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1484 - Der Tod eines Nakken

Titel: 1484 - Der Tod eines Nakken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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umgebracht und hierhergelegt."
    „Aber warum sollten sie so etwas tun?"
    „Um uns als Mörder hinzustellen.
    PERRYRHODAN Um die Nakken gegen uns aufzubringen."
    Jepht hörte dem Wortwechsel zu, sagte aber selbst kein Wort. Er hielt nicht viel von Masquam und verdächtigte ihn mehr oder weniger offen, an Altersschwachsinn zu leiden. „Wir müssen ihn wegschaffen!" sagte einer der Neuen aufgeregt. „Wir werfen ihn in irgendeine der Ruinen. Und wir sollten das schnell machen -jetzt, solange die anderen noch schlafen!"
    Der Mehrzahl der Gläubigen schien das einzuleuchten. Zwei zogen sogar ihre Umhänge aus, um den toten Nakken darin zu transportieren. ,Da beschloß Jepht, daß es nunmehr an der Zeit sei, sein Schweigen zu brechen. „Der Nakk bleibt hier!" sagte er.
    Es wurde totenstill. Alle starrten ihn an. „Das mußt du uns erklären", sagte Masquam schließlich, und er klang einigermaßen ratlos. „Es ist ein Nakk", sagte Jepht ruhig. „Ein tpter Nakk."
    Die anderen murmelten ungeduldig vor sich hin. „Nein, wartet", fuhr Jepht mit erhobener Stimme fort. „Ich weiß schon, warum ich das wiederhole!"
    Er musterte sie von oben herab, was ihm um so leichter fiel, als er noch immer auf der Treppe stand, die anderen aber unten in der Halle. Geduldig wartete er, bis sie endlich still wurden. „Wir wissen nicht, was ihn getötet hat", sagte er dann. „Aber was es auch war - dieser Zwischenfall wird seinen Artgenossen nicht gefallen. Sie werden ihn vermissen, und sie werden nach ihm suchen. Wir werden eine Andacht halten und uns nach Kräften bemühen, ihnen das wenige, das wir wissen, mitzuteilen. Ich bin sicher, daß sie dann kommen werden, um nachzusehen."
    „Nakken?" fragte Masquam beinahe ungläubig. „Ja", erwiderte Jepht. „Leibhaftige, lebendige Nakken. Zu uns werden sie kommen. Wir werden sie freundlich empfangen und ihnen helfen, so gut wir können."
    „Aber wenn sie uns nun für den Tod ihres Artgenossen verantwortlich machen?" fragte Masquam skeptisch. „Warum sollten sie das tun? Uns trifft keine Schuld. Wir dürfen nur nicht in den Fehler verfallen, uns so aufzuführen, als wäre das doch der Fall. Wenn wir ihn wegschaffen und verstecken, dann werden sie uns für schuldig halten!" Das leuchtete ihnen ein. Und so gingen sie los und suchten Steine und Plastikplanen zusammen, um den Leichnam damit zu bedecken, während andere von einer Behausung zur anderen eilten und die noch schlafenden übrigen Mitglieder des Kultes aus den Betten trommelten.
    Die Sonne stand im Zenit, und die Hitze war schier unerträglich, als sich endlich alle rund fünfzig Mitglieder der GP-Freunde zusaminensetzten und jenen monotonen Singsang anstimmten, von dem sie glaubten, daß er den Nakken gefallen könnte und daß er außerdem dazu geeignet sei, ihre Gedanken bis in das Humanidrom hinaufzutragen.
    Den ganzen Nachmittag hindurch sangen sie. Ihre Stimmen wurden hei-Der Tod eines Nakken ser, die Beine schliefen ihnen ein, und der Schweiß lief in hellen Tropfen über ihre Gesichter. Erst als die Sonne sank, gaben sie es auf - zumindest für diesen Tag.
    Niemand war gekommen.
    Aber als sie den Tempel verließen, hörten sie plötzlich Geräusche aus der Halle. Sie stürmten zur Treppe - und da sahen sie ihn.
    Sie hatten schon von ihm gehört, und Jepht hatte sogar einmal mit ihm gesprochen. Er nannte sich Balaam und interessierte sich für die Nakken und das Humanidrom. Manche Lokvorther hielten ihn für ein geradezu teuflisches Geschöpf, dem man nicht über den Weg trauen durfte, aber Jepht hatte ihn als ein höfliches und rücksichtsvolles Wesen in Erinnerung.
    Davon war im Augenblick allerdings nichts zu merken. - Balaam hatte die Steine und die Plastikplanen entfernt, und er hatte dies durchaus nicht auf so ruhige und feierliche Art und Weise getan, wie es sich beim Umgang mit dem Leichnam eines intelligenten Wesens gehörte, sondern er hatte das ganze Zeug einfach beiseite geschleudert.
    Und jetzt stand er da, über den toten Nakken gebeugt, und es war nicht der leiseste Funken von rücksichtsvoller Ehrfurcht in seiner Haltung und in seinen Bewegungen zu erkennen. Im Gegenteil: Er fingerte an der Leiche herum und zog an etwas - ziemlich kräftig. Dabei murmelte er auch noch allerhand vor sich hin, und obwohl die GP-Freunde kein Wort verstehen konnten, verriet ihnen schon allein der Tonfall, daß es sich um Flüche handelte. „Halt!" donnerte Jepht ihm mit aller Stimmgewalt entgegen, die er sich im Lauf seines

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