1471 - Museum der Archäonten
„Aber ich werde von meinem Amt zurücktreten.
3.
Zweiter Tag der Vergangenheit: Die Straßen des Universums
Ein Zittern durchlief die Türme des Asteroidenstadt. Der Anblick ihres Heimatplaneten fiel von einer Sekunde zur anderen weiter zurück. Immer rascher - und ebenso schnell richteten die Viperter ihren Blick in Richtung Zukunft. „Wohin fliegen wir?" fragte Valinet. Er, Ginnimar, Sailor und die drei Eskuquel saßen im Zirkel des gesunkenen Mondes am Boden. „Das Ziel ist nicht wichtig", antwortete Donovan. „Aber die Bewohner der Asteroidenstädte sind Nomaden. Deshalb gibt es eine Richtlinie, die die Steuerleute gemeinsam festgelegt haben. Wir werden die Galaxis N'Entyl anfliegen."
„Ich kenne diesen Namen nicht." Valinet starrte in den Himmel. Sie verließen die Atmosphäre des Heimatplaneten, wo für die meisten von ihnen die Hütewiege gestanden hatte. Nun mußten die Völker der Galaxis Maudaan ihre Verwaltung in die eigenen Hände nehmen. Valinet wünschte sich vor allem, daß kein Krieg entstehen möge.
Der Mutterstern wanderte aus seinem Blickfeld.
Mit einem Mal waren ringsum Hundertausende von Lichtpunkten. Sie hatten in ihrer fliegenden Stadt das Weltall erreicht. Offenbar ließ der Schutzschirm, der den Luftdruck hielt, Licht ohne Brechung passieren.
Ein alles durchdringender silbriger Schimmer spielte über den Spitzen der Kristalltürme. Dies also war das zweite Gesicht der Stadt; so sah es aus, wenn sie auf der Reise waren.
Valinet bemerkte, daß er unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Er holte tief Luft, legte den Kopf weit in den Nacken und stellte sich vor, allein im Mittelpunkt des Universums zu schweben ... Hier war dies möglich, besser als in jedem Raumschiff und jeder Sternwarte. „Valinet!"
Ginnimar holte ihn sanft in die Wirklichkeit zurück. „Er hat geträumt", behauptete Sailor fast boshaft. Sein weißes, ledriges Gesicht zeigte eine Spur von Angriffslust. „Nein", wehrte sich Valinet. „Ich habe lediglich naehgedacht. Über die Eskuquel und speziell über Donovan.- Der Steuermann der Stadt schaute überrascht. „Was gibt es über mich nachzudenken ?"
„Dein Aussehen! Weshalb bist du so groß gewachsen? Niemand von den anderen sieht aus wie du. Ihre Augen sind größer, genauso wie die Köpfe."
„Du hast richtig beobachtet.- Vivihair strich seine Sternenrobe glatt und erhob sich flink. „Im Laufe der Jahrtausende haben wir Eskuquel uns genetisch verändert. Wir haben immer wieder versucht, uns den Erfordernissen anzupassen."
„So ist es". bestätigte Donovan. Seine Hände befanden sich in ständiger Aktivität. „Ich bin ein Überlebender, ein überholtes Modell. Ich bin viel älter als die anderen in der Stadt. Niemand weiß, warum."
Valinet warf Ginnimar und Sailor einen warnenden Blick zu. Sagt es nicht! hieß das. Bewahrt unser Geheimnis! Kaum jemand unter den Vipertern wußte noch, wie alt sie drei in Wahrheit waren - und aus irgendeinem Grund wollte Valinet auch nicht, daß die Eskuquel es erfuhren.
Ein schlechter Anfang für ihre Beziehung, dachte er. Aber zumindest gründete sich der Neuanfang nicht auf eine Lijge. Gewiß hatten auch die alten Bewohner der Stadt Geheimnisse. „Eines Tages wird auch die heutige Form der Eskuquel überholt sein", spann Normanis den Faden fort. „Wir und die Viperter, wir sind jetzt ein Volk. Mit Sicherheit sind wir genetisch kompatibel. Angehörige unserer beiden Volksgruppen können miteinander Kinder zeugen. Wir werden sehen, wie in tausend Jahren die Bewohner der Stadt aussehen."
Schweigen kehrte ein.
Nach einer Weile verabschiedeten sich Normanis und Vivihair, dann gingen auch seine Freunde. Valinet sah nicht, welchen Blick Sailor Ginnimar zuwarf. „Jetzt sind wir allein", sagte Donovan. „Ich habe dich beobachtet."
„Und was hast du gesehen?"
„Deine Reaktion. Ich bin ein scharfer Beobachter. Du hast ein Geheimnis."
„Das ist richtig. Aber ich werde dich einweihen, Donovan, weil wir etwas gemeinsam haben."
„Ist es ... das Alter?"
Valinet starrte den andern verblüfft an. „Ich habe doch gesagt, daß ich ein scharfer Beobachter bin."
Ein Lächeln glitt über Valinets Züge. Nachdenklich strich er über seine dünngliedrigen Arme. „Du hast recht", gab er zu. „Es ist das Alter.
Sailor, Ginnimar und ich, wir sind die drei ältesten Mitglieder der Viperter. Aus irgendeinem Grund sterben wir nicht. Es ist wie bei dir: Keiner weiß, warum."
„Aber ich habe eine Theorie."
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