1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...
steifen Positionen gesessen und starr nach vorn geschaut, als würden sie jemanden erwarten, dessen Ankunft ihnen schon Jahre zuvor angekündigt worden war.
Es gab nur das Schweigen zwischen den beiden. Da Glenda ihren Atem unter Kontrolle hielt, war von ihr auch so gut wie nichts zu hören. Sie spürte nur den Druck in sich, der von Sekunde zu Sekunde zunahm und sich als Beklemmung um ihr Herz legte, sodass es nicht mehr normal schlug.
Wie würde die Tote reagieren?
Was konnte dieses Wesen ihr antun?
War es ein Zombie? War es scharf darauf, Menschenfleisch in sich hineinschlingen zu wollen? Oder hatte es andere Pläne? Wollte es normale Menschen in eine andere Welt entführen?
Darauf fand Glenda keine Antwort, und so musste sie sich zunächst mit dem zufrieden geben, was sie sah, wobei es ihr nicht gelang, die Farbe des Körpers zu erkennen, der von etwas umspannt wurde, was den Namen Haut nicht verdiente.
Wenn sich das Flackerlicht ein wenig verflüchtigte, sah Glenda die Haut besser. Es konnte durchaus sein, dass auch sie von einem bläulichen Schimmer bedeckt war. Zudem sonderte sie einen leichten Glanz ab, und Glenda wurde dabei an die Schuppen eines Reptils erinnert. Zudem war die Haut nicht glatt. Über sie hinweg zogen sich düstere Fäden, vergleichbar mit Spinnweben oder hauchdünnen Drähten, als sollten diese Fäden den Körper zusammenhalten.
Und dann sah sie etwas, das besonders auffiel. Sie konzentrierte sich auf den Mund, und trotz des Flackerlichts entdeckte sie das dünne Lächeln auf den Lippen.
Die lächelnde Leiche!
Eine Tote also, die aus bestimmten Gründen lächelte. Aber warum tat sie das? Weil sie etwas Bestimmtes wusste?
Das konnte so sein, musste aber nicht stimmen, und Glenda stellte sich die nächste Frage. Sie ergab sich praktisch aus einer Feststellung, über die Glenda ebenfalls nachgedacht hatte.
Warum hütete Ellen Long diese lächelnde Gestalt? Was hatte sie mit ihr im Sinn? Was konnte die mit ihr anstellen?
Wissen ist Macht, heißt es. In diesem Fall allerdings war Glenda machtlos, denn sie konnte sich keinen Grund vorstellen. Ellen hatte alles. Sie war erfolgreich in ihrem Job, sie war eine Frau, die sich durchsetzen konnte. Dennoch war sie diesen Weg gegangen. Das zu begreifen, damit hatte Glenda ihre Probleme.
Was wollte Ellen mir dieser Gestalt? War sie hier, um der erfolgreichen Maklerin neue Gebiete zu erschließen? Zu Feldern, die brach gelegen hatten und von denen Ellen bisher nichts gewusst hatte?
Glenda hatte gelernt, dass nichts ohne Grund geschah. Irgendetwas gab immer den Anstoß. So musste es auch hier sein. Nur wusste sie nicht, was dahinter steckte.
Bisher hatten sich die beiden so unterschiedlichen Personen nur angestarrt. Keine hatte einen Laut von sich gegeben, wobei Glenda nicht mal wusste, ob die andere Seite dazu überhaupt in der Lage gewesen wäre. Konnte sie sich von allein bewegen oder musste ihr geholfen werden, sich vom Stuhl zu erheben?
Alles war offen, und Glenda hoffte jetzt, dass ihr die andere Seite ein Zeichen geben würde.
Sie wartete vergebens.
Die Luft im Keller kam ihr immer schwüler vor. Nicht ein kühler Hauch durchwehte sie. Klebrige und kaum sichtbare Spinnweben streiften nach wie vor ihr Gesicht. Ihre Haut war mit einer kalten Schweißschicht bedeckt, und Glenda wusste, dass sie sich bewegen musste, wenn sie nicht steif werden wollte.
Um mehr über Gale Hanson zu erfahren, musste sie näher an sie heran. Zumindest mal berühren. Herausfinden, was diese ungewöhnliche Haut bedeutete. Vielleicht bestand sie sogar aus Binden wie bei einer alten Mumie. Unmöglich war auf dieser Welt einfach nichts.
Es kostete sie schon Mühe, sich der Gestalt zu nähern. Dabei konnte sie sich nicht vom Blick dieser kalten Augen lösen. Das war für sie blaues Glas, und es war auch nicht tot, denn darin schimmerte etwas Unheimliches.
Konnte es eine Botschaft sein?
Während Glenda ging, wollte ihr dieser Gedanke nicht aus dem Kopf. Die Möglichkeit bestand durchaus. Vielleicht Botschaften, die nicht von ihr kamen, sondern von einem anderen Wesen, das für Menschen nicht sichtbar war.
Es musste in ihr stecken.
Das Böse!
Es lauerte im Hintergrund. Das hatte es schon immer gegeben, und von John Sinclair wusste Glenda, dass es sich um das Urböse handelte. Er hatte mal von Luzifer mit großem Schaudern erzählt. Er hatte ihn gesehen, erlebt. Er hatte ihm ins Gesicht schauen können, und es war blau gewesen.
Ja, blau!
Wie diese Augen es
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