1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
dieser Typ befohlen.«
Robert Liebman schloss für einen Moment die Augen. »Der Glatzkopf geht mir nicht aus dem Sinn. Er sieht aus wie eine Kunstfigur, aber ich weiß genau, dass er keine ist. Das ist ja so fatal. Wie kann es einen Kerl geben, der so etwas verlangt?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Er ist mächtig, Alan, das habe ich gespürt. Verdammt mächtig sogar. Der steckt uns alle in die Tasche. Er hat sich mit diesem kleinen grünen Teufel verbündet. Die beiden gehören zusammen. Aber daran will ich nicht denken.«
Scott wusste auch nicht weiter. Er sagte nur: »Jedenfalls sind unsere Augen wieder normal.«
»Ja, das habe ich auch gesehen. Aber ich stelle mir die Frage, wie lange noch?«
Er lachte plötzlich. »Was ist, wenn wir beim Konzert die Veränderung erleben?«
»Keine Ahnung, Robby. Ich kann nur hoffen, dass es nicht passiert.«
»Ja. Daran schließt eine nächste Frage an. Und was ist, wenn wir das Konzert absagen?«
»Werden wir sterben!«
Die Antwort war schlicht, sie war hart, aber sie traf genau den Kern. Dieser Kerl würde sie töten. Er war einer, der mit dem Teufel im Bunde stand.
Beide schwiegen. Auf ihnen und auch auf Silvia lag ein Fluch. Beide fühlten sich lethargisch und zu nichts fähig.
»Wer kann uns helfen?« fragte Liebman.
»Keiner, Robby. Ich habe es ja versucht. Ich bin bei der Therapeutin gewesen, aber auch sie wusste nicht weiter. Ich muss mit dem, was ich hörte und sah, allein fertig werden. Ich bin als Erster aus der Gruppe ausgesucht worden, und jetzt habt ihr mit mir gleichgezogen. Ich kann das alles nicht begreifen.«
»Wir müssen es durchziehen.«
»Fragt sich nur, wie.«
Alan Scott sagte: »Was immer auch kommt, wir halten zusammen. Alles andere musst du vergessen.«
»Mal sehen.«
»Ihr könnt kommen!« rief Silvia von der Küche her.
Beide standen auf. Sie gingen mit schweren Schritten in die Küche, wo Silvia bereits den Tisch gedeckt hatte. Sie hatte in die größte Pfanne die letzten fünf Eier geschlagen, auch noch Speck gefunden und dunkles Brot.
»So, das muss reichen.«
Nachdem sie schweigend gegessen hatten, schaute Silvia die beiden an. »Wann müssen wir los?«
»Es ist noch eine Probe angesetzt worden«, sagte Robert.
»Von wem?«
»Durch uns.« Er blickte erstaunt in die Runde. »Habt ihr das vergessen?«
»Fast.«
Alan sagte nichts. Erst als er angesprochen wurde, äußerte er sich.
»Ich weiß nicht, ob wir das tun sollen. Wir werden jedenfalls früher dort sein.«
Damit waren Robert und Silvia einverstanden.
Jeder aß seinen Teller leer und trank auch den Kaffee aus.
»Am liebsten möchte ich mich besaufen, bis der Arzt kommt«, sagte Robby leise.
»Untersteh dich!« Silvias Blicke schienen Feuer zu sprühen. »Du würdest uns alle mit hineinreißen.«
»Ja, ja, schon gut. Aber ich fühle mich so beschissen.«
»Ich auch«, stimmte Alan zu.
Silvia stand auf. »Dagegen kann man etwas tun, meine Herren.«
»Und was?« fragten beide zugleich.
»Ich gehe jetzt nach nebenan und setze mich ans Klavier.«
»Ach.«
»Ihr könnt mitkommen.«
Die beiden zögerten noch. Schließlich standen auch sie auf, und sie betraten den Wohnraum.
Die junge Musikerin saß bereits auf ihrem Hocker. Sie schaute die Zuhörer nicht an und sagte: »Ich brauche etwas Optimistisches, das meine trüben Gedanken vertreibt, und deshalb werde ich ein Stück von den Ungarischen Tänzen spielen. Den fünften. Brahms soll geehrt werden.«
»Tu das«, sagte Robby.
Silvia spielte. Natürlich litten sie alle unter einer gewissen Spannung, denn niemand von ihnen wusste, welche Musik tatsächlich dabei herauskam.
Die richtige!
Und Silvia lachte. Sie warf der Kopf zurück. Ihre Finger huschten über die Tasten, und sie forcierte das Tempo. Plötzlich fiel bei ihr die Spannung ab. Sie war erleichtert. Sie jubelte und weinte zugleich.
Sie sang mit, und auch bei den beiden Zuhörern brach der Bann.
Nach dem letzten Ton applaudierten sie.
»Das war super!« rief Robby.
»Danke, danke sehr.« Silvia verbeugte sich, obwohl sie noch auf dem Hocker saß.
Alan reichte ihr ein sauberes Papiertaschentuch, mit dem sie ihre Augen trocknete und dann die Nase putzte.
»Mein Gott, welch eine Erleichterung. Es hat so wundervoll geklungen. So gut wie noch nie. Einfach einmalig. Es ist wie ein Wunder. Ich fühle mich wie neugeboren.« Silvia fuhr mit dem Stuhl herum. »Und jetzt seid ihr an der Reihe. Los, nehmt eure Instrumente. Das sind eure Vertraute, eure
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