148 - Die Satan GmbH
gewöhnen."
Zaghaft nahm Grabosc das demutsvoll hingehaltene Gefäß in die Hand. Obwohl die Flüssigkeit brodelte, war sie eiskalt. Grabosc spürte Schauder durch seinen Körper laufen.
Seinen Widerwillen überwindend, nahm er einen Schluck. Der Trank schmeckte gut. Es mußte eine gehörige Portion Alkohol darin sein, er brannte in der Kehle wie ein guter Schnaps.
Grabosc setzte den Totenschädel wieder ab. Als er den Blick wieder nach vorn richtete, erstarrte er. In der Öffnung des zu Seite geschlagenen Vorhangs war eine Frau aufgetaucht, auch sie nackt, den Blick in ewige Weiten gerichtet.
Grabosc kannte das Mädchen mit der kindlichen Figur und dem puppenhaften Gesicht. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu den Armgelenken. Man hatte Schminke aufgetragen, aber Grabosc war Fachmann genug, die Einstichstellen dennoch zu sehen.
Mit langsamen Bewegungen, als wäre sie ein Automat, schritt das Mädchen zu dem Altar hinüber und legte sich rücklings darauf. Der Priester trat näher und breitete die Arme aus.
Von irgendwoher kam Musik, leise und einlullend, mit seltsamen, bedrohlichen Untertönen. Grabosc spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte.
Gleichzeitig spürte er die Wirkung des Tranks. Feuer schien durch seine Adern zu rasen, er fühlte sich bis zum Platzen mit Energie geladen. Gier breitete sich in ihm aus, und er bemerkte, daß sich sein Gesichtsfeld zu verengen schien. Er konnte den Blick nicht von dem Altar abwenden, obwohl sein Blick unschärfer zu werden schien und in seinen Ohren die Musik so laut klang, daß er von der Stimme des Priesters kaum noch etwas mitbekam.
Der Priester murmelte mit feierlich beschwörendem Ton eine Litanei. Namen kamen darin vor, die Grabosc nie zuvor gehört hatte. Die Ernsthaftigkeit dieser beschwörenden Worte ließ Grabosc abermals erschaudern. Zum ersten Mal in seinem Leben hielt er es für möglich, daß es vielleicht doch Teufel, Hexen, Dämonen und andere Geschöpfe gab, die der Macht der Finsternis entsprungen waren.
Einen Augenblick lang spürte Grabosc das drängende Verlangen, aus diesem Raum zu fliehen, aber die Gier war stärker als die Furcht. Wie die anderen auch drängte er näher heran, und er wehrte sich auch nicht, als sein Nachbar zur Linken seinen rechten Arm auf seine Schulter legte. Grabosc stellte bereitwillig den Kontakt zur Rechten her und legten seinen Arm auf die Schultern der Frau.
Die Stimme des Priesters war lauter, aber auch unverständlich geworden. Seine Worte hatten einen eigentümlichen Rhythmus, und Grabosc spürte, wie die ganze Gruppe im Rhythmus dieser Worte langsam nach links und dann wieder nach rechts schwang.
Grabosc konnte spüren, daß sein Nachbar zur Linken am ganzen Leib bebte. Die Frau schien immer noch gelassen zu sein.
Das Licht in dem Raum wurde schwächer. Grabosc riß beide Augen auf, um besser sehen zu können.
Schwarzer Rauch schien aus den Fingerspitzen des Satanspriestern zu quellen - lang und hager waren diese Finger, an denen sich die Schwärze immer mehr zusammenballte. Die düstere Wolke breitete sich aus, legte sich immer mehr über den reglosen Körper der jungen Frau.
Grabosc wollte nach vorn stürzen, um das schreckliche Schauspiel zu beenden, aber er schaffte es nicht. Obwohl in ihm das Grauen aufstieg, er mehr und mehr fürchtete, bei einem rituellen Mord Zeuge, ja Mittäter zu sein, brachte er es nicht fertig, sich zu bewegen.
Nach rechts, nach links - die Gruppe wiegte sich im Rhythmus der Worte, während sich über dem Leib des Mädchens eine schwarze Wolke ausbreitete und sie mehr und mehr einhüllte.
Und was sich dann abspielte, reichte aus, Grabosc fast das Blut in den Adern gefrieren zu lassen…
Coco Zamis war ein wenig verwirrt.
Was sie erwartet hatte, war eingetroffen. Die Kundschaft dieses obskuren Studios bestand vornehmlich aus Männern. Coco hatte ihre Nase in Tätigkeit gesetzt - die Rasierwasser, die sie hatte erschnuppern können, waren gut und teuer. Das galt auch für die Armbanduhren, die sie hatte sehen können. Grohner verschaffte sich seine Kundschaft aus den sogenannten besseren Kreisen. Die Bewegungen dieser Männer und die Haut ihrer Handrücken hatten Coco überdies verraten, daß die meisten die Fünfzig bereits überschritten hatten.
Nur ihr unmittelbarer Nachbar zur Linken fiel aus diesem Bild. Am Handgelenk trug er eine Uhr, die weniger als hundert Mark gekostet hatte. Das Rasierwasser war nicht übel, gehörte aber auch nicht zur Luxusklasse. Und was
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