147 - Stunde X
Matt einen guten Teil des ehemaligen West End: die Westminster Bridge und die Wege und Pfade, die aus den gegenüberliegenden Ruinen zu ihr führten; das Themse-Ufer hinauf bis zur Ruine der Waterloo Bridge und nach Süden hinunter fast bis zu den Pfeilern der Vauxhall Bridge; im Westen den Urwald, der vom einstigen Green und St. James’s Park aus die Ruinen, die Mauerreste und die Schutthalden fast vollständig überwucherte; und natürlich die Houses of Parliament. Der riesige Gebäudekomplex war bereits zur Hälfte wieder restauriert.
Von seinem Posten aus hatte er im Lauf des Tages auch Delegationen einiger Bündnispartner anreisen sehen. Am frühen Vormittag war der Prime von Salisbury, Sir Leonard Gabriel, mit einem EWAT über den südlichen Ruinenwäldern Londons aufgetaucht, am Nachmittag ging ein Panzerfahrzeug spanischer Technos im neuen Hafen an Land. Wenig später machte ein Zweimaster aus Plymeth im Hafen fest. Wen er bisher noch nicht unter den Anreisenden entdeckt hatte, war Ch’zzarak, die Insektenkönigin aus dem ehemaligen Aachen. Sie hatte ihre Teilnahme fest zugesagt und hätte eigentlich längst in London sein müssen. Matt war beunruhigt.
Jetzt näherte sich ein Fahrzeug von Nordosten. Der blonde Commander setzte das Binocular an die Augen: ein AMOT!
(AMOT = Autarker, multipel einsetzbarer Operations-Tank) Nur die Bunkerliga des ehemaligen Russlands benutzte derartige Fahrzeuge. Und somit auch Mr. Black. »Zaritsch« nannte man den einstigen Untergrundkämpfer aus Washington mittlerweile in Moskau. Abgesehen von den Nordamerikanern hatten Black und die Moskauer die weiteste Anreise.
Das Glas an den Augen, ließ Matt seinen Blick einmal um dreihundertsechzig Grad über Strom, Ruinen, Wald und das alte Parlament gleiten. Die Sicherheitstruppen hielten ihre Posten: Acht Patrouillen der Lords kontrollierten die wichtigsten Zufahrtswege zu den Houses of Parliament, ein Dutzend schwer bewaffneter Doppelposten der Community-Force bewachte den Strom, und drei in den Ruinen und den Wäldern stationierte EWATs beobachteten die Umgebung der ehemaligen Metropole mit ihren Ortungsinstrumenten. Ein vierter Flugpanzer stand über den Houses of Parliament auf dem Dach des vollständig restaurierten Victoria Tower. Außerdem patrouillierten vier EWATs der Community Salisbury seit sechs Tagen entlang der Südküste der britischen Hauptinsel.
Die Sicherheitsvorkehrungen im Vorfeld des Kriegsrates waren perfekt. Die Community-Force von Salisbury unter General Emily Priden organisierte und verantwortete sie.
Ihre möglicherweise wichtigste Waffe konnte Matt nicht sehen. Die hielt sich in einem kleinen Gebäude rechts des Außenschotts zur unterirdischen Bunkerstadt der Community London auf, im ehemaligen Garnisonsquartier. Über das Außenschott erreichte man jetzt auch die restaurierte Westminster Hall, in der die Konferenz tagen würde, und daneben, im ehemaligen Garnisonsquartier, waren zurzeit drei Nosfera und Aruula stationiert. Sie hatten den Auftrag, jeden telepathisch zu kontrollieren, der die Westminster Hall betrat, um am Kriegsrat teilzunehmen.
Es war nicht auszuschließen, dass die Daa’muren Wind von der geplanten Strategiekonferenz bekommen hatten und einen Spion einzuschleusen versuchten.
Matt setzte das Binocular ab und aktivierte sein zweites Funkgerät. »Drax an Zentrale, wo bleibt die Ablösung?«
»Ist unterwegs«, lautete die knappe Antwort.
Der Mann aus der Vergangenheit hatte es plötzlich eilig: Zum einen wollte er Mr. Black begrüßen, zum anderen die Nachricht von der Absage Rulfans den Kommandanten persönlich überbringen.
Ein paar Minuten später stieg ein Captain der Community-Force das notdürftig reparierte Treppenhaus der Ruine herauf.
Matthew Drax machte Bericht und überließ ihm den Beobachtungsposten. Danach verließ er die Ruine des ehemaligen Verteidigungsministeriums. An der Themse entlang lief er zu den Houses of Parliament. Deren Nordfassade mit Big Ben, der Westminster Hall und dem Victoria Tower war fast vollständig wieder hergestellt. Rötlicher Sandstein statt schwarzem Gemäuer und Rankengewächsen, Fensterscheiben statt toten Maueröffnungen und frisch gedeckte Dächer statt Löchern, aus denen Bäume wuchsen. London gewann langsam wieder seine alte Schönheit zurück…
Vor dem kleinen Nebengebäude seitlich des Haupteingangs blieb Matthew stehen und sah zu dessen Tür. Aruula. Soviel Zeit musste sein. In den letzten Tagen der Konferenzvorbereitungen
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