde. Ein Orkan aus Feuer oder nur diese Mona?
    Bill stand im Haus.
    Er drehte sich um.
    Sheila folgte ihm. Auf ihren Lippen lag ein angespanntes Lächeln.
    Ihre Augen bewegten sich. Sie schaute nach rechts und nach links und nahm das gleiche Bild auf wie Bill.
    Ein menschenleeres Haus.
    Aber mit allem versehen, was es im Inneren gab. Als hätte ein begabter Zeichner alles nachgemalt. Sie sahen das Haus so vor sich, wie sie es verlassen hatten, was beide kaum fassen

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