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1470 - Der Wechselbalg

1470 - Der Wechselbalg

Titel: 1470 - Der Wechselbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lebt.«
    »Gut.« Rooney deutete auf die Treppe. »Bringen Sie ihn bitte nach unten.«
    »Klar, machen wir.«
    Suko hatte sich um Seth gekümmert. Die beiden schienen sich zu verstehen. Sie lächelten sich an, und Suko hatte eine Hand auf Seths linke Schulter gelegt.
    Ich zwinkerte Suko zu, der den Anfang machte. Er hakte den Jungen unter und ging mit ihm zuerst die Treppe hinab. Dabei schaute ich auf die Rücken der beiden unterschiedlichen Menschen und sah natürlich das Flügelpaar, dessen Anblick mich wieder an das Vogelmädchen Carlotta erinnerte. Aber weitere Gemeinsamkeiten gab es zwischen den beiden wohl nicht.
    Ich blieb bei dem Kollegen. Wayne Rooney hatte sich wieder gefangen. Er war der Typ Kämpfer, den nichts so leicht aus der Bahn werfen konnte. Er streckte mir die Hand entgegen.
    »Nochmals vielen Dank, Mr. Sinclair. So hatte ich mir unser erstes Treffen zwar nicht vorgestellt, aber ich weiß jetzt, dass ich mich an den Richtigen gewandt habe, denn ich hätte diese Gestalt nun wirklich nicht vertreiben können.«
    »Es hat gerade noch gereicht.«
    »Stimmt. Und Sie glauben gar nicht, wie überrascht ich gewesen bin, als ich Seth hier fand. Er hatte sich in der Gerätescheune versteckt, und das nicht direkt vor seinen Verfolgern, sondern vor dem Unwetter. Dass er verfolgt wird, hat er mir erst später gesagt.«
    »Und er kann fliegen?«
    »Ja – ja!« Der Kollege schüttelte den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Das ist eigentlich unmöglich. Trotzdem, ich habe es mit eigenen Augen gesehen.« Er ging vor bis zur Treppe und deutete über sie hinweg. »Von unten her ist er hoch geflogen. Er muss die Verfolger gespürt haben und hat ein Versteck gesucht.«
    »So sehe ich das auch.«
    Wayne Rooney schaute mich an. »Aber Geistern kann man wohl nicht entkommen – oder?«
    Ich hob die Schultern. »Falls es Geister sind.«
    »Was denn sonst?«
    »Da gibt es große Unterschiede.«
    »Und welche Meinung haben Sie darüber?«
    Ich wich der direkten Antwort aus. »Da muss ich erst mal mit dem Jungen reden. Er wird ja wissen, wo er herkommt.«
    »Er sagt aber, dass er es nicht weiß. Ich habe ihn auch danach gefragt, aber keine Antwort erhalten, die mich zufrieden gestellt hätte. Es bleibt alles im Vagen und Unklaren, und das ärgert mich.« Er lachte über sich selbst. »Vor einem Tag hätte ich jeden für verrückt gehalten, der mir weiszumachen versucht hätte, dass es so etwas gibt.«
    »Ja, es ist nicht leicht, wenn man zum ersten Mal mit diesen Dingen konfrontiert wird.«
    »Das sind Sie Tag für Tag, oder?«
    »So ist es.«
    »Das habe ich nie richtig glauben können. Es hat sich längst herumgesprochen, was Sie machen. Aber meine Kollegen und ich haben keinen Draht dafür gehabt. Aber jetzt…« Er hob die Schultern.
    »In den letzten Stunden hat man mich gezwungen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.«
    »Wir werden sehen«, sagte ich, »wie sich die Dinge hier noch entwickeln.«
    »Sie glauben, dass die andere Seite nicht aufgibt?«
    »So ist es.«
    »Und was haben Sie jetzt vor, Mr. Sinclair?«
    »Sagen Sie John zu mir. Wir sind schließlich Kollegen. Was ich jetzt vorhabe? Ganz einfach, Wayne. Wir gehen eine Etage tiefer. Dort halten sich Suko und Seth auf. Ich bin gespannt, was uns der Junge zu sagen hat.«
    Nach meiner Antwort erklang plötzlich ein Donnerschlag, diesmal nur mittellaut. Das nächste Unwetter kam näher, und hoffentlich war es nicht als ein böses Omen zu sehen…
    ***
    Suko und Seth saßen am großen Tisch in der geräumigen Wohndiele. Sie hatten sich Wasser geholt, Gläser gefüllt, tranken und schauten sich dabei an.
    Es war eine Szene, die einen gewissen Frieden ausstrahlte. Seth hatte offenbar Vertrauen zu Suko gefasst, und das war gut so.
    Mein Freund drehte den Kopf als wir auf den Tisch zuschritten.
    »Alles in Ordnung bei euch?« fragte er.
    »Ja, wie du siehst.«
    »Bei uns auch, nicht?« Suko schaute dabei Seth an. Der allerdings enthielt sich einer Antwort. Er schaute auf die Tischplatte und umklammerte sein Glas mit beiden Händen.
    Bevor wir uns alle setzten, holte Wayne Rooney noch frisches Mineralwasser aus dem Kühlschrank und brachte auch Gläser mit. Er ließ seinen Schützling dabei nicht aus den Augen. Seth hatte die Lippen zusammengepresst.
    Ich betrachtete ihn mir genauer und stellte fest, dass die Proportionen bei ihm nicht so perfekt überein stimmten. Er hatte einen recht schmalen Körper, zu dem allerdings ziemlich breite Schultern gehörten.

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