148 - Die Satan GmbH
wagt, ist nicht mächtig, sondern nur ein Sklave überkommener Zwänge. Mächtige Menschen gebieten ihrer Leidenschaft nach ihrem Willen, nicht nach den Vorstellungen anderer." „Das klingt einleuchtend", antwortete Coco zaghaft. Grohner berührte sie, und wieder spürte Coco einen Entsetzensschauder durch ihren Körper laufen. Grohner hielt es wohl für sinnliche Erregung, die er sich selbst zuschrieb. Sein Lächeln wurde noch selbstgefälliger. Offenbar war er mit der Wirkung seines Auftritts zufrieden. Er trat einen Schritt zurück.
Die Geräusche aus dem Nebenraum verrieten, daß die Gruppe sich weniger teuflischen als vielmehr sinnlichen Ritualen hingab.
„Ich möchte das, was ich hier erlebt habe, erst einmal verarbeiten", sagte Coco freundlich. „Kann ich mich in den nächsten Tagen wieder hier melden?"
Grohner dachte kurz nach.
„Meine Assistentin ist die ganze Zeit im Hause", sagte er dann. „Mich können sie erst in drei Tagen wieder erreichen."
„Dann werde ich in drei Tagen zurückkehren", versprach Coco. „Ich fand dies alles sehr beeindruckend. Für mich haben sich völlig neue Horizonte geöffnet."
Grohner deutete eine Verbeugung an.
„Meine Assistentin wird Sie hinausführen. Mich werden Sie entschuldigen, ich werde noch gebraucht."
Coco atmete auf, als der Mann den Raum verließ. Mit jeder Minute, die sie in seiner Nähe verbrachte, wurde für sie deutlicher, daß Grohner etwas mit der Schwarzen Familie zu tun hatte.
Eines ärgerte Coco: sie besaß längst noch nicht genügend Informationen, um zu irgendwelchen Schlußfolgerungen kommen zu können. Auch ein Kontakt mit den Leuten im Castillo Basajaun würde wenig hilfreich sein - die Fährte, die Coco aufgenommen hatte, gab einfach nicht genug her. Wortlos führte die Dunkelhaarige Coco in das Umkleidezimmer. Coco war froh, als sie die Vermummung abstreifen konnte und wieder in ihre bequemen Schuhe schlüpfte.
Ziemlich verbittert sah ihr die Dunkelhaarige nach, als Coco die Stufen hinunterschritt und das Haus verließ.
Coco entfernte sich rasch. Sie hatte einen Leihwagen genommen der ein paar Ecken von dem Haus entfernt geparkt war.
Dort angekommen, setzte sich Coco in den Wagen und schaltete das Radio ein. Vivaldi klang aus den Lautsprechern. Die Musik half Coco, ihre Erregung allmählich abklingen zu lassen.
Coco wartete zwei Stunden, dann kehrte sie zu dem Haus zurück. Mitternacht war schon vorbei. Ein kräftiger Wind schob bizarre Wolkengebilde durch den Abendhimmel. Es hatte wieder ein wenig zu regnen begonnen.
Coco spähte nach den Fenstern.
Die Versammlung war beendet. Nur in einem Raum brannte noch Licht, dazu im Treppenhaus. Coco konnte sehen, wie einige vermummte Männer in den Mercedes stiegen. Vermutlich machte der Wagen jetzt eine Fahrt durch die Stadt und setzte ab und zu einen der Insassen ab, der dann unbemerkt seinen eigenen Wagen aufsuchen konnte. Auf diese Weise konnte niemand die Spur dieser nächtlichen Zusammenkünfte leicht verfolgen.
„Geschickt gemacht", murmelte Coco.
Sie wartete, bis der Mercedes abgefahren war, dann huschte sie hinüber zur Haustür. Der Flur war verlassen.
Geräuschlos schlüpfte Coco ins Innere. Sie rannte an der Treppe vorbei und suchte ein Versteck. Über sich konnte sie, vom Teppich stark gedämpft, Schrittgeräusche hören, dann erklang Grohners Stimme.
„Schließ ab, Estella. Ich möchte nicht, daß hier jemand herumschnüffeln kann."
Coco kroch tiefer in ihr Versteck hinein. Die dunkelhaarige Frau stieg die Treppe hinunter und schloß die Tür ab, dann kehrte sie in den ersten Stock zurück. Coco versuchte ihr lautlos zu folgen. Hinter einem mächtigen Schrank fand sie Deckung. Von dort aus konnte sie die Unterhaltung ziemlich genau verfolgen.
„Was hältst du von dem Abend?" wollte Grohner wissen.
„Was ich von der Neuen halte, meinst du? Sie sieht gut aus, und du hast ein Auge auf sie geworfen." Grohner lachte, und Coco spürte, wie es sie kalt überlief.
„Sie wird eine Bereicherung sein", sagte er amüsiert. „Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen - sie wird den gleichen Weg gehen wie die anderen auch. Keine Konkurrenz für dich."
„Das möchte ich dir auch geraten haben. Du weißt, was Oliveyron gesagt hat - keine Komplikationen, keine Privatgeschäfte. Die Sache geht vor."
Eine kleine Pause trat ein.
„Was machen wir mit Jutta?" fuhr Grohner dann fort. „Die Kleine baut mehr und mehr ab, sie wird unbrauchbar für uns. Heute wäre sie nach der
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