147 - Stunde X
hatten sie kaum vier Sätze miteinander gesprochen.
Jemand öffnete die Tür von innen – Aruula. Sie musste sein Kommen erlauscht haben. Die Barbarin, die sich der Bitte der Queen gebeugt und ihren meist blanken Busen mit einer Lederweste verhüllt hatte, lehnte gegen den Türrahmen und lächelte wehmütig. »Hallo, Commander! Sie haben Ähnlichkeit mit einem Mann, der früher hin und wieder behauptete, keinen Tag ohne mich leben zu können. Wenn Sie den treulosen Kerl zufällig irgendwo sehen, richten Sie ihm bitte aus, dass ich mich kaum noch an ihn erinnern kann…«
»Rede keinen Unsinn.« Er drängte die Barbarin ins Haus hinein, drückte die Tür hinter sich zu, umarmte Aruula und küsste sie. »Ich liebe dich doch…«
»Auch eine blutrünstige Wilde möchte das manchmal spüren«, flüsterte sie. »Und nicht nur in ein oder zwei Nächten im Monat…« Sie zog ihn in einen Nebenraum, in dem ein Tisch und ein paar Stühle standen, schob den Türriegel in die Wandlasche und drängte ihren Geliebten zu einem der Stühle.
Ehe der Mann aus der Vergangenheit sich versah, rutschten ihm die Hosen über die Kniekehlen, und er spürte das kalte Holz unter der nackten Haut. »O Maddrax…« Eine hungrige Frau schwang ihr Bein über seine Schenkel und sank auf seinen Schoß. »O Maddrax… manchmal habe ich solche Angst, wir könnten uns verlieren…« Ihre Lippen verschlossen seinen Mund, ihre Zunge tanzte um seine, und ihre Körper drängten sich ineinander. Es war ein kurzer, die Sinne betörender Rausch, und er war allzu schnell wieder vorüber.
Später halfen sie sich gegenseitig ihre Kleider zu ordnen. »Ich komme jetzt öfter hierher«, grinste Drax. Er schloss ihr die Lederweste über den Brüsten.
»Ich warne dich«, scherzte Aruula. »Ich stehe auf Männer der Tat, und du redest mir ein bisschen zu viel.«
»Warte es ab.« Wieder zog er sie an sich. Lange küssten sie sich. Auf einmal fasste er ihre Schultern, schob sie ein Stück von sich weg und sah ihr mit plötzlichem Ernst in die Augen. »Ich kenne sie auch, diese Angst, Aruula. Wir erleben gefährliche Tage und wissen nicht, ob wir sie überleben werden…«
»So meine ich das nicht, Maddrax. Ich habe Angst, dass unsere Herzen sich verlieren. Manchmal bist du mir so fern…«
»Nicht doch…! Wenn wir das hier überleben, kommen wieder bessere Tage. Unsere Herzen werden sich nie verlieren. Aber wer kann sagen, wie die Schlacht gegen die Daa’muren für uns beide ausgeht?«
Sie machte sich von ihm los, lehnte gegen die Tür und sah ihn an. »Niemand kann das sagen.« Ihr schönes Gesicht nahm einen harten Zug an. »Niemand hier weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Deswegen komme zu mir, so oft du kannst.«
»Rulfan nimmt nicht am Kriegsrat teil«, sagte Matt übergangslos.
»Schade. Warum nicht?«
»Er will seine Kämpfer nicht allein lassen, sagt er.«
»So, sagt er das. Ich glaube den wirklichen Grund zu kennen.«
»Wir kennen ihn beide.« Matt senkte den Blick, ging zum Fenster und stützte sich mit beiden Händen dagegen. »Er ist ein guter Mann«, seufzte er. »Der beste, den ich kennen gelernt habe in dieser Welt, in dieser Zukunft. Und er liebt dich immer noch, ganz egal was er behauptet.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Weil… nun ja. Falls mir etwas zustößt… ich meine… Ich würde mich besser fühlen, wenn ich Rulfan an deiner Seite wüsste, falls ich…«
Aruula lief zu ihm, packte ihn und drehte ihn zu sich.
»Spinnst du?«
»Es ist mein Ernst. Wenn einer für dich sorgen kann, wenn dich einer beschützen kann, dann er!«
»Für mich sorgen? Mich beschützen? Erst machst du fegaashaa mit mir, und dann suchst du Streit?« Sie stieß ihm die Fäuste gegen die Brust. »Wie viel hast du eigentlich kapiert in all den Jahren…?!«
Ein akustisches Funksignal piepste los. Matthew Drax zog ein Funkgerät aus einer Beintasche, schneller als es nötig gewesen wäre. »Drax?«
»Kommen Sie bitte in die Einsatzzentrale, Commander.« Die Stimme der Priden klang alles andere als entspannt.
»Feindberührung an der Südküste. Diese insektoiden Mutanten aus Aachen sind in Schwierigkeiten…«
***
Südengland, Mitte September 2521
Zuerst stotterte das Triebwerk des Schwimmpanzers, dann trieb eine starke Strömung sie viel zu weit nach Osten, und als der Panzer schließlich an Land ging und ein paar Meter über einen Kiesstrand gekrochen war, quittierte der Antrieb endgültig seinen Dienst.
»Die Reise steht unter keinem
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