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147 - Stunde X

147 - Stunde X

Titel: 147 - Stunde X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zwei wie wir auf derselben Seite kämpfen, was?«
    ***
    Südengland, Mitte September 2521
    Insekten und Spinnen, eindeutig. Ziemlich große Insekten und Riesenspinnen zwar – der Gelbschwarze auf der Flugandrone war sicher schwerer als ein durchschnittlicher Mann – aber es waren Insekten und Spinnen. Colonel Ringo Muzawi konnte die Bilder des Panoramadisplays so lange und so intensiv anschauen, wie er wollte, es blieb dabei. »Was halten Sie davon, Junior?«
    »Davon sollten wir uns nicht beeindrucken lassen, Colonel«, sagte James Dubliner jun. Der junge Captain zuckte mit den Schultern. »Drax sprach von käfer- und spinnenartigen Mutanten, die in Aachen leben. Hab ich in seinem Memo gelesen.« Dubliner jun. zoomte den exotischen Tross entlang der Steilküste näher heran. »Die Lady auf der Mega-Ameise scheint ihre Königin zu sein. Hat eine offizielle Einladung zum Kriegsrat in der Tasche. Stand auch in dem Bericht.«
    »Fast die Hälfte der Gestalten dort unten sind Menschen«, sagte der einäugige Muzawi. »Verbündete vom Festland vermutlich. Frag mich bloß, warum sie ihren Schwimmpanzer am Strand zurückgelassen haben.«
    »Vielleicht defekt?« Wieder zuckte Dubliner jun. mit den Schultern. Den Enkel des vor fünf Jahren gefallenen Prime von Salisbury brachte so schnell nichts aus der Balance.
    »Wahrscheinlich haben sie sich an der französischen Küste mit den Mutanten zusammengetan.«
    Er betrachtete den Monitor über der Konsole seiner Ortungsinstrumente. Der lieferte derart scharfe Bilder, dass er sogar die langen schwarzen Krallen an den Händen der Frau im Sattel des Fluginsekts erkennen konnte. »Mehr Sorgen als die Mutanten machen mir ehrlich gesagt ihre menschlichen Kompagnons. Wenigstens einem scheint das Blut zu kochen.«
    Muzawi betrachtete die Abbildung auf dem Monitor der Infrarotortung. Wahrhaftig: Eine der knapp zwei Dutzend Wärmequellen dort unten am Ufer der Themse strahlte dermaßen intensiv, dass man meinen könnte, ein Heizkissen angepeilt zu haben. »Verfluchte Scheiße!«, knurrte er.
    »Und jetzt?«, fragte der hoch gewachsene, blonde Captain.
    »Was machen wir jetzt? Wenn wir ihn angreifen, ziehen wir möglicherweise Verbündete in Mitleidenschaft.«
    »Angreifen?!« Muzawi verdrehte sein rechtes Auge. Sein linkes hatte er vor fünf Jahren in der Schlacht gegen die Nordmänner verloren; genau wie sein linkes Bein. »Himmel, Junior – hast du eventuell noch andere Alternativen im Repertoire als immer nur Angriff?« Muzawi, ein besonnener Mann, war klein und hatte dunkelbraune Mandelaugen. Seine Vorfahren waren Perser gewesen. »Beobachten wir erst einmal weiter.«
    Scout VII, einer von vier EWATs der Community Salisbury, die seit ein paar Tagen hier an der Südküste patrouillierten, zog eine weite Schleife über dem Tross aus Menschen und Mutanten. Der hatte längst Halt gemacht. Die Menschen blickten hinauf zu ihnen; die Insektoiden ebenfalls, so weit man das beurteilen konnte.
    »Da – jetzt dimmt er seine Wärmeausstrahlung!«, meldete Dubliner jun. aufgeregt und wies auf den Infrarot-Schirm. »Also besteht kein Zweifel mehr!«
    Muzawi bog das Mikro zu sich. »Scout VII an Scout II, kommen.«
    »Wir hören, Colonel«, tönte eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher. Scout II flog etwa dreißig Kilometer entfernt in der Region der Themsemündung. Die anderen beiden EWATs patrouillierten zurzeit weiter entfernt.
    »Wir haben hier eine zweiundzwanzigköpfige Gruppe aus Mutanten und Menschen aufgespürt. Sind zu Fuß und mit zwei Andronen unterwegs. Teilnehmer der großen Konferenz, wie es aussieht. Einer gibt laut Infrarotortung mehr Wärme ab als ein Triebwerksreaktor.«
    »Sie melden eine Daa’muren-Sichtung?«
    »Nennen Sie’s, wie Sie wollen, jedenfalls brauchen wir Sie hier…!«
    »Hey!« Dubliner jun. sprang auf und deutete auf das Panoramadisplay. In der Reisegruppe fünfundzwanzig Meter unter ihnen war ein Tumult ausgebrochen. »Die fangen an sich zu prügeln…!«
    ***
    Moskau, Mitte September 2521
    »Ein Meer aus Blut! Dampfschwaden sammelten sich darüber und stiegen zum Himmel auf…«
    Ein paar Fackeln brannten an den Säulen rechts und links des Mittelgangs. Durch die vernagelten Fenster der Kathedrale des Heiligen Basilius drang kein Lichtstrahl. Erzvater war äußerst lichtempfindlich; nicht seine Augen, sondern seine Haut.
    »… auf einmal zerrissen die dunklen Dampfschwaden unter dem Himmel. Die Sonne trat hervor, und ihr gnadenloses Licht traf das

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