1483 - Der Hollywood-Vampir
gegeben. Der Gedanke kam mir, als ich mich auf dem Weg befand, der direkt zum Haus des Armando Diaz führte.
Durch seinen hellen Kiesbelag lag er deutlich vor mir. Ich hielt mich deshalb nicht in der Mitte auf, sondern schritt an der rechten Seite entlang, wo mich die Schatten der Bäume und Büsche etwas deckten.
Die Trittgeräusche meines Freundes waren verklungen. Wieder hatte die Stille der Nacht von allem Besitz ergriffen. Auch ich bemühte mich, so leise wie möglich zu gehen, was auf dem Kies nicht ganz einfach war. Es knirschte immer wieder unter den Sohlen.
Das Haus war düster.
Eine kleine Festung.
Es strahlte nicht den Glanz oder Glamour aus, wie man es von den Heimen der großen Stars kennt. Da der Garten nur unvollständig gepflegt worden war, hatten sich die Pflanzen ausbreiten können und waren bis dicht an das Haus herangewuchert.
Ich beschleunigte meine Schritte nicht. Dabei ließ ich das Haus nicht aus den Augen. Ich schaute auch nach rechts und links in den Garten hinein und stellte fest, dass dort alles ruhig war, was mich irgendwie störte, weil ich auch damit rechnete, dass sich Armando ein Versteck außerhalb des Hauses ausgesucht haben könnte.
Ich sah nichts, ich hörte nichts. Nur meine eigenen Geräusche begleiteten mich, und so kam ich dem Haus immer näher, bis ich vor der alten Steintreppe stehen blieb.
Vor mir lagen die Tür und eine Fassade, die von Fenstern unterbrochen wurde. Allerdings war keines von ihnen erleuchtet. Ein Wunder war es nicht, denn jeder Vampir liebte die Dunkelheit der Nacht.
Kurze Zeit später stand ich vor der Tür. Sie sah geschlossen aus, was sie aber nicht war. Bei genauem Hinsehen stellte ich fest, dass sie nur angelehnt war. Sie würde sich also mühelos aufziehen lassen.
Damit wartete ich noch.
Es war für mich wichtig, ob ich etwas hörte. Vampire bleiben in der Dunkelheit nur ungern bewegungslos liegen. Dieses Verhalten reduzierten sie auf den Tag. Da ich im Garten noch keinen Angriff erlebt hatte, ging ich davon aus, dass sich jemand im Haus befand.
Allerdings durfte ich auch Carols Schrei nicht vergessen. Vielleicht war es dem Hollywood-Vampir gelungen, sich im Garten zu verbergen und dort auf seine Opfer zu lauern.
Mein Bauchgefühl allerdings sagte mir, dass auch dieses alte Haus sehr wichtig war, und so zog ich die Tür langsam auf, dabei hoffend, dass sie nicht zu laute Geräusche abgab.
Ich schaffte es. Außer einem wirklich leisen Knarren war nichts zu hören. Ich erweiterte den Spalt so, dass ich hindurchschlüpfen konnte, und trat in das fremde Haus ein.
War der Vampir zu riechen?
Nein, und auch als ich nach meinem Kreuz fasste, wurde ich enttäuscht. Es erwärmte sich nicht. Die Luft schien rein zu sein. Aber beim zweiten Nachfassen merkte ich, dass das Kreuz doch reagierte.
Ich spürte die zuckenden Wärmestöße an meinen Fingern.
Besser hätte es für mich nicht laufen können. Irgendwie freute ich mich auf die Durchsuchung des alten Hauses und schob mich in das Innere hinein.
Überrascht sah ich einen sehr schwachen Lichtschein, der unter einer Tür hervordrang.
Das war die Spur!
Es gab noch mehr zu sehen. Jetzt, da sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel mir die Treppe auf, die ich nehmen musste, um nach oben zu gelangen.
All das wurde in den folgenden Sekunden unwichtig, als draußen ein lauter Knall die Stille zerriss.
Ein Schuss!
Und er war aus einer Beretta abgegeben worden…
***
Robert F. Taylor, der neue Vampir, war vom Schlag gegen den Kopf zu Boden gegangen. Aber er war kein Mensch mehr, der bewusstlos geworden wäre, und so war er trotz des heftigen Treffers nicht aus dem Spiel.
Sofort stemmte er sich wieder hoch.
Abe Douglas ließ das zu, weil er sich um Carol Mancini kümmern musste. Er befürchtete, dass es dem Blutsauger gelungen sein könnte, ihr das Blut auszusaugen, und deshalb wollte er Bescheid wissen.
Es war nichts.
Keine Bissstelle. Ihr Hals sah an beiden Seiten normal aus, das war auch in der Dunkelheit zu erkennen, und er war froh darüber.
»Bleiben Sie liegen, Carol, ich mache das schon.«
Ob sie eine Antwort gab, war ihm unklar, denn er schwang in die Höhe und drehte sich sofort zu dem Blutsauger um.
Die Aktionen hatten nur wenig Zeit gekostet, und Taylor hatte sich nicht so schnell auf die neue Lage einstellen können. Nach wie vor gierte er nach Blut, und plötzlich sah er zwei potentielle Opfer vor sich. Er streckte seine Arme vor, um nach Abe Douglas zu
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