1473 - Sandrines Voodoo Lehre
gewesen, und Sandrine hatte sich als sehr gute Schülerin erwiesen.
So war sie bei Mama Rosa in eine Voodoo-Lehre gegangen, die nicht unbedingt sehr lange dauerte, dafür jedoch sehr intensiv war, denn Sandrine hatte nur ein Ziel im Sinn: Sie wollte sich rächen.
Nicht nur an Pierre Garnier, den sie immer mehr hasste, auch andere Menschen im Ort sollten leiden. So wie sie auch gelitten hatte, denn sie war nie richtig akzeptiert worden. Zu arm, zu winzig. So etwas musste man einfach ablehnen.
Sandrine hatte nichts vergessen. Sie wollte nicht so leben wie ihre Mutter, die sich immer nur geduckt hatte und großen Respekt vor den anderen zeigte. Das war nichts für sie. Sandrine wollte frei sein, und dabei würde sie über Leichen gehen.
Eine hatte sie bereits hinter sich gelassen. Man würde sich über Garniers Tod den Kopfzerbrechen, das standfest, aber niemand würde die Wahrheit auch nur erahnen.
Bei den anderen Vorfällen im Ort sah es ebenfalls so aus. Sie hatte zurückgeschlagen und diejenigen getroffen, die sie immer wieder beleidigt hatten, sodass sie sich vorgekommen war wie jemand, der nichts wert war. Schlimm war das gewesen. Nun hatte sich die Waage zur anderen Seite geneigt, und genau das war auch ihr Plan gewesen.
Sie lächelte, als sie daran dachte. Dieser Tag war großartig gewesen. Gern hätte sie zugeschaut, wie Garnier ums Leben gekommen war, aber die Mutter hatte ihr darüber berichtet, und sie hatte es wiederum von den Menschen aus dem Dorf.
In den Gassen und Häusern ging die Angst um. Genauso hatte Sandrine es sich vorgestellt. Und ein Ende war noch nicht abzusehen, denn in ihrem Schrank standen noch jede Menge Puppen. Sandrine hatte nichts vergessen und sich alles gemerkt, was man ihr angetan hatte.
Eine Puppe war besonders wichtig. Sandrine saß auf dem Bett und hielt sie fest. Ihr Blick glitt zu der Kehle hin, die nicht mehr aussah wie sonst. Sie war eingeschnitten worden. Mit einem scharfen Messer hatte sie einen regelrechten Keil hinterlassen, der sich dann bei Garnier als klaffende Wunde gezeigt hatte.
Perfekter konnte die Rache nicht sein, und schon jetzt war sie Mama Rosa so unendlich dankbar. Sie fühlte sich stark wie nie zuvor in ihrem Leben. Der Kontakt zwischen ihr und Mama Rosa sollte niemals abreißen, und Sandrine hoffte sogar, ihre Nachfolgerin werden zu können, wenn sie mal nicht mehr war.
Sie starrte die Puppe an. Ihr Blick war kalt und noch immer hasserfüllt. Tief aus ihrer Kehle kam ein Knurren. Sie wusste genau, dass es noch nicht zu Ende war, doch mit Garnier war es vorbei.
Sandrine brauchte die Puppe nicht mehr. Wenn sie sie anschaute, stieg ein Hassgefühl in ihr hoch, und so ging sie zu dem kleinen Tisch und holte das Messer mit der scharfen Klinge aus der Schublade.
Ihre Mutter hatte es noch nicht entdeckt. Es gab so einiges, was Pauline nicht wusste, aber das interessierte sie nicht. Sie würde sich sowieso von ihrer Mutter immer mehr entfernen, denn sie hatte festgestellt, dass Pauline Angst vor ihr hatte.
Jetzt setzte sie die Klinge am Hals an.
Sie fing an zu schneiden.
Es war weiches Holz. Den Widerstand überwand sie schnell, und wenig später hatte sie den Kopf der kleinen Holzpuppe abgeschnitten. Da gab es nur noch den Körper. Er und der Kopf waren nicht mehr als Abfall, den sie in ihren Papierkorb unter dem Tisch warf.
Erledigt! Gestrichen! Garnier gab es nicht mehr, und das war auch gut so. Sie würde höchstens noch einmal bei seiner Beerdigung an ihn erinnert werden, das war alles.
Sandrine stand auf. Draußen lastete noch immer die Hitze, obwohl sich der Tag allmählich dem Ende zuneigte. Weiter oben in den Bergen würde man den einsetzenden Abendwind merken, aber in den Gassen zwischen den Häusern gab es kaum Abkühlung.
Sandrine hatte sich umgezogen. Eine dunkelrote Hose und einen engen Body als Oberteil. Ihre Haare waren auch nicht mehr glatt gekämmt. Sie hatte sie toupiert, sodass sie einen regelrechten Wildwuchs bildeten.
Make-up hatte sie ebenfalls aufgelegt, und ihre Füße hatte sie in die High Heels gezwängt, für die das Pflaster der Straßen das reinste Gift waren.
Sie war mit ihrem Outfit zufrieden. Als sie in den Spiegel neben der Tür schaute und ihren Body betrachtete, da zeichneten sich unter dem straff gespannten weißen Stoff die beiden Brustwarzen ab, und auch dagegen hatte sie nichts.
Es gab die liebe Sandrine nicht mehr. Sie hatte es allen gezeigt, und sie würde weitermachen. Die folgende Nacht würde für
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