Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wir die Männer schleiften. Die Waffen hatten wir ihnen abgenommen. Dagmar und Harry steckten die beiden Pistolen ein.
    »Nur für den Notfall«, sagten sie.
    Jean Voltaire hob die Schultern. »Ich habe nichts gesehen.« Danach blickte er sich um. »Es sieht alles recht gut aus. Ich denke, wir sollten losfahren.«
    »Und wohin genau?« fragte Harry.
    »Zu einem Anlegeplatz für Tretboote. Von dort ist die Insel leicht zu erreichen.«
    »Und wie tief ist das Wasser?«
    Der Kommissar winkte ab. »Wir könnten bis zur Insel hinüber gehen, ohne Wasser schlucken zu müssen.«
    Es hörte sich alles einfacher an, als es in Wirklichkeit war. Wenn sich auf dieser kleinen Insel tatsächlich zwei Pariser Drogenbosse trafen, um sich zusammenzutun, würden sie bestimmt nicht allein kommen. Da brachte jeder seine Männer mit, und dann hatte einer wie der Schnitter verdammt viel zu tun…
    ***
    Es gab genügend Wege im Bois de Boulogne, aber das meiste war doch Grünfläche, und wenn jemand zu einer bestimmten Stelle wollte, zu der kein Weg hinführte, dann fuhr man eben mitten durch die Wildnis.
    Das hatte auch Gomo, der Fahrer, so gehalten, um einen bestimmten Ort am Seeufer zu erreichen. Er hatte dafür einige Büsche umfahren müssen, die ihm danach die nötige Deckung gaben, sodass der dunkle Mercedes nicht so schnell entdeckt wurde.
    Mama Rosa war zufrieden. Sie ließ alle aussteigen, und auch der Schnitter verließ den Wagen, in dem er mit eingezogenem Kopf gehockt hatte, weil er so groß war.
    Sie warfen einen Blick über das Wasser und sahen die Insel als einen dunklen Fleck. Sie lag nicht mal hundert Meter weit entfernt und sah so aus, als wäre sie menschenleer. Nur wer sich konzentrierte und genauer hinschaute, der sah hin und wieder den kalten Lichtschein.
    »Sie sind also da!« stellte Mama Rosa fest und nickte zufrieden.
    Dabei dachte sie auch an das Honorar, das man ihr zahlen würde, und eine große Zufriedenheit durchströmte sie. Doc Alesi hatte sich als sehr großzügig erwiesen, und das konnte er auch. Sollte es der Schnitter schaffen, die Konkurrenten aus dem Weg zu räumen, war der Weg für ihn frei. Dann konnte er sich als Drogenkönig von Paris sehen.
    Gomo und Toto wollten sich in der Umgebung umschauen. Es war zuvor mit Mama Rosa abgesprochen, und so hatte sie auch nichts dagegen, dass sie für eine Weile abtauchten.
    Zurück blieben Mama Rosa, ihr Schützling Sandrine und der mörderische Schnitter.
    Er tat nichts. Er stand auf der Stelle und hatte seine Sense über die Schulter gelegt. Der Stahl war blank, er schimmerte in der Dunkelheit fast wie ein Stück Segel.
    Sandrine traute sich nicht, ein Wort zu sagen. Sie wusste nur, dass sie Zeugin bei etwas Großem werden würde, was eine Frau wie Mama Rosa nicht allen gönnte.
    »Siehst du die Insel, Sandrine?«
    »Sicher.«
    »Siehst du auch das Licht?«
    »Hin und wieder, wenn sich die Zweige der Büsche durch den Wind bewegen.«
    »Sie sind da.«
    »Und wir müssen hin?«
    »Der Schnitter muss hin.«
    »Und ich?«
    »Er wird das tun, was er tun muss«, sagte Mama Rosa und drehte Sandrine so, dass sie ihr ins Gesicht schauen konnte, »aber es ist trotzdem gefährlich, denn Doc Alesis Feinde sind nicht allein gekommen. Sie haben ihre besten Leibwächter mitgebracht. Dem Schnitter können sie nichts antun, aber dir, wenn sie schießen, und deshalb solltest du es dir überlegen, ob du ihn begleiten möchtest.«
    Sandrine überlegte nicht lange. Sie fragte: »Was wäre dir denn lieber?«
    »Dass du hier bleibst.«
    »Bei dir?«
    »Bei wem sonst?«
    Sandrine lächelte, denn sie war erleichtert. »Genau das hatte ich mir auch schon gedacht. Ich fühle mich nicht als unbesiegbar.«
    »Es ist gut, dass du so denkst. Dann werde ich den Schnitter allein losschicken. In dieser Nacht kann er töten, wie es ihm beliebt. Darauf hat er schon lange gewartet, und uns wird es danach noch besser gehen.«
    Sandrine hatte zwar nichts begriffen, aber sie vertraute ihrer Ziehmutter voll und ganz. An die echte dachte sie nicht mehr. Ihr Leben im Süden lag schon so weit zurück, und daran wollte sie keinen Gedanken mehr verschwenden…
    ***
    Wir hatten in Jean Voltaire einen wirklich guten Führer, der den Park kannte. Wir rollten über schmale Wege, erschreckten so manches Paar, hörten Flüche und Verwünschungen und schlichen uns förmlich an den zweiten lang gestreckten See heran, in dessen Mitte die beiden Inseln lagen, wie uns Voltaire gesagt hatte.
    Die Anlegestelle für

Weitere Kostenlose Bücher