148 - Operation Harmagedon
stießen durch die Wolkendecke, Sekunden später flutete Licht das Cockpit. »Mach 1,5«, meldete Captain Ahab, und der Höhenmesser kletterte rasch auf über zehntausend Fuß…
***
Ural, Höhe 59. Breitengrad Nord, Anfang Oktober 2521
Ein Bote überbrachte Radek den Befehl der Heerführerin, einer gewissen Generalin Priden. Er kannte die Frau nicht, hatte nur ihren Namen gelegentlich gehört. Allerdings wusste der Heerführer der Nosfera, dass selbst der Zaritsch sich ihrem Kommando unterstellt hatte, also überwand auch er seinen Widerwillen und gab den Befehl an seine Hauptleute weiter.
»Führt unsere Kämpfer die Berghänge hinauf, wir nehmen den Osijanka-Pass. Nach dem Abstieg stoßen wir sofort bis zum Lauf der Tara vor. Dort treffen wir auf Einheiten von Zaritsch Black.«
An der Tara sollte er sein Heer in zwei Armeen aufteilen, die dann von unterschiedlichen Seiten bis zum Ringgebirge rund um den Kometenkrater marschieren würden. Jede Armee würden zwei Funker aus Zaritsch Blacks Truppen begleiten.
Radek war nicht dabei gewesen, als Abgesandte der meisten Verbündeten in London Kriegsrat gehalten hatte, doch er kannte die exakte Strategie der Operation Harmagedon aus dem Mund des Zaritsch. Sie leuchtete ihm ein, und er hatte keineswegs vor, auf eigene Faust gegen die Schrecklichen zu kämpfen.
Radek ritt auf seinem Aneetah (mutierter Ameisenbär) in den Waldhang hinein und zu einem Felsplateau hinauf, von dem aus man die Ebene und die Hügel des Vorgebirges überblicken und die Wildpfade zwischen den Bäumen einsehen konnte. Seine Leibgardisten begleiteten ihn auf Frekkeuschern oder zu Fuß, lauter hoch gewachsene Kämpfer mit starkem Knochenbau und gesunder grauer Gesichtsfarbe. Wie er selbst trugen sie weite Schlapphüte, um sich vor der Sonne zu schützen.
Radek war stolz auf seine Garde, er war stolz auf sein Heer, und seit er wusste, dass es nicht einmal zwei Tage nach Zaritsch Blacks und General Pridens Truppen den Ural erreicht hatte, war er doppelt stolz. Die verfügten immerhin über Panzerfahrzeuge, sein Heer dagegen nur über diverse Reittiere.
Nun brannte sein Ehrgeiz darauf, noch vor Blacks Boten die Tara zu erreichen.
Eine Vorhut von fünfzig Kämpfern auf siebzehn Andronen schwirrte über den Fels hinweg zum Gebirgskamm hinauf. Sie sollten den Pass auskundschaften und sichern. Vom Fuß des Hanges näherte sich tausendfaches Getrampel. Hunderte von Kriegern auf Biisons, Yakks und Wakudas ritten in den Wald hinein und trieben ihre Reittiere den Hang hinauf. Radek hörte das Geschrei seiner Hauptleute. Sie trieben das Heer zur Eile an.
Einige Wakudas und Yakks waren mit Käfigen voller Schassen beladen. Lebende Proviantspeicher gewissermaßen, denn das Blut der großen Nager diente als Nahrung seiner Truppen, genau wie das der Kamauler-Herde, die eine Gruppe Halbwüchsiger rechts und links seines felsigen Ausgucks hangaufwärts trieb. Radek hatte befohlen, das Blut der Biisons, Yakks und Wakudas erst anzurühren, wenn das Ringgebirge in Sicht kam. Solange brauchte er starke Reittiere, denn es galt den Ort der Entscheidungsschlacht so schnell wie möglich zu erreichen.
Es war ihm klar, dass manche seiner Krieger heimlich seinen Befehl übertraten. Er selbst jedoch ging mit gutem Beispiel voran und rührte seinen Aneetah – übrigens die einzige Mutation dieser Gattung im ganzen Heer – nicht an.
Während die Hundertschaften seiner Kämpfer unter ihm vorbeizogen, glühte Radeks Herz vor Stolz und Kampfeslust.
Er erinnerte sich an den Augenblick, als Erzvater ihn in der alten Kathedrale des Heiligen Basilius zum Führer des Nosferaheeres berufen hatte, und schauderte vor heiliger Ergriffenheit. Hatte nicht Murrnau selbst ihn, Radek, in einem Traum des Erzvaters zum Führer berufen? Hatte nicht göttliche Berufung ihn an der Spitze dieser tapferen Kämpfer geführt?
Siegesgewissheit erfüllte ihn, als er, gefolgt von seiner Garde, vom Felsplateau ritt und zwischen den letzten beiden Hundertschaften seiner Armee selbst den Aufstieg in Angriff nahm. Mit eintausendvierhundertsiebzehn Kriegern würde er, Radek, in die Mutter aller Schlachten ziehen und den Sieg über den schrecklichsten Feind erringen! Hatte es Gott Murrnau dem Erzvater nicht so im Traum prophezeit? O ja, das hatte er!
Während der pelzige Rüssel seines Aneetahs nach links und rechts in das Laub tief hängender Birkenäste fuhr und morsches Bruchholz unter seinen mächtigen Bärentatzen splitterte, während das
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