1466 - Tödliche Küsse
schon eine Spur?«
Jane wiegte den Kopf. Sie sah sehr nachdenklich aus. »Wenn überhaupt, dann würde ich von einer halben sprechen.«
»Okay, wir hören.«
Jane feuchtete noch mal ihren Mund mit einem Schluck Wasser an und kam zur Sache. Sie war es gewohnt, knapp und präzise zu berichten und nur das Wesentliche zu sagen. Sie ließ nichts Wichtiges aus.
Dass die Verschwundene die Frau eines hohen Militärs war, machte die Sache nicht leichter, denn das hätte sich zu einem Politikum ausweiten können, und deshalb fragte ich: »Was hat Mr. Hellman denn schon alles unternommen, um seine Frau zu finden?«
»Nichts.«
»Wie?«
»Schau nicht so verwundert, John. Er hat praktisch nichts unternommen – nur mich engagiert. Es hat sich noch nicht herumgesprochen, die Vorgesetzten sind von ihm nicht informiert worden, und man hat auch nicht versucht, Hellman zu erpressen. Aber seine Frau ist weg und hat kein Zeichen hinterlassen. Kein Anruf, keine E-Mail, kein Brief – nichts.«
Wir schauten uns an, und Suko sagte: »Das ist in der Tat verdammt seltsam.«
»So sehe ich die Sache auch.«
»Und hast du mit Hellman über ein Motiv gesprochen?« fragte ich.
»Ja, das habe ich.« Jane lächelte etwas abwertend. »Wenn du Hellman hörst, führen die beiden die ideale oder perfekte Ehe. Du glaubst gar nicht, wie toll sie sind.«
»Was dir nicht gefällt.«
»Genau. Für den Commander mag das der Fall sein, aber für seine Gattin?« Sie hob die Schultern, und der Begriff frustrierte Ehefrau war zu hören.
»Ich kenne mich da nicht aus. Aber du sagst das so überzeugt. Bist du dir deiner Sache so sicher?«
»Ja.«
»Toll…«
»Lass den Spott, John, denn jetzt folgt das Wichtigste. Ich habe mich mit der Erlaubnis ihres Mannes in ihrem Zimmer umgesehen und auf einer Rechnung diese Telefonnummer gefunden.« Aus ihrer Hosentasche holte sie einen Zettel und hielt uns die Rückseite entgegen, damit wir die Nummer sahen.
»Gut«, meinte Suko. »Jetzt musst du uns nur erklären, wem die Nummer gehört.«
»Deswegen bin ich ja bei euch.«
Wir verstanden beide recht schnell. »Das heißt, du weißt nicht, welcher Mensch sich dahinter verbirgt?«
»So ist es.«
Suko und ich warfen uns einen Blick zu. Die Sache war klar und lag auf der Hand. Jane wollte, dass wir herausfanden, wem der Anschluss gehörte.
»Hast du schon selbst einen Versuch unternommen?«
»Ja.«
»Dann sind wir ja überflüssig.«
»Wenn alles normal liefe, schon. Ich habe mit einem Mann gesprochen. Allerdings mit einem besonderen Menschen, was seinen Beruf angeht.« Sie lächelte kurz. »Man sagt wohl Callboy dazu.«
»He.« Ich hob die Hände. »Das ist also der Mann für frustrierte Ehefrauen.«
»So muss man es sehen.«
»Und weiter?«
»Nun ja, ich wollte ihn besuchen. Er hat heute keine Zeit. Ich soll morgen zu ihm kommen und noch mal anrufen.«
»Hat der Mensch auch einen Namen?« fragte Suko.
»Bestimmt. Nur hat er ihn mir nicht gesagt. Ich habe ihm schon erklärt, dass ich Jane heiße, und habe auch von Sue Hellman als Freundin gesprochen. Er ist darauf leider nicht eingegangen. Ich kenne nur die Nummer, aber ich weiß nicht, wie er heißt und wo er wohnt. Deshalb bin ich ja zu euch gekommen.«
Ich runzelte die Stirn. »Der Fall scheint dir verdammt wichtig zu sein – oder?«
Jane bejahte. »Er ist mir wichtig. Ich werde das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckt. Ich halte erst den Anfang einer Spur in meiner Hand. Noch hört sich alles sehr harmlos an, aber ich weiß nicht, ob ich das wirklich glauben soll.«
Suko sprach über seinen Schreibtisch hinweg. »Dass er seinen Namen nicht sagen wollte und seine Adresse noch nicht beim ersten Kontakt preisgab, finde ich nicht so ungewöhnlich. Diese Männer sind verdammt vorsichtig. Sie lieben die Anonymität und geben die Informationen nur an bestimmte Personen preis. Unter anderem an ihre Kundinnen, eben diese frustrierten Ehefrauen, wobei der Mann denkt, es sei alles in Ordnung.«
»Ich stimme dir zu«, antwortete Jane. »Das ist alles richtig. Aber mir macht das Verschwinden dieser Sue Hellman zu schaffen. Deshalb glaube ich daran, dass da etwas sein muss.«
»Hältst du sie schon für tot?«
Jane nickte Suko zu. »Ja, diese Möglichkeit ziehe ich in Betracht. Wobei ich mit dem Commander nicht darüber gesprochen habe. Er will an ein derartiges Ende seiner Frau erst gar nicht denken.«
»Kann ich verstehen.«
Ich hatte mir den Zettel geschnappt, auf dem die Nummer
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