1475 - Zombie-Katzen
die Strecke, die ich fliegen musste. Ich hatte mich in der Stadt an der Seine einen Tag länger aufgehalten als vorgesehen, weil es einfach noch zu viele Dinge zu klären gab, in die sich auch Sir James einmischte, wenn einige administrative Dinge geregelt werden mussten. Da war es dann besser, wenn sich die Herren auf einer anderen Ebene unterhielten und vor allen Dingen Türen öffneten und bewiesen, dass ein Vereinigtes Europa nicht nur eine leere Phrase war.
Ich hatte die Frühmaschine nach London genommen, die mit Geschäftsleuten besetzt war. Alle Männer sahen irgendwie gleich aus.
Sie trugen entweder graue oder blaue Anzüge, telefonierten vor dem Start noch wie die Weltmeister und legten ihre wichtigen Mienen auch in der Luft nicht ab.
Mir sollte es egal sein. Ich war froh, etwas Schlaf zu bekommen und dachte dabei an meine Freunde Dagmar Hansen und Harry Stahl, die noch drei Tage Urlaub in der Stadt der Liebe verbringen wollten.
Mich zog es wieder zurück nach London, aber ich war nicht unbedingt auf Arbeit programmiert. Wenn es ging, sollte der Tag ganz ruhig seinen Lauf nehmen.
Die nette dunkelhäutige Flugbegleiterin musste mich kurz vor der Landung wecken, sonst hätte ich glatt verschlafen. Danach ging alles glatt, und genau zur Rushhour befand ich mich wieder in London. Vom Flughafen aus nahm ich die U-Bahn. Nach einmaligem Umsteigen hatte ich mein Ziel erreicht und betrat mit meiner Reisetasche das Yard Building.
Wie immer war Glenda Perkins schon eingetroffen, und wie immer war er Kaffee fertig.
»Ja, den kann ich jetzt vertragen«, sagte ich, als mir das Aroma beim Betreten des Büros in die Nase stieg.
»Ach, hat es denn in Paris keinen guten Kaffee gegeben?«
»Nein.«
»Dann guten Morgen erst mal.«
»Das habe ich doch ganz vergessen«, sagte ich und breitete die Arme aus. Glenda roch so wunderbar frisch. Aber an ihr sah man, dass sich der Sommer seinem Ende zuneigte. Sie war nicht mehr so luftig gekleidet. Ihren Busen versteckte sie unter einem braunen Pullover und trug dazu eine schwarze Cordhose. Neben Violett sollten das die Farben des neuen Winters sein.
Sie folgte mir in mein Büro und schaute zu, wie ich hinter dem Schreibtisch Platz nahm.
»Hast du Paris gut überstanden und auch Südfrankreich?«
»Ja, zum Glück. Aber es ist leider kein Urlaub gewesen.«
»Ich hörte davon.«
Erst nach dem dritten Schluck dachte ich daran, dass Suko noch nicht anwesend war. Ich sprach Glenda darauf an.
»Der ist schon unterwegs.«
»Dienstlich?«
»Klar.«
»Und was liegt an?«
»Er besucht ein Tierheim für Katzen.«
Zum Glück hatte ich nicht getrunken, sonst hätte ich mich bestimmt verschluckt.
»Sag das noch mal.«
Glenda tat mir den Gefallen.
»Und was will er dort? Ausgerechnet in ein Tierheim! Wollen sich Shao und er eine Katze zulegen?«
»Das bestimmt nicht. Es ist dienstlich.«
»Okay, und was war los?«
Glenda hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht sagen, John, denn ich weiß zu wenig.«
»Aber du kennst die Adresse?«
»Sicher. Willst du hin?«
»Ich denke schon. Über Handy möchte ich ihn nicht stören. So ein Anruf kann oft unangenehme Folgen haben. Ich trinke nur noch den Kaffee, dann mach ich die Fliege.«
Ich war von Sukos Trip noch immer überrascht. Dass er harmlos war, daran glaubte ich nicht. Was allerdings wirklich dahinter steckte, das erfuhr ich erst später, und es war alles andere als angenehm…
***
Suko hatte die Sackgasse, in der das Tierasyl lag, schnell gefunden.
Er wollte darauf verzichten, mit dem BMW hineinzufahren, denn in einer Sackgasse fühlte er sich manchmal wie in einer Falle.
Ein anderer Wagen stand in der Gasse. Suko sah einen dunklen Volvo, der bereits eine zweistellige Jahreszahl auf dem Buckel hatte.
Um nicht weiter aufzufallen, fuhr er an der Einmündung der Sackgasse vorbei und stellte sein Fahrzeug woanders ab.
Er stieg noch nicht aus, sondern rief Shao an. Suko hatte sie nicht zu Hause gelassen, sondern ihr eine andere Aufgabe übertragen.
Shao sollte den Tierfriedhof und dessen Umgebung im Auge behalten.
»Hast du dich inzwischen eingerichtet?«
»Ja, ich bin da.«
»Wo genau?«
»An der großen Tanne.«
»Gut. Und hat dich jemand gesehen?«
»Das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte Shao. »Möglich ist es. Aber ich glaube es nicht, denn ich habe bisher keinen Besucher entdeckt. Das Gelände sieht bei Tageslicht übrigens ganz anders aus. Ein wenig wie ein verwilderter Park.«
»Sind dir
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