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1468 - Tanz im Totenreich

1468 - Tanz im Totenreich

Titel: 1468 - Tanz im Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht.
    Das Schicksal lastete schwer auf ihr, denn aus ihren Augen rannen Tränen und hinterließen nasse Spuren auf ihren Wangen…
    ***
    Selbst die Dunkelheit der Nacht hatte die drückende Schwüle nicht vertreiben können, was auch daran lag, dass kein Windhauch durch die Straße wehte. Wer bei diesen Bedingungen gut schlafen konnte, der war ein Glückspilz.
    Ich jedenfalls gehörte nicht zu diesem Personenkreis. Die Schwüle, die warme Luft, die Ausdünstungen der Häuser, die sich tagsüber mit Hitze voll gesogen hatten und sie jetzt wieder abgaben, war schon etwas, das mir auf die Nerven ging.
    Vor Mitternacht jedenfalls lag ich nicht im Bett, und wenn ich dann lag, war es noch immer ein Problem mit dem Einschlafen. Ich lag dann da, oft den Kopf voller Gedanken, und schaute gegen die sich schwach über mir abmalende Decke.
    Irgendwann schlief ich dann trotzdem ein und erwachte am Morgen oft in Schweiß gebadet. Da freute man sich dann besonders auf die Dusche, unter die ich mich bei solchen klimatischen Verhältnissen auch vor dem Gang ins Bett stellte.
    Es war so gegen 22 Uhr, als ich zurückkehrte. Man konnte nicht davon sprechen, dass die Dunkelheit bereits über das Tageslicht gesiegt hatte. Es waren die längsten Tage und kürzesten Nächte des Jahres.
    Suko war schon längst gefahren. Er und Shao hatten sich mit Freunden verabredet. Ich hatte eigentlich mitkommen sollen, aber ich hätte mich nur als das dritte Rad am Wagen gefühlt. Da sollten sie mit ihren Vettern und Cousinen lieber unter sich bleiben und ein mehrgängiges chinesisches Essen genießen.
    Ich blieb allein. In einem Lokal hatte ich etwas gegessen. Einen großen Salatteller mit Putenfleisch. Dazu hatte ich zwei Bier getrunken, denn ich war ohne den Rover unterwegs. Der stand in der Tiefgarage. Ich würde ihn erst am nächsten Morgen gebrauchen. Zum Yard waren Suko und ich mit der U-Bahn gefahren.
    Der Tag war auch nicht besonders gewesen. Ich hatte noch mit Bill Conolly telefoniert und ihm von meinem letzten Fall berichtet, bei dem vor allen Dingen Bills Sohn eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hatte. Es war uns gelungen, weitere Morde eines regelrechten Unholds aus dem Sumpf zu verhindern, aber wir hatten auch Glück dabei gehabt, denn hätte Mandragoro mir nicht geholfen, hätte ich wohl kaum noch ein Bier trinken können. Ich verdankte ihm praktisch mein Leben.
    Ohne Glück kommt man nicht durchs Leben. Das hatte ich schon öfter festgestellt, und deshalb hatte ich mich auch gefreut, ein oder zwei Bier trinken zu können.
    Danach machte ich mich zu Fuß auf den Heimweg. Ich brauchte nicht weit zu gehen, aber ich überlegte mir schon nach hundert Metern, ob ich nicht doch ein Taxi nehmen sollte, denn die Flüssigkeit, die ich zu mir genommen hatte, schwitzte ich jetzt wieder aus. Klar, wer sich bewegte, der hatte eben das Problem.
    In London war es nie still. Auch in der Nacht nicht. An diesem späten Abend erlebte ich die besonderen Geräusche. Da kamen sie mir doppelt so laut vor. Ich hörte alles sehr deutlich und es gab keinen Wind, der die Laute von mir weggetragen hätte.
    Ich war nicht allein unterwegs. Viele Menschen suchten lieber das Freie auf, als in den Wohnungen zu hocken. Nicht nur in den Lokalen saß man zusammen. Wer genügend Platz hatte, der saß vor seinem Haus oder hatte es sich, wenn möglich, in einem Hinterhof oder in einem kleinen Garten gemütlich gemacht.
    Das hätte ich auch gekonnt, wäre ich zu meiner Freundin Jane Collins gefahren, doch den Zeitpunkt hatte ich irgendwie verpasst. Außerdem fühlte ich mich nicht besonders.
    Irgendwie steckte jedem Menschen die verdammte Schwüle in den Knochen. Da spielte das Alter kaum eine Rolle. Das traf Kinder ebenso wie Großväter, nur verkrafteten es die Kinder besser.
    Ich blieb hart, nahm kein Taxi und bewegte mich zu Fuß weiter.
    Die beiden hohen Häuser waren bereits zu sehen. In einem von ihnen wohnte ich. Sie sahen aus wie moderne Burgen, und hinter vielen Fenstern brannte Licht.
    Vor den Häusern gab es Parkplätze. Wer seinen Wagen nicht in der Tiefgarage abstellte, konnte das dort tun, musste aber mit dem Risiko leben, dass sein Fahrzeug hin und wieder aufgebrochen wurde. Da mein Dienstrover in der Tiefgarage stand, brauchte ich mir darum keine Sorgen zu machen.
    Wer sich zu Fuß bewegt, kann abkürzen, und genau das tat ich auch. Ich kannte die Schleichwege. Einer davon führte durch eine Straße, die den Namen nicht verdiente. Es war mehr eine Gasse.

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