1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...
mit körperlicher Gewalt aufzuhalten. Das würde uns beiden wohl nicht gut bekommen.«
Die Maklerin lachte. Und sie lachte so widerlich, dass es Glenda schrill in den Ohren klang. Sie wartete trotzdem ab, bis das Gelächter verstummt war, denn sie wusste, dass dies nicht alles gewesen war.
Sie irrte sich nicht, denn Ellen Long beugte sich vor und flüsterte:
»Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Kannst du dir nicht vorstellen, dass auch ich einige Vorbereitungen getroffen habe?«
»Kann sein.«
»Nein, Glenda, das ist so. Denk mal daran, dass du hier etwas gegessen hast.«
»Habe ich.«
»Unter anderem den Käse.«
»Na und…«
Ellen lächelte und sagte: »Schon jetzt steht dir der Schweiß auf der Stirn.«
»Komm zur Sache!«
»Es geht um den Käse, den du gegessen hast. Ich habe ihn präpariert, und ich habe mich gefreut, dass davon einige Stücke in deinem Magen verschwunden sind.« Sie lächelte jetzt noch breiter. »Das ist wirklich wunderbar gelaufen, denn es dauert eine gewisse Zeit, bis das Zeug wirkt, mit dem ich den Käse präpariert habe.«
»Gift?« flüsterte Glenda. Sie traute dieser Frau nun wirklich alles zu.
»Das kann man so sagen. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Es wirkt nicht tödlich. Ich möchte Gale Hanson nicht vorgreifen, wenn du verstehst.«
»Ach, dann soll sie mich umbringen?«
»Ja.«
Eine klare Antwort, und für Glenda war klar, dass sie keine Sekunde länger in diesem Büro bleiben wollte.
Sie stand auf und fiel sofort wieder zurück.
Ellen hatte ihren Spaß und lachte.
Glenda holte zischend Luft und startete einen erneuten Versuch.
Diesmal schaffte sie es nicht mehr bis in die Senkrechte. Auf halbem Weg verwandelte sich ihre Umgebung. Sie hatte das Gefühl, in einem Karussell zu sitzen, das sich noch recht langsam drehte, aber von Sekunde zu Sekunde schneller wurde.
Wenn sie Ellen Long anschaute, sah sie die Maklerin doppelt, und das gesamte Büro drehte sich um sie.
Oder drehe ich mich selbst?
Glenda wusste es nicht. Sie war auch nicht mehr in der Lage, einen weiteren Versuch zu starten. Auch im Sitzen hatte sie das Gefühl, weggeschleudert zu werden, und dass sie zur Seite kippte, fiel ihr schon nicht mehr auf. Da befand sie sich bereits in einem anderen Zustand, den Ellen Long sehr wohl registrierte, ihr zunickte und sie auch mit leisen Worten ansprach.
»Schade, Glenda, dabei haben wir uns in der Schule immer so gut verstanden…«
***
Trixy hieß mit Nachnamen Hurst, und sie hatte immer wieder nach ihrem Freund Tommy Blake Ausschau gehalten. Aber der hatte sich ihr nicht mehr gezeigt, und so war sie allein mit uns gegangen.
Jemand hatte sein kleines Restaurant mit einem gläsernen Vorbau versehen, in dem einige Tische standen. Grüne Streben hielten das Glas zusammen.
Wir waren fast die einzigen Gäste. Nur ganz in der Ecke saßen zwei Menschen in dunkler Trauerkleidung, wobei die Frau hin und wieder zum Taschentuch griff und ihre Augen abtupfte.
Wir fanden unsere Plätze direkt an der Glaswand und schauten so ins Freie. Es gab hier auch einige Kleinigkeiten zu essen. Auf einer Tafel waren sie aufgeführt worden.
»Haben Sie Hunger?« fragte ich.
»Nein, Mr. Sinclair.«
Trixy kannte inzwischen unsere Namen. Als eine braunhäutige Frau mit langer grüner Schürze erschien und nach unseren Wünschen fragte, bestellten wir zunächst Wasser. Ich entschied mich danach für ein mit Käse gefülltes Croissant.
Suko aß nichts. Er beließ es beim Wasser wie auch Trixy.
Sie hatte wieder etwas zu sich selbst gefunden, und ich hoffte, dass sie unsere Fragen beantworten konnte.
Die stellte zunächst mal Suko, weil ich meine kleine Mahlzeit vertilgen musste.
»Warum ist ihr Freund Tommy weggelaufen?«
»Weiß ich nicht.«
»Doch.«
»Er hat Angst gehabt.«
»Das hört sich schon besser an. Und wovor hatte er Angst?«
»Vor ihr.«
»Gale Hanson?«
»Ja.«
»Habt ihr das Grab geöffnet?«
»Nein. Es war schon offen, als wir hinkamen.«
»Warum seid ihr überhaupt hingegangen?«
Trixy musste lachen. »Ob Sie es glauben oder nicht, Suko, aber man hat uns angerufen und gesagt, dass es jetzt endlich so weit ist.«
»Wer rief an?«
»Das weiß ich nicht. Nur Tommy hat mit dem Anrufer gesprochen. Er hat es mir auch nicht gesagt. Wir fuhren zum Friedhof und sahen sie in ihrem Grab liegen. Es war schlimm wegen der Augen. Sie blickten uns in einem kalten blauen Licht entgegen. Da haben wir echt Angst bekommen und sind weggerannt.«
»Aber
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