1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...
in der Nähe, wie ich feststellte. Gegenüber lag die hohe Friedhofsmauer, über die ich nicht hinwegschauen konnte.
Der Wind blies mir seinen kühlen Atem ins Gesicht.
Wir hatten nicht damit rechnen können, dass der Fall eine derartige Wendung nehmen würde.
Dass wir unseren Schützling nach Hause fuhren, geschah nicht nur aus reiner Menschenliebe. Wir hofften auch darauf, Tommy Blake anzutreffen, der uns sicher mehr sagen konnte.
Einen Parkplatz fanden wir in der Nähe des Hauses. Die Umgebung war hier etwas belebter. Das ließ sich auf die Station der U-Bahn zurückführen. Das alte Haus war mit hellbrauner Farbe angestrichen. Unten sahen wir tatsächlich einen Buchladen.
Eine Tür brauchte Trixy nicht erst aufzuschließen. Die Wohngemeinschaft befand sich in der ersten Etage. Hinter einer hohen Tür verteilten sich die Zimmer zu beiden Seiten eines engen Flurs.
Es herrschte eine Stille wie in einer Kirche. Niemand war zu Hause.
Da die Türen nicht geschlossen waren, konnten wir in die Zimmer schauen, die allesamt eine besondere Ordnung aufwiesen.
»Ist die Bude immer so leer?« fragte Suko.
»Um diese Zeit schon.«
Nach Tommy mussten wir erst nicht fragen, aber wir schärften Trixy noch mal ein, es nicht auf eigene Faust zu versuchen.
Im Treppenhaus fragte Suko mich: »Wen wollten wir noch besuchen?«
»Eine gewisse Ellen Long.«
»Stimmt.«
Vor der Haustür blieb er stehen. »Aber ich würde vorschlagen, dass du Glenda anrufst und dir erklären lässt, auf was für eine Person wir uns einstellen müssen.«
Die Idee war gut. Ich setzte sie sofort in die Tat um und musste erleben, dass Glenda sich nicht meldete.
»Was soll das denn?«
Suko hob die Schultern. »Vielleicht hat sie ihre Pause verlängert oder macht einfach blau.«
»Glenda?«
»Jeder muss mal aus sich raus.«
»Gut, du hast recht. Ich versuche es später noch mal. Jetzt bin ich auf Ellen Long gespannt…«
***
Trixy Hurst wankte zu einem Korbstuhl, in den sie sich hineinfallen ließ. Sie musste zunächst mal zu sich selbst finden. Ihr Herzschlag sollte sich normalisieren, und sie war heilfroh, dass die beiden Polizisten die Wohnung verlassen hatten, ohne Tommy Blake gefunden zu haben, denn der war hier gewesen und war noch immer in der Wohnung.
Zu der dürftigen Einrichtung des kleinen Zimmern zählte auch ein Schrank. Er hatte nur eine Tür, aber er war hoch genug, um einem Menschen Platz zu bieten. Trixy wusste, dass sich Tommy im Schrank versteckt hielt. Die Tür schloss nicht ganz, so blieb ein Spalt offen, und durch ihn hatte sie ihn gesehen.
Aus dem Schrank hörte sie auch die Stimme. »Sind die beiden endgültig verschwunden?«
»Ja, du kannst rauskommen.«
Es erklang das typische Knarzen, als die Tür weiter aufgeschoben wurde. Tommy erschien, und sein Gesicht zeigte Erleichterung. Sein Mund war sogar zu einem Grinsen verzogen.
»Das war knapp, nicht?«
Trixy nickte.
»Bist du gut mit den Bullen zurechtgekommen?«
»Sie sind weg.«
»Und weiter?« Tommy zog sich einen Stuhl heran und ließ sich vor Trixy nieder.
Sie deutete ein Lächeln an. »Wie man es nimmt«, sagte sie leise.
»Ich denke schon, dass ich ihr Vertrauen gefunden habe. Ist das nicht klasse?«
Tommy Blake war nicht der Ansicht. »He, du sprichst von zwei Bullen, verdammt.«
»Ich weiß.«
»Was haben sie mit dir gemacht? Dich auf ihre Seite gezogen?«
Trixy wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie strich mit beiden Händen durch ihr Gesicht, schaute ins Leere und hob dabei einige Male die Schultern an.
»Was hast du Ihnen erzählt?«
Trixy bekam einen roten Kopf.
»Was, verdammt?«
Sie schluckte. »Ich konnte doch nicht anders. Ich habe es einfach gesagt.«
»Was?«
»Dass wir uns am Abend treffen wollen.«
Tommys Gesicht zeigte Erstaunen. »Wie? Du hast den beiden von heute Abend erzählt?«
»Ja, habe ich.«
»Was denn?«
»Dass wir uns heute Abend treffen. Dass wir einen Anruf erwarten und man uns Bescheid gibt.«
»Sind auch Namen gefallen?«.
»Nein. Aber den kennen sie selbst. Gale Hansons Entdeckung hat bei den Bullen Furore gemacht. Es lieg doch auf der Hand, dass sie sich um ein solches Phänomen kümmern. Wer kennt schon ein Wesen der Nacht? Und wer glaubt daran?«
»Du und ich.«
»Richtig.«
»Und andere werden es auch tun!«
Tommy sprang von seinem Platz hoch. Er war nervös und wütend zugleich. Deshalb lief er auch im Zimmer hin und her, die Hände zu Fäusten geballt. »Es ist nur gut, dass wir den
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