1483 - Der Hollywood-Vampir
bestimmt unruhig.«
»Dann schau nach.«
Sie drehte den Kopf nach links. »Und du hast nichts dagegen?«
»Warum sollte ich?«
»Ja. Gut, das ist gut.« Sie schwang die Beine aus dem Bett. »Ich bin gleich wieder da.«
Diaz wollte sie nicht zurückhalten. »Weißt du denn, woher der Geruch kommt? Ist er nahe?«
»Ja, das denke ich.«
»Hier im Haus?«
»Das kann sein.«
»Gut, dann geh!«
Kate tat es noch nicht. Sie blieb noch auf der Bettkante hocken.
Ihre Sitzhaltung sah aus, als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen.
Schließlich stand sie doch auf und drehte sich so, dass sie ihren Geliebten anblicken konnte.
»Wie bist du es geworden?« fragte sie. »Wie bist du zu einem Vampir geworden?«
Diaz lachte. »Willst du das wirklich wissen?«
»Ja.«
»Es war die Hölle«, erklärte er, »nein, der Teufel. Schon als ich beim Film der Star war, habe ich ein großes Interesse am Teufel gezeigt. Hier in Hollywood gibt es viele Götzen. Hollywood selbst ist ein Götze. Und hier hat jeder die Möglichkeit, sich seinen eigenen auszusuchen. Ich habe schon immer den Teufel geliebt. Er hat mir alles gegeben und mich zu dem gemacht, was ich bin. Er hat mich begleitet, das weiß ich sehr genau. Von klein auf ist er immer in meiner Nähe gewesen, und als ich dann Karriere machte und mir so vieles in den Schoß fiel und ich dem Teufel dafür dankbar war, da hat er sich gefreut und mich gefragt, welch einen großen Wunsch ich habe. Ich habe es ihm gesagt. Ich machte ihm klar, dass ich mein Filmleben in der Wirklichkeit weiterführen will. Ich wollte zu einem echten Blutsauger werden. Ja, zu einem echten.« Er warf den Kopf zurück und lachte. »Und das bin ich geworden, Kate. Der Teufel hat mich zu einem Vampir gemacht. In mir steckt das Feuer der Hölle. Es hat mich gestärkt. Ich bin nicht wirklich gestorben, ich bin nur im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle gefahren und habe gelernt, dass es wichtig ist, keine Zeit zu verlieren, wenn man sein Ziel erreichen will. Die Zeit zuvor ist vergangen, ohne dass ich es gemerkt habe. Aber jetzt bin ich wieder zurück, und ich weiß, dass bald ganz Hollywood über mich sprechen wird, wenn ich auf die Suche nach Blut gehe. Das kann ich dir schwören…«
Kate sagte nichts. Sie starrte ihn an. Im Zimmer war es finster. Es gab kein Licht. Die Möbelstücke waren nur als schemenhafte Umrisse zu erkennen, aber trotzdem hob sich etwas hervor. Das waren die bleichen Gesichter der Blutsauger.
»Dann bist du ja noch mächtiger, als ich dachte«, sagte sie voller Ehrfurcht.
Jetzt richtete sich auch Armando Diaz auf. »Ja, du hast es erfasst. Das bin ich. Viel mächtiger. Sogar sehr mächtig, denn hinter mir steht die Macht der Hölle!« Er riss beide Arme in die Höhe. »Wer will mich besiegen?« rief er voller Intensität. »Wer, zum Henker? Ein Mensch?« Er gab sich selbst die Antwort. »Nein, kein Mensch. Mein Körper gehört der Hölle. In ihm lodert ihr Feuer. Ich bin ein Geschöpf des Satans!«
Jeden normalen Menschen hätten die ins Dunkle gerufenen Worte zutiefst erschreckt. Nicht so Kate Rome, denn sie war kein Mensch mehr. Sie konnte nur Hochachtung für ihn empfinden, und sie freute sich darüber, in seiner Nähe sein zu dürfen.
Sie nickte ihm zu. Ein Lächeln entstand dabei auf ihren Lippen.
»Ja, das ist gut, was ich da gehört habe. Es ist sogar wunderbar, einfach herrlich. Ich freue mich, dass ich bei dir sein darf.«
»Geh jetzt und sieh zu, dass du satt wirst.«
»Ja, ja…«
Kate war froh. Sie liebte ihr neues Dasein immer mehr. Sie wusste, dass sie nicht allein stand. Sie hatte einen Begleiter, der sie nicht im Stich lassen würde, und genau das machte das neue Dasein so spannend.
Sie huschte aus dem Zimmer. Der alte Holzboden gab einige Geräusche ihrer Tritte wider. Schnell hatte sie die Treppe erreicht, und sie witterte den Geruch des Blutes immer stärker. Sie spürte ihn auf der Zunge und sie wusste, dass ihr Opfer nicht weit entfernt sein konnte.
Langsam ging sie die Stufen hinab. Wenig später überblickte sie die Lage. Sie schaute auch bis zur Tür und zuckte plötzlich zusammen, weil sie dort etwas gesehen hatte.
Eine Gestalt stand vor der Tür.
Sie bewegte sich nicht, aber Kate wusste, dass es ein Mensch war.
Voller Blut, und er würde ihr Opfer werden.
Ein Laut erklang. Nicht im Haus, weiter weg. Er hörte sich an wie ein Knall.
Wäre sie ein Mensch gewesen, so hätte sie den Atem angehalten.
So aber stand sie weiterhin auf der Treppe
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