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1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

Titel: 1481 - Wenn alte Leichen lächeln ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spürte den Bann dieser kalten Blicke, die auf sie gerichtet waren.
    Gale Hanson stützte sich auf den Lehnen ab. Sie hatte schon Probleme, ihren Körper in die Höhe zu drücken. Die Jahre im Grab schienen den Mechanismus des Körpers eingefroren zu haben, aber das würde sich geben, je mehr sie sich bewegte.
    Schließlich stand sie!
    Glenda stand noch immer starr auf der Stelle. Sie war in den Bann der blauen Totenaugen geraten, die ihr einen Gruß aus der Hölle schickten. Und für die gab es nur eines: die Vernichtung von menschlichem Leben.
    Glenda kämpfte gegen den Bann an. Sie wusste, dass sie sich wehren musste, wenn sie überleben wollte, doch sie war waffenlos. Sie musste sich auf ihre Fäuste und auch Füße verlassen, wenn es zu einem Kampf kam.
    Es war nicht still geblieben, denn als sich Gale Hansen bewegte, hörte Glenda einen schabenden Laut. Der rechte Fuß der Toten glitt über den Boden.
    Glenda wünschte sich mehr Licht.
    Leider gab es nur die eine Kerze, deren Flamme sich im Luftzug bewegte, sodass Licht und Schatten wechselten, und Glenda das Gefühl hatte, von zwei Extremen bedroht zu werden.
    Flucht kann feige sein. Sie kann aber auch die Rettung des Lebens bedeuten, und so überlegte Glenda, ob sie nicht zur Tür rennen sollte, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Ihre innere Stimme sagte ihr, dass die Tür nicht verschlossen war.
    Sie wollte es probieren, denn sie rechnete mit der Langsamkeit der Toten. Und sollte die Tür verschlossen sein, blieb ihr noch immer die Treppe nach oben, auch wenn sie dort auf Ellen Long treffen würde. Sich mit ihr auseinanderzusetzen, war noch immer besser als mit dieser Horrorgestalt.
    Glenda schob sich nach links auf die Tür zu. Dann die Drehung – und das harte Lachen!
    Nicht Glenda hatte es ausgestoßen, sondern eine andere Person.
    Und es war auch nicht Gale Hanson gewesen, denn das Lachen war von der Treppe gekommen, wo plötzlich ein Lichtstrahl aufleuchtete und Glenda mitten ins Gesicht traf.
    »Wolltest du wirklich fliehen, meine Liebe?«
    Glenda schloss die Augen. Nicht nur, weil das Licht sie blendete, sondern auch deshalb, weil sie verloren hatte und die Flucht über die Treppe vergessen konnte…
    ***
    Es vergingen Sekunden, in denen nichts passierte, und so bekam Glenda Zeit, sich auf die neue Lage einzustellen. Sie machte sich automatisch Vorwürfe. Sie dachte daran, dass sie zu spät gehandelt hatte. Sie hätte sich früher entschließen sollen, diesem Gefängnis zu entkommen.
    Sie hatte es nicht getan, und dafür musste sie jetzt die bittere Zeche zahlen.
    Sie ärgerte sich darüber, dass ihr Herz so laut klopfte. Plötzlich kehrte auch wieder die alte Schwäche zurück, die sie zu überwinden geglaubt hatte. Da war so vieles anders geworden, obwohl sie sich noch immer in der gleichen Lage befand.
    Ellen Long stand noch immer auf der Treppe. Sie bewegte nur die Hand mit der Lampe, und so zuckte der Strahl in bestimmten Abständen über Glendas Gesicht.
    Jetzt verließ sie ihren Platz. Glenda schaute nicht hin, sie hörte nur ihre Schritte. Dann tat Ellen ihr den Gefallen und senkte die Hand mit der Lampe.
    Glenda öffnete sofort die Augen, als sie die Helligkeit nicht mehr auf dem Gesicht spürte.
    Das Licht zielte jetzt in eine andere Richtung.
    Sie sah den Schein auf der Gestalt vor dem Sessel, und jetzt drang das Blau noch stärker hervor.
    Der Körper, die Augen – eine böse Aura hüllte Gale Hanson förmlich ein. Hier hatte sich die Hölle eine perfekte Dienerin geschaffen.
    Wer auf sie setzte, der überwand den Tod, doch es war nicht klar, auf welche Weise es geschah.
    Glenda hatte sich wieder gefangen. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Zugleich sagte sie sich, dass sie schon des Öfteren in Fallen gesteckt hatte, die schlimmer ausgesehen hatten als diese hier. Und natürlich dachte sie nicht an Aufgabe.
    »Gut, Ellen, gut.« Glenda bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. »Es ist dein Spiel, das habe ich begriffen. Aber, verdammt noch mal, warum das alles? Was soll das? Was ist mit der toten Gale Hanson geschehen?«
    »Ist sie denn tot?«
    »Lebt sie denn noch?« antwortete Glenda mit einer Gegenfrage.
    »Das kannst du nicht beurteilen. Für mich lebt sie. Für mich ist Gale existent und ein Beweis, dass mit dem Ableben eines Menschen nicht alles beendet ist. Ich habe mich noch nie damit abfinden wollen, dass es mit dem Tod vorbei ist, verdammt. Und so habe ich gesucht, geforscht, und ich bin den Weg

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