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1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schuhe voll. Der Hosenstoff klebte mir an den Beinen, und die hohen Gräser strichen über meine Kleidung und manchmal auch über mein Gesicht hinweg.
    Doch bereits nach dem dritten Schritt wurde das Wasser flacher.
    Ich erreichte kurz nach Voltaire das Ufer, wo wir uns still verhielten und ein gutes Opfer für die Mücken wurden. Da wir uns nicht bewegten, stürzten sie heran, um sich voll zu saugen.
    Nach ihnen zu schlagen brachte nicht viel. Außerdem hätte man das Klatschen zu leicht hören können, und auffallen wollten wir nicht. Unser Ziel war das Licht und wie wir meinten, die Mitte der Insel. Noch hörten wir keine Stimmen, aber der beschwerliche Weg war bald zu Ende, denn die Büsche wuchsen nicht mehr so dicht. Sie traten zurück, dafür ragten Bäume mit dünnen und oft krummen Stämmen in die Höhe. Die Blätter zitterten leicht im Wind, und wenn wir einatmeten, hatten wir das Gefühl, die Feuchtigkeit zu trinken, denn so gesättigt war hier die Luft.
    Als wir die Stimmen hörten, blieben wir stehen. Von vorn wehten sie auf uns zu. Wir befanden uns also auf dem richtigen Weg, und ich verspürte eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen.
    Beide atmeten wir verhalten. Wir gingen nicht aufrecht. Das Licht kam näher. Jetzt sahen wir, dass es sich ständig leicht hin und her bewegte, und ich war mir jetzt sicher, dass irgendwo vor uns eine Laterne hing. So war es denn auch.
    Das Licht der Laterne beleuchtete einen offenen Pavillon, der aus vier Pfosten und einem Dach bestand. In seinem Schutz standen die rohen Holzbänke, und dort saßen sich zwei Männer gegenüber. Sie waren deshalb gut zu sehen, weil die nähere Umgebung der Hütte von Buschwerk geräumt worden war.
    Voltaire glitt neben mich. Als er seinen Mund öffnete, brachte ich mein linkes Ohr nah an seine Lippen. Er deutete auf die beiden sitzenden Männer. Sie schienen ihm wichtiger zu sein als diejenigen, die wie starre Schatten hinter ihnen standen und dunkle Kleidung trugen.
    »Sie haben ihre Leibwächter mitgebracht«, raunte Voltaire.
    »Kennst du die beiden Sitzenden?«
    Er grinste wieder. »Und ob ich die kenne. Es sind die beiden verfeindeten Drogenbosse. Dass sie jetzt hier zusammen sitzen, lässt auf eine Zusammenarbeit schließen. Genau das wird Doc Alesi nicht gefallen. Er ist der Dritte im Bunde.«
    »Verstehe.«
    »Das ist eine Menge Arbeit für den Schnitter.«
    »Er wird kommen und sie killen?«
    »Ich rechne damit.« Voltaire strich über seinen Oberlippenbart.
    »Doc Alesi hält die Drähte zu Schwarzafrika fest in seinen Händen. Er ist verdammt mächtig, und er wird keinen Fußbreit Boden aufgeben.«
    Da konnte ich nur nicken. Außerdem kannte ein Mann wie mein Kollege die Szene besser als ich.
    Die Männer, die sich gegenübersaßen, waren auch dunkelhäutig, aber sie stammten aus dem arabischen Raum. Gekleidet waren sie wie Geschäftsleute. Dunkle Anzüge, helle Hemden, Krawatten und sorgfältig gekämmte Haare.
    Auf einem Grill hatten sie Wasserflaschen abgestellt, aus denen sie hin und wieder einen Schluck nahmen, bevor sie weitersprachen. Sie unterhielten sich leise, sodass wir kaum etwas verstehen konnten.
    Voltaire hatte mir die Namen der Männer nicht gesagt. Sie interessierten mich auch nicht, ich wollte nur wissen, wie sie sich verhielten, und es war zu spüren, dass sie beide zornig waren.
    Manchmal sprachen sie lauter und bewegten sich dabei. Im Licht der über ihren Köpfen hängenden Laterne sah es so aus, als wollten sie ein Schattenspiel auf einer Bühne aufführen.
    »Töten müssen wir ihn!«
    »Aber wie?«
    »Zusammen…«
    Hin und wieder verstanden wir nur einzelne Wörter, aber es war klar, dass es ihnen um diesen Doc Alesi ging.
    »Er wird nicht mitmachen, sage ich dir.«
    »Sollen wir ihn noch mal fragen?«
    »Nein.«
    »Also die harte Tour?«
    »Dafür bin ich!«
    Jean Voltaire warf mir einen bezeichnenden Blick zu. Er tat so, als hätte er alles im Voraus gewusst, und wenn wir recht darüber nachdachten, dann traf es auch zu. Hier wurde ein Mordkomplott geschmiedet, gegen das wir nichts tun konnten, aber es war wichtig, schon mal die Informationen erhalten zu haben. Damit konnte Jean Voltaire etwas anfangen und Tipps an seine Kollegen weitergeben.
    Die beiden Bosse schwiegen. Dabei schauten sie sich in die Augen.
    Möglicherweise suchten sie in dem Blick des jeweils anderen nach einer gewissen Falschheit. Der Typ mit einem fetten Stiernacken machte schließlich den Anfang.
    Er streckte seinem Gegenüber

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