1483 - Der Hollywood-Vampir
erfasste. Er spürte, dass etwas auf ihn zukam, aber er war vorsichtig, auch wenn es sich dabei um Menschen handelte. Er musste aufpassen, nahm den Weg nicht mehr, sondern schlug sich in die Büsche. Zwischen den Gewächsen gab es für ihn genügend Platz, um störungsfrei laufen zu können. Das Gesicht um den Mund herum zeigte einen verzerrten Ausdruck. Es ging ihm ab jetzt einzig und allein um das Blut, das in den Adern der Menschen kochte.
Er wollte es.
Er brauchte es.
Sein Gang war viel schneller als eben noch, als er das Haus verlassen hatte. Fast geschmeidig bewegte er sich nun voran, und seine sensiblen Nerven nahmen einen bestimmten Geruch auf.
Blut!
Ja, es war vorhanden. Es war so herrlich. Die Nähe des menschlichen Lebenssafts war spürbar, und Robert F. Taylor dachte daran, dass er sich bald laben konnte.
Innerhalb eines Augenblicks duckte er sich zusammen, weil er plötzlich Stimmen gehört hatte. Zwei Männer sprachen miteinander.
Er blieb weiterhin in seiner Haltung und lauschte.
Ein paar Wortfetzen drangen an seine Ohren. Einige Male hörte er das Wort Haus.
Ein Grinsen erschien auf seinen Lippen. Sie wollten also zum Haus. Eindringen und nachschauen. Sie würden sich wundern, auf wen sie dort trafen.
Ihm kam ein anderer Gedanke. Wenn die Männer ins Haus gingen, dann waren sie für ihn als Beute verloren. Also wäre es besser, wenn er sie vorher zu fassen bekam.
Es war für den Vampir recht einfach, sich an ihren Stimmen zu orientieren. Er sah sogar das Licht einer Taschenlampe aufblitzen, aber die beiden taten ihm nicht den Gefallen, den normalen Weg zu nehmen. Sie blieben ihm verborgen, denn sie ließen ihre Lampen ausgeschaltet. Die Männer fanden sich auch in der Dunkelheit zurecht, was Taylor nicht gefiel. So blieb ihm nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen und hinter ihnen zu bleiben.
Schlagartig allerdings erlebte der Blutsauger eine Veränderung.
Plötzlich hörte er hinter sich eine Frauenstimme. Nicht sehr laut, aber laut genug, um sie zu verstehen.
Da war also noch jemand! Frisches Blut! Und sein Lächeln wurde diabolisch…
***
Beide Männer hatten Carol darauf hingewiesen, an dieser Stelle zu bleiben. Sie hatte auch zugestimmt, aber ihr war nicht gesagt worden, dass sie im Wagen sitzen bleiben sollte. Trotz ihrer geringen Größe kam ihr die hintere Bank recht eng vor. Um sich besser bewegen zu können, musste sie aus dem Wagen raus.
Das tat sie auch.
John Sinclair und Abe Douglas hatten sich bereits auf den Weg gemacht und waren nicht zu sehen. In diesem Fall empfand sie es als gut, und auch die Stille machte ihr nichts aus.
Im Prinzip hatte Carol ein schlechtes Gewissen. Sie war mit ihrem Freund Justin verabredet, aber sie hatte nicht gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden. Sicherlich wartete Justin auf sie. Sie wollte ihn auch nicht verlieren oder mit ihm streiten. Er würde zu Recht sauer sein, wenn er keinen Bescheid erhielt.
Carol kramte ihr Handy hervor. Ein kitschiges Ding mit rosafarbenem Gehäuse.
Es dauerte Sekunden, bis sich Justin meldete, und sie entnahm dem Klang seiner Stimme, dass er nicht eben fröhlich war.
»Verdammt, du rufst ja an.«
»Na ja. Ich weiß, dass ich mich verspäte und…«
»Verspäte ist gut. Eine Stunde und etwas mehr bist du schon drüber. Was soll das denn?«
»Es ging nicht anders.«
»Wieso?«
»Ich musste noch weg.«
Justin lachte nur. »Mit dem alten Sack?«
»Ja, mit Robert F. Taylor. Er zahlt mir schließlich ein recht gutes Gehalt und…«
»Bumst er dich auch durch?«
Carol verzog das Gesicht. Das Blut stieg ihr in den Kopf. Sie wusste, dass es derartige Abhängigkeiten gab, aber nicht bei ihr. Es war eine Unverschämtheit von Justin, ihr so etwas anzudichten.
»Ich glaube, du bist einen Schritt zu weit gegangen, Justin. Ich musste diese Überstunden machen, es geht um verdammt viel und…«
»Ja, ja, schon gut. Ich mache jetzt auch Überstunden. Du kannst ja irgendwann mal wieder anrufen, wenn es dir in den Kopf kommt. Viel Spaß noch, Prinzessin.«
Schluss. Er hatte aufgelegt.
»Verdammter Idiot«, flüsterte Carol. »Der kann doch nicht mehr normal sein. Eine Unverschämtheit und…« Sie winkte ab. »Was soll’s? Soll er machen, was er will.«
Noch stand sie neben dem Wagen und überlegte, ob sie wieder einsteigen sollte. Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, und in ihrem Kopf schrillte so etwas wie eine Alarmglocke.
Ein Geräusch dicht hinter ihr!
Sie fuhr herum – und starrte in
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