1475 - Zombie-Katzen
her schon bekannt.
Mit gespreizten Fingern fuhr sie durch das Fell und wartete darauf, dass Oscar anfing zu schnurren. Sie musste sich erst daran gewöhnen, es mit einem Kater zu tun zu haben, denn ihre anderen Lieblinge waren weiblichen Geschlechts.
Kein Schnurren, kein Miauen. Oscar blieb auf dem Tisch sitzen, ohne eine Reaktion zu zeigen. Bis er nicht mehr wollte und durch sein Buckeln bewies, dass er schon seinen eigenen Kopf hatte. Nun fing er auch an zu miauen.
Dann drehte er den Kopf, sodass er Irina anschauen konnte.
Sie blickte in seine Augen. Waren sie vor kurzem noch tot und leer gewesen, so hatten sie sich jetzt verändert. In ihnen schienen kleine Funken zu tanzen.
Oscar liebte Irina. Das taten alle Katzen. Er drückte sein Gesicht in ihre Handfläche hinein und ließ sich kraulen. Dabei hob er die rechte Pfote, um mit ihr über den Handrücken zu streichen, ohne dabei auch nur eine einzige Kralle auszufahren.
Irina war zufrieden. Und mit diesem Gefühl zog sie auch ihre Hand weg. Da sie über den Tisch hinwegschauen konnte, sah sie auch die Bewegungen der anderen Katzen. Sie hatten ihre Starre aufgegeben und schlichen um den Tisch herum, als würde auf diesem ein außergewöhnliches Futter für sie liegen. Die Schalen mit Rinderfilet und auch die mit dem Wasser standen in einem Nebenraum. Da wussten die Tiere sehr genau, wohin sie gehen mussten.
Irina tat nichts. Glücklich und leicht erschöpf saß sie auf ihrem Platz. Sie schaute in die Kugel hinein, ohne wirklich etwas zu sehen.
Jetzt sah sie wieder völlig normal aus. Wer immer sie sich angesehen hätte, er hätte nie vermutet, welch eine Macht sie besaß. Diese Kugel war so etwas wie ein Wunderwerk der Magie.
Sie schrak zusammen, als sie die Unruhe der Katzen bemerkte und auch ihr leises Fauchen hörte. Die Tiere konzentrierten sich auf den Nebenraum. Dort hatten sie die Geräusche der Schritte schon vor ihrer Herrin wahrgenommen.
Otto war zurückgekehrt!
Er schob mit einer Hand die linke Seite des Vorhangs weg und schaute auf Irina, die hinter dem Tisch saß und auf ihn einen zufriedenen Eindruck machte.
»Alles in Ordnung?« fragte er.
»Schau dir Oscar an.«
Er musste erst suchen, dann sah er den Kater mit seinem rötlichen Fell, der auf dem Boden hockte und seine Pfoten putzte, als wäre nichts mit ihm passiert.
»Er lebt.«
Irina lachte. »Natürlich lebt er!«
»Und jetzt?«
Sie lächelte. »Es geht weiter, auch wenn unsere sechs Freunde verschwunden sind.« Sie hakte noch mal nach. »Hast du etwas von ihnen entdeckt?«
»Nein, sie sind wie vom Erdboden verschwunden. Und wenn man sie getötet hat, dann frage ich mich, wer das getan hat.«
Irina nickte. »Wir werden es noch früh genug herausfinden, keine Sorge.«
»Bestimmt.«
Sie wechselte das Thema. »Ist dir jemand gefolgt?«
»Nein, warum auch?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Irina. »Heute haben wir positive und negative Dinge erlebt. Ich muss allerdings zugeben, dass die negativen überwiegen. Wir haben nur einen unserer Lieblinge ersetzen können.«
»Die anderen schaffen wir auch.«
»Aber nicht so schnell. Ich will nicht sagen, dass der Friedhof leer ist, aber viele Katzen liegen dort nicht mehr unter der Erde. Das sollte dir bewusst sein.«
»Stimmt schon. Willst du denn hingehen und welche töten, um sie anschließend wieder zum Leben zu erwecken?«
Diese Frage konnte Irina nicht ertragen. Sie sah aus, als wollte sie Otto an die Gurgel gehen.
»Ich töte keine Katze! Ich mache sie lebendig. Aber das ist auch nicht mein Problem. Ich denke da an etwas ganz anderes. Ich habe das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Das heißt, allein mit dir. Jemand muss uns auf die Spur gekommen sein.«
»Der Mann und die Frau?«
»Ja, so sehe ich das.«
Otto ging zu einem Stuhl und setzte sich. Erst jetzt sah Irina, dass er sich aus der Küche die Flasche Gin mitgebracht hatte und sie ansetzte.
Nach einem kräftigen Schluck schüttelte Otto den Kopf.
»Nein, nein, was du da sagst, kann nicht stimmen. Wer würde schon glauben, dass tote Katzen wieder lebendig sein können? Niemand. Man würde uns auslachen.«
»Und was ist mit den beiden, die du gesehen hat?«
»Zufall.«
Irina winkte ab. »Glaubst du wirklich daran?«
»Sicher. Wir haben doch keine Spuren hinterlassen.«
»Sechs verschwundene Zombie-Katzen.«
»Damit haben wir nichts zu tun.«
»Es gefährdet meinen großen Plan, zum Teufel! Ich habe es mir durch den Kopf gehen lassen und bin zu der
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