1475 - Zombie-Katzen
glitt am Oberkörper der Frau in die Höhe und erreichte auch das Gesicht, das ebenfalls diese unnatürliche Blässe annahm.
Irina Zadok saß bewegungslos auf ihrem Stuhl. Die Hände hatte sie von der Kugel gelöst, denn sie wollte nicht, dass sich ein Hindernis zwischen ihr und der Kugel befand.
Freier Blick!
Sie tauchte hinein. Zumindest hatte sie das Gefühl, es zu tun. Noch saß sie auf dem Stuhl, aber sie kam sich so leicht vor, als hätte sich etwas Schweres aus ihrem Körper gelöst.
Zwei Dinge interessierten sie.
Das war einmal die Kugel, und zum anderen die tote Katze, die rechts neben ihr lag.
Sie wartete noch eine Weile, und es sah so aus, als wollte sie all das Licht in sich aufsaugen, weil es weiterhin auch gegen ihren Körper schien und ihn so bleich aussehen ließ wie ein Gespenst. Auch in ihren Augen war diese Blässe zu sehen. Die Pupillen in ihnen schienen sich aufgelöst zu haben. Es war, als würde sich Irina auf dem Übergang vom Diesseits ins Jenseits befinden.
Das Licht hatte sie starr werden lassen. Aber diese Starre durfte nicht bleiben. Sie musste überwunden werden, und das schaffte sie tatsächlich. Zuerst zuckte ihr rechter Arm. Dann lief dieses Zucken über ihre rechte Hand hinweg, und genau das war der Anfang.
Es gab die Starre nicht mehr. Irina konnte sich bewegen wie immer, und deshalb löste sie ihre Hand vom Tisch und schnappte sich mit einem Griff die tote Katze.
Das Tier war nicht eben leicht. Die Frau aber hob es hoch wie eine Feder. In ihrem Innern schien es einen Kräfteaustausch gegeben zu haben, was sie genau so gewollt hatte.
Sie hatte die Katze im Nacken zu fassen bekommen und bewegte sie jetzt nach rechts auf die Kugel zu. Für einen Moment wurde der Tierkadaver bleich angestrahlt, sodass selbst die toten Augen in diesem Licht leuchteten.
Dann war es so weit.
Katze und Kugel berührten sich.
In diesem Moment passierte das, was man als ein magisches Wunder ansehen konnte.
Es gab kein Hindernis mehr für das tote Tier. Das Glas der Kugel war plötzlich weich geworden. Es dellte sich nach innen, als hätte man es erhitzt. Aber es gab keine Wärme.
Und so konnte die tote Katze in die Kugel eindringen, obwohl das Tier größer war. Der Körper zog sich dabei zusammen. Die Katze machte sich so klein wie möglich, als sie in der Kugel lag und sich nicht mehr rührte.
Irina war zufrieden. Das deutete ihr Lächeln an. Sie legte beide Hände auf die Kugel, bewegte sie dort und begann mit leiser Stimme zu sprechen. Es waren nur Flüsterlaute, die über ihre Lippen drangen, aber sie waren genau passend.
Von oben herab glotzte Irina in die Kugel hinein. Das Licht hatte den gesamten Katzenkörper ausgefüllt. Ihre natürliche Farbe hatte die Katze verloren. Sie sah jetzt bleich und weiß aus.
Wieder strich Irina über die Kugel hinweg und sprach sie von oben her flüsternd an.
Genau das hatte noch gefehlt. Ein leichtes Zucken durchlief den starren Katzenkörper. So gut, wie es ging, stellte sich das Tier in der Kugel auf, machte sogar einen Buckel, und wieder passierte das Unwahrscheinliche.
Die Katze trat auf der anderen Seite der Kugel hinaus. Sie war nicht mehr tot, jetzt lebte sie, und aus Irinas Mund drang ein scharfes Lachen, in dem ihr jubelnder Triumph mitschwang.
Geschafft! Wieder einmal!
***
Sie sank nicht zusammen, obwohl sie sich ausgelaugt fühlte. Nur ihre starre Haltung veränderte sich. Sie wollte sich entspannen, denn sie wusste verdammt genau wie anstrengend diese Beschwörungen waren. Sie kosteten ungeheure Energien.
Aber die tote Katze lebte wieder. Eine neue, eine wunderbare Katze, die in ihre Sammlung passte.
Nachdem sie mit der Hand über ihr Gesicht gewischt hatte, drehte sie den Kopf nach links. Die neue Katze hockte weiterhin auf dem Tisch, nur an der anderen Seite der Kugel, und sie lebte, denn das war an den Bewegungen der Augen zu erkennen.
Irina Zadok sagte nichts. Irgendwann fing sie an zu lachen. Erst leise, dann immer lauter, und sie schüttelte dabei den Kopf. Sie zuckte auf ihrem Sitz auf und nieder, und nur allmählich löste sich die Spannung in ihr.
Oscar lebte!
Nach einem lang gezogenen Stöhnlaut drehte sie ihm den Kopf zu.
Der Kater saß da wie eine Porzellankatze, und auch als sie seinen Namen rief, bewegte er sich nicht.
Sie streichelte ihn. Mit der linken Hand berührte sie sein Fell. Es war nicht warm, wie man hätte annehmen können. Es blieb kalt, aber das machte ihr nichts. Das war ihr von den anderen Katzen
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