1475 - Zombie-Katzen
sehr dankbar.
Den Wagen fuhr er rückwärts auf die Straße, wendete dann und rollte in Richtung Friedhof davon.
Auch er war unruhig geworden. Das Fehlen von sechs Katzen konnte er sich nicht erklären. Irgendetwas Unvorhersehbares war da vorgefallen.
Bis zu seinem Ziel war es nicht weit. Otto hätte auch zu Fuß gehen können, aber dazu war er zu bequem. Er war ein Mann, der einige Kilo auf die Waage brachte.
Viel Hoffnung, die Katzen zu finden, hatte Otto nicht. Aber er wollte alles versuchen, denn er mochte es nicht, wenn Irina sauer war. Dann war sie unberechenbar.
Der Verkehr hatte sich beruhigt. Otto fuhr trotzdem recht langsam und schaute zudem immer wieder nach allen Seiten, ob nicht die eine oder andere Katze in seiner Nähe vorbeihuschte.
Zu sehen war nichts.
Schließlich bog er in die Straße ein, die zu den beiden Friedhöfen führte. Für einen Moment schaltete er das Fernlicht ein. Da kein Gegenverkehr herrschte, konnte er es riskieren, aber der helle Lichtfinger fuhr über eine leere Straße hinweg. Keine Katze nahm vor ihm Reißaus.
Otto fuhr seinen Wagen an den Straßenrand. Der Standplatz war für ihn optimal. Er konnte den Friedhof der Tiere sehen, aber auch die Mauer des anderen. In der Dunkelheit war es nicht leicht, beide Ziele im Auge zu behalten, deshalb wollte er seinen Wagen verlassen und sich in der Umgebung umsehen, indem er sich benahm wie ein normaler Spaziergänger.
Er hatte sich losgeschnallt und seine Hand lag bereits am Türgriff, als er zusammenzuckte und mit sich selbst sprach. »He, was ist das denn? Seltsam.«
Eine Antwort erhielt er nicht. Die musste er schon selbst herausfinden, und das war leicht.
Soeben hatte er zwei Menschen über die Mauer des Tierfriedhofs klettern sehen. Wer sie waren, erkannte er nicht. Nach den Bewegungen zu urteilen, konnte es sich durchaus um eine Frau handeln, die jetzt rechts neben einem breitschultrigen Mann weiterging.
»Da bin ich mal gespannt…«
Ottos Spannung ließ nach, weil die beiden leider nicht auf seinen Wagen zugingen. Sie bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung und waren Sekunden später nicht mehr zu sehen.
Otto wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er runzelte die Stirn – bei ihm immer ein Zeichen, dass er nachdachte. An eine Verfolgung wollte er sich nicht machen, aber er stufte den Besuch der beiden Leute auch nicht als normal ein. Um diese Zeit kam keiner mehr auf den Tierfriedhof, um nach seinem toten Liebling zu schauen.
Hier lief etwas anderes ab, und Otto konnte sich vorstellen, dass es mit dem Verschwinden der sechs Katzen in einem direkten Zusammenhang stand. Er selbst saß am falschen Platz und zuckte plötzlich zusammen, als vor ihm ein Scheinwerferpaar aufleuchtete.
Da wurde ein Wagen gestartet, der auf ihn zufuhr, den Volvo aber auch passierte. Otto hatte sich sicherheitshalber geduckt. Er wollte nicht das Risiko einer Entdeckung eingehen. Allerdings war ihm noch aufgefallen, dass in dem dunklen Fahrzeug zwei Personen saßen. Das konnten durchaus die Frau und der Mann gewesen sein, die ihm aufgefallen waren.
Otto überlegte, ob er den Tierfriedhof betreten und dort nachschauen sollte. Nach kurzem Überlegen ließ er es bleiben. Stattdessen erinnerte er sich an sein Handy und daran, dass er Irina versprochen hatte, sie anzurufen, wenn etwas Ungewöhnliches passierte.
Das tat er jetzt.
Sie meldete sich recht spät und auch mit einer ziemlich brummigen Stimme.
»Ich bin es nur«, sagte Otto gepresst.
»Und?«
»Stören wollte ich nicht.«
»Rede schon. Was ist los?«
Otto hatte sich die Worte zurechtgelegt, und so berichtete er in einem Fluss davon, was er gesehen hatte.
Irina Zadok hörte ihm aufmerksam zu.
»Hast du die beiden erkannt?« fragte sie.
»Das war nicht möglich. Dazu war es zu dunkel. Sie sind dann weggefahren.«
»Und welche Automarke war es?«
»Habe ich auch nicht erkennen können. Ich weiß nur, dass der Wagen dunkel war.«
»Das bringt uns nicht weiter.«
»Ich weiß. Ich wollte es dir nur gesagt haben.«
»Ist auch okay.«
»Und was soll ich machen? Auf den Friedhof gehen und weiterhin nach Spuren suchen?«
»Nein, das bringt im Dunkeln nichts. Und wenn du Licht machst, würde das auffallen. Komm zurück. Hier bist du besser aufgehoben. Wir sollten ab jetzt verdammt wachsam sein.«
»Hat das einen besonderen Grund?«
»Ich höre auf mein Gefühl.«
»Okay, dann bis gleich.«
Otto war froh, sich auf den Rückweg machen zu können. In der Nacht über
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