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148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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restauriert und dezinfiziert, diesmal würde nicht einmal ein Haar seiner Geliebten mit ins All fliegen.
    »01:06, 01:05, 01:04…«
    Matthew Drax hatte kein Auge zugetan in der vergangenen Nacht, der Nacht vor dem Start. Er hatte laut mit ihr gesprochen, mit Aruula, die nicht da war, hatte sie in Gedanken festgehalten, wie damals, als sie zitterte vor lauter Angst. Wo mochte sie in diesen Minuten sein? Noch in London? Oder schon in Moskau? Würde sie dort auf ihn warten?
    »Schubkraftkontrolle?«, fragte Naoki.
    »Im grünen Bereich.«
    »Haupttriebwerk?«
    »Hochgefahren…« Und im Hintergrund, wie der Beat eines schlechten Songs, die Kunststimme des Bordrechners: »0:53, 0:52, 0:51…«
    Würden die Truppen der Allianz den Kometenkrater erreichen, bevor die Daa'muren die verdammten Bomben zündeten? Würden sie die Bomben entschärfen, oder die Kette zerstören, den künstlichen Wall zwischen Pazifik und Kratersee vernichten können? Würden er und Aruula sich überhaupt jemals wieder sehen…?
    »0:46, 0:45, 0:44…«
    »Hey, Commander, du bist doch hoffentlich ganz bei der Sache?« Naoki beäugte ihn von der Seite. Verdammt, konnte sie doch Gedanken lesen?
    »Was soll die Frage? Natürlich bin ich bei der Sache!«
    Matthew Drax ärgerte sich. Über Naoki und über sich selbst.
    »0:38, 0:37, 0:36…«
    Plötzlich fiel ihm David McKenzie ein, er wusste selbst nicht warum. Weil er den Kurs zur ISS programmiert hatte?
    Oder weil damals, als Matt das erste Mal mit der Queen Victoria gestartet war, ein Double des Wissenschaftlers neben ihm gesessen hatte? Wie schade um Dave, wie schade…
    »0:26, 0:25, 0:24…«
    Nicht einmal mehr eine halbe Minute bis zum Start!
    Matthew Drax konzentrierte sich. Weg mit den nutzlosen Gedanken! Sein Blick huschte über die Kontrollanzeigen, und sein Bewusstsein verschmolz mit den über zweihundert Schaltern auf der Konsole, mit unzähligen Digitalanzeigen und LED-Leuchten. Jetzt war es wieder da, das Gefühl der Leichtigkeit, der Freiheit.
    »0:19, 0:18, 0:17…«
    Die Triebwerke dröhnten aus den Tiefen des Shuttles, ein sattes Brummen, ein sanftes Pfeifen. Armlehnen, Boden und Rückenlehnen vibrierten.
    Er wandte den Kopf nach rechts. Unter dem Plexiglasvisier ihres Helmes sah Naokis Gesicht wie das einer Puppe mit asiatischem Design aus, ein schönes, glattes und zugleich ein wenig verkrampftes Puppengesicht mit Schlitzaugen. Seltsam steif hockte Naoki in ihrem Sessel, als wollte sie sich jeden Moment aufbäumen, als würde sie gerade beschließen, wieder auszusteigen. Ihre Hände umklammerten die Armlehnen.
    »0:12, 0:11, 0:10…«
    Schlagartig begriff Matt, dass seine Copilotin Angst hatte.
    Gott im Himmel! Nie hatte sie sich etwas anmerken lassen, während der ganzen Vorbereitung nicht! Er schämte sich – hätte er als erfahrener Pilot mit Raumflugerfahrung Naoki nicht mental vorbereiten müssen? Sie selbst war ja noch nie ins All geflogen…!
    »Es wird ein Kinderspiel, Naoki. Du wirst begeistert sein, wenn du die Erde vom Orbit aus siehst.« Er versuchte zu lächeln, doch sie nickte nur und starrte ins Head-up-Display, über das ganze Listen mit technischen Daten huschten. Das gab ihr Halt, in der Technik fühlte sie sich zu Hause.
    »0:03, 0:02, 0:01…«
    »Los geht's!« In der digitalen Zeitanzeige leuchtete ein grünes Licht auf, die Queen Victoria rollte an. Die Ziffern auf der digitalen Geschwindigkeitsanzeige gerieten in Fluss, die Schubkraft stieg. Die Vibrationen des Shuttlerumpfes übertrugen sich auf Matts Körper. Für einen Moment pressten ihn die Beschleunigungskräfte in den Sessel, dann sprang der Gravitations-Neutralisator an, und der Commander aus der Vergangenheit konnte frei durchatmen.
    Die Werte in der Schubkraftkontrolle und der Geschwindigkeitsanzeige kletterten jetzt rasend schnell nach oben. Drax genoss das Gefühl wachsender Geschwindigkeit und sich langsam entfesselnder Kräfte, die einerseits sein Vorstellungsvermögen überstiegen und die er andererseits doch beherrschen konnte.
    Auf über vierhundert Stundenkilometer stieg die Geschwindigkeit jetzt an. Matt zog den Steuerknüppel zu sich, das Shuttle hob ab! Im Head-up-Display fielen Büsche, Steppe und Wüstenboden zurück, die Wolkendecke stürzte ihnen entgegen.
    »Bist du in Ordnung, Naoki?«
    »Ja«, kam es knapp zurück. Aus den Augenwinkeln sah Matt, dass sie schluckte. Ihre Rechte presste sie auf die Brust, etwa dorthin, wo der kristallene Anhänger ihrer Kette liegen musste.
    Sie

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