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1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

Titel: 1481 - Wenn alte Leichen lächeln ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit dem Kerzenhalter streckte sie dabei aus und bewegte ihn auch im Halbkreis, um so viel wie möglich sehen zu können.
    Flackerschein an den Wänden. Ein Muster aus rot, gelb und schwarz, das über die Feuchtigkeit hinweghuschte.
    Dann sah sie den Stuhl mit der hohen Lehne.
    Da sie ihn nur aus dem linken Augenwinkel wahrgenommen hatte, drehte sie sich um, ging einen Schritt in die entsprechende Richtung und entdeckte dabei eine zweite Tür.
    Aber das war alles nicht wichtig und trat in den Hintergrund.
    Vor ihr stand jetzt der Stuhl. Sehr alt, aus dunklem Holz mit einer bis über den Kopf der sitzenden Person reichenden Lehne.
    Glenda sah die Frau auf dem Stuhl kaum. Sie starrte nur in die kalten blauen Augen und wusste, dass die tote Gale Hanson vor ihr saß…
    ***
    Ellen Long war zufrieden.
    Glenda Perkins war in ihrem Zimmer gut aufgehoben. Es ging ihr sicher auch nicht so schlecht, dass sie für lange Zeit inaktiv bleiben würde. Ellen wusste, wie sie das Gift zu dosieren hatte.
    Glenda würde von einer gewissen Übelkeit erfasst werden, doch das würde sie nicht daran hindern, aktiv zu werden. Sie war eine Frau, die sich nicht einfach mit ihrem Schicksal abfand. Sie würde etwas unternehmen, und das sollte sie auch.
    Es würde nicht besonders schwer für sie sein, die geheime Treppe zu finden. Ellen lächelte, wenn sie sich vorstellte, wie ihre Schulfreundin die Stufen hinab in die Finsternis des Kellers steigen würde, um schließlich dort zu landen, wo Ellen es wollte. Sie sollte der Toten, die nicht tot war, gegenüberstehen. Sie sollte sich erschrecken, und wenn das alles so eingetreten war, wollte Ellen erscheinen und ihren Sieg feiern.
    Und sie hatte noch etwas getan.
    Sie hatte den jungen Tommy Blake angerufen und ihn ebenfalls zu ihrem Haus bestellt. Tommy und seine Freundin würden kommen, denn auch sie waren gespannt, wie die Welt aussah, die hinter der normalen lag. Das zu erfahren war der Traum vieler Menschen.
    Das Paar war auf dem Weg, und es würde auch den Hintereingang benutzen.
    Wie gesagt, Ellen Long war zufrieden. Und wenn sie zufrieden war, dann gönnte sie sich stets ein Glas Champagner oder trank auch mal zwei oder drei.
    Mit dem Glas in der Hand ging sie durch ihre Räume und stellte sich vor, wie die anderen Patienten reagierten, wenn sie plötzlich vor ihrer Therapeutin standen, die bereits seit zwei Jahren tot war.
    Das alles würde sie sehen, und sie dachte dabei auch an ihren Erfolg. Zu sehen, was hinter der normalen Welt lag. Endlich die Augen geöffnet zu bekommen. Freie Sicht zu haben auf Dinge, über die andere Menschen nicht zu sprechen wagten.
    Wo war die Hölle? Wo war das Jenseits? Wie sah es aus? Wer hielt sich dort auf?
    Es war sehr wichtig für sie, die richtigen Antworten zu bekommen. Gale Hanson würde sie ihr geben. Dazu war sie praktisch verpflichtet, denn ohne Ellen hätte sie ihr Grab nicht verlassen können.
    So aber war sie frei und würde ihr dankbar sein müssen.
    Ellen trank ihr Glas leer. Ein drittes wollte sie sich nicht gönnen, denn bereits jetzt erlebte sie eine leichte Beschwingtheit. Vorfreude, beinahe schon eine Euphorie, denn heute war ihr großer Tag.
    Trixy und Tommy mussten unterwegs sein. Ellen war gespannt, wie sie auf Gales Anblick reagierten – und auch umgekehrt, denn Gale war darauf programmiert, andere Menschen zu Wesen der Nacht zu machen und sie mit auf ihren Weg zu nehmen.
    »Und ich werde dabei in einen völlig neuen Lebensabschnitt treten«, flüsterte die Maklerin und spürte in ihrem Innern eine nie gekannte Freunde…
    ***
    Kalte blaue Augen! Aber auch tote Augen?
    Glenda konnte sich nur darauf konzentrieren. Es kam ihr vor, als wäre sie durch ein unsichtbares Band mit den beiden Augen verbunden, die einem Wesen gehörten, das menschliche Formen aufwies.
    Augen sind der Spiegel der Seele, sagte man. Wenn das stimmte, dann war die Seele dieses Wesens völlig kalt und gefühllos. Oder gar nicht vorhanden.
    Erst jetzt merkte Glenda, die ihre Kerze abgestellt hatte, dass das Licht so weit reichte, dass es über den Körper auf dem Stuhl hinweghuschte.
    Die Form des thronähnlichen Sessels ließ nur ein recht steifes Sitzen zu. So gab die Tote das Bild einer Frau ab, die schon Jahrhunderte in einem Versteck überlebt hatte und irgendwann gefunden worden war, als jemand ein großes Grab geöffnet hatte.
    Glenda kamen Bilder in den Sinn, die sie von altägyptischen Gräbern gesehen hatte. Auch dort hatten Göttergestalten in oft so

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