1464 - Das Phantom von Phönix
sagen können: Pradu men Kaan ging in seiner Arbeit auf. Aber das traf nicht ganz den Kern der Sache. Pradu arbeitete nicht um der Arbeit willen. Er war fest davon überzeugt, daß er zur erhöhten Sicherheit der Freihändlerwelt beitragen könne: er, der Akone. Er gehörte der Organisation der Freihändler seit dem Jahr 1139 an. Er war einer der Unglückseligen, die mit ihrem Raumschiff gegen den Chronopuls-Wall angerannt waren. Er war der Kommandant des exilakonischen Raumschiffs THAAMA NIR gewesen. Seine Mannschaft hatte bei der Begegnung mit der Wahnsinnsbarriere den Tod gefunden - entweder sofort infolge irreversibler Verwirrung, die die rückwärts laufende Zeit im Stoffwechselsystem auslöste, oder Stunden bis Tage später unter dem Einfluß des Traumas, das durch den Irrsinn bewirkt wurde. Er selbst war halb wahnsinnig geworden. Aber es war ihm noch gelungen, die THAAMA NIR auf Auswärtskurs zu steuern. Er war tagelang bewußtlos gewesen, und als er wieder zu sich kam, hatte er die Stimme des Eremiten von Satrang gehört.
Er war auf Satrang gelandet, mit einem der Beiboote der THAAMA NIR. Geoffry Waringer hatte ihn geheilt, und als Pradu men Kaan die Frage gestellt wurde, ob er sich der Organisation der Freihändler anschließen und gegen die Tyrannen der Milchstraße kämpfen wolle, da hatte er mit Überzeugung bejaht. Er war mit anderen Geheilten nach Phönix transportiert worden und hatte dort am Ausbau der Organisation gearbeitet. Er besaß umfangreiche technisch/wissenschaftliche Kenntnisse und war ein echter Gewinn für die Freihändler, denen es im Durchschnitt an einschlägiger Ausbildung mangelte. Im Lauf der Jahre hatte sich die Frustration seiner bemächtigt, weil es der Organisation nicht gelang, auch nur einen entscheidenden Schlag gegen die Cantaro zu führen. Der Gegner war zu übermächtig, der Wall, der die Milchstraße umschloß, undurchdringlich. Die Freihändler waren dazu verurteilt, in ohnmächtiger Wut die Fäuste zu ballen.
Dann waren die Dinge in Bewegung geraten - nicht etwa aufgrund einer Initiative der Widerständler, sondern weil die Herren der Milchstraße offenbar die Möglichkeit besaßen, jeden Schritt des mit 695 Jahren Verspätung heimgekehrten Perry Rhodan zu verfolgen. Davon hatte man durch Icho Tolot erfahren, der auf Phönix haltgemacht hatte, bevor er zur Großen Magellanwolke weiterflog, um dort nach den Spuren seines verschollenen Volkes zu forschen. Wenn aber die Cantaro jeden Ort kannten, an dem sich Perry Rhodan bisher aufgehalten hatte, dann kannten sie auch die Stützpunktwelt Phönix, und man konnte sich an den Fingern einer Hand abzählen, daß sie den Planeten der Freihändler eines Tages angreifen würden. Ob ihnen die Widerständler gefährlich werden konnten oder nicht, spielte bei solchen Überlegungen keine Rolle. Die Cantaro waren technisch weit überlegen, und die bisherige Untätigkeit der Widerständler hatte in eben dieser Überlegenheit ihren Grund. Aber die Tyrannen konnten es sich aus psychologischen Gründen nicht leisten, einen Herd des Widerstandes längere Zeit existieren zu lassen. Gerade ihre technische Vorrangstellung verlangte, immer wieder unter Beweis gestellt zu werden. Die Vernichtung der Freihändlerorganisation auf Phönix würde ein Signal an alle Galaxien der Lokalen Gruppe senden: Den Herren der Milchstraße widersetzt sich niemand!
Pradu men Kaans Frustration hatte sich sofort verflüchtigt, als er erkannte, daß es von jetzt an um das Überleben der Freihändler ging. Die Widerständler hatten es nicht geschafft, dem Feind den Kampf anzutragen. Jetzt kam der Feind, um den Freihändlern die Hölle heiß zu machen. Anfangs hatte es lange Überlegungen gegeben, ob man es wagen dürfe, den Überfall der Cantaro abzuwarten. Es wäre ohne weiteres machbar gewesen, Phönix zu evakuieren. Man hatte Bestandsaufnahme gemacht und ermittelt, daß es möglich sein müsse, einen cantarischen Angriff - solange er nicht von einer nach mehreren Tausenden von Schiffen zählenden Flotte durchgeführt wurde - mit den vorhandenen Mitteln abzuwehren. Gerade während der vergangenen zehn Monate hatte es auf der Freihändlerwelt bahnbrechenden technischen Fortschritt gegeben, nicht zuletzt dank der Aktivität der Wissenschaftler der LACRIMARUM. Auf allen Gebieten, von der Waffentechnik über die Ortung bis zum Ortungsschutz hatte man namhafte Erfolge erzielt. Ronald Tekener hatte sich sofort an die Arbeit gemacht, die Verteidigungsanlagen auf den
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