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1484 - Der Tod eines Nakken

Titel: 1484 - Der Tod eines Nakken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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solchem Nachdruck befahl, dann waren seine Leute normalerweise geneigt, sich auch daran zu halten, obwohl sie sonst durchaus keine kreuzbraven Befehlsempfänger waren.
    Früher war Shvartz der Kommandant der ARCHIBALD gewesen, des schnellsten Schrotthaufens in der Galaxis, wie seine Leute manchmal zu lästern pflegten. Die Cantaro hatten die ARCHIBALD vernichtet, aber die Mannschaft hatte überlebt. Man hatte Loydel Shvartz ein anderes Schiff gegebeh, die UXMAL, und seine Mannschaft war ihm geschlossen auf den neuen „Kahn" gefolgt. „Geschlossen" bedeutete in diesem Fall, daß einer dabei war, der eine lange Zwangspause hinter sich hatte.
    Als es gegen die Raumforts der Cantaro ging, war Shingo Leddigg nicht dabeigewesen, und das wurmte ihn gewaltig. Er war gezwungen gewesen, auf Heleios zu bleiben, um eine Verletzung auszuheilen.
    Jetzt, in der UXMAL, war er wieder auf seinem Posten. Es gab Leute, die das nicht verstehen wollten und die meinten, daß ein Raumschiff nicht der richtige Ort für einen Siebzehnjährigen sei - zumindest nicht für dj'esen Siebzehnjährigen und vor allem nicht jetzt, in dieser gefährlichen Situation, in der sie alle sich befanden. Aber Shingo machte sich nichts aus solchem Gerede, und Loydel Shvarth glücklicherweise auch nicht, obwohl die durchaus wohlmeinenden Kritiker in diesem besonderen Fall gar nicht einmal unrecht hatten.
    Shingo Leddigg kam sich an Bord von Raumschiffen immer ein bißchen überflüssig vor und war es äuch tatsächlich, denn er war eigentlich gar kein Raumfahrer.
    Er hatte die ersten sechzehn Jahre seines Lebens auf Durtning verbracht,-einem abgelegenen Planeten in der Westside der Milchstraße. Auf Durtning hätte man ein ruhiges, bequerhes Leben führen können, wenn da nicht die Cantaro gewesen wären. Sie unterdrückten die Bevölkerung von Durtning nicht - jedenfalls nicht im üblichen Sinn. Es gab Jahre, in denen man keinen einzigen von ihnen zu Gesicht bekam. Sie unterhielten eine Station in der Nähe des Raumhafens, aber auch die benutzen sie nur bei ihren gelegentlichen Besuchen.
    Und diese Besuche waren es auch, die den Bewohnern von Durtning Sorgen bereiteten, denn sie endeten jedesmal damit, daß die Cantaro und ihre Helfer Tausende von Menschen zusammentrieben und wegbrachten -niemand wußte, warum und wohin.
    Shingo war mit diesen Dingen aufgewachsen und kümmerte sich nicht weiter darum. Er war der Meinung, daß es keinen Sinn hatte, sich den Kopf über etwas zu zerbrechen, das er sowieso nicht ändern konnte.
    Er war ein Waldmensch. So hatte sein Großvater ihn genannt, und der mußte es wissen, denn er gehörte selbst zu diesen Leuten. Es hieß, daß die Cantaro niemals einen Waldmenschen mitnahmen, wenn sie ihre Opfer zusammentrieben, und daran war zweifellos etwas Wahres.
    Shingo war klein - kaum einen Meter groß - und auffallend zierlich ge. baut. Seine Schultern, der obere Teil seines Rückens und die Außenseiten seiner Arme und Beine waren mit langem braunem Haar bedeckt, und seine Zehen waren lang und beweglich wie Finger.
    Es gab nicht sehr viele Waldmenschen auf Durtning - einige tausend insgesamt -, ünd manche der durch und durch menschlichen Bewohner dieses Planeten bezeichneten Leute wie Shingo als Mißgeburten. In früheren Zeiten war es üblich gewesen, die äußeren Anzeichen der Mutation auf medizinischem Weg zu vertuschen, aber inzwischen waren solche Verfahren viel zu teuer. Manche versuchten es auf eigene Faust, indem sie sich die auffällige Behaarung wegrasierten. Das half jedoch nicht viel, und außerdem wuchsen die Haare sowieso wieder nach.
    Shingo hatte im Gegensatz zu vielen seiner Schicksalsgenossen nie unter seiner Andersartigkeit gelitten.
    Schon als kleines Kind war er sehr selbständig gewesen, und seit er zehn Jahre alt war, hatte er seiner Familie nur noch gelegentlich kurze Besuche abgestattet. Dennoch liebte er sowohl seine Eltern als auch seine Geschwister - die übrigens keine Waldmenschen waren.
    Eines Tages, als er sie besuchen wollte, fand er sie nicht mehr. Sie waren verschwunden, und mit ihnen auch alle Leute, die in ihrer Nachbarschaft gelebt hatten. Die Cantaro hatten sie geholt.
    Als Shingo das begriff, war ihm plötzlich sehr seltsam zumute gewesen, und er war zu dem Schluß gekommen, daß er nicht in den Wald zurückkehren würde.
    Vielleicht war das unvernünftig von ihm, denn im Wald war er sicher, und selbst vor den Cantaro brauchte er sich dort offensichtlich nicht zu fürchten. Aber seine

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