1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
Glenda, die mit dem frisch aufgebrühtem Kaffee kam.
»Jetzt müsst ihr mich wirklich mal aufklären«, forderte Suko.
»Deshalb sitzen wir ja hier.«
Die Aufgabe übernahmen Glenda und ich gemeinsam. Sie fing an, und wir wechselten uns ab. Suko war es gewohnt, keine oder nur wenige Zwischenfragen zu stellen. In diesem Fall hielt er sich sehr zurück, bis ich das letzte Wort gesagt hatte.
»Das sieht nicht gut aus«, murmelte er. »Wenn Saladin mitmischt, dann wird es böse. Habt ihr schon einen Plan, wie wir gegen ihn vorgehen können?«
»Nein.« Ich setzte die Tasse ab. »Jedenfalls werden wir uns nicht an seine Warnung halten.«
»Klar, John. Du weißt aber auch, was das bedeutet?«
»Davon kannst du ausgehen. Ich möchte keinen Zuhörer in Gefahr bringen, aber verdammt noch mal, was sollen wir tun? Wir kennen den genauen Plan des Hypnotiseurs nicht. Er kann die Menschen manipulieren, und ich denke dabei nicht nur an die Musiker. Möglicherweise gelangt er über sie an die Zuschauer heran. Er lässt sie zum Höllentanz aufspielen, um es mal übertrieben zu sagen.«
Glenda meldete sich. »Es ist eine schreckliche Musik«, erklärte sie.
»Bisher habe ich sie nur durch Geigenspiel gehört, aber wenn noch andere Instrumente hinzukommen, könnte es fatal werden. Dann möchte ich nicht unter den Zuhörern sein.«
»Wirst du aber«, sagte ich. »Und Suko und ich sind es auch. Wir dürfen Saladin auf keinen Fall freie Hand lassen.«
Suko runzelte die Stirn bei seiner Frage. »Und wie gehen wir dann vor? Habt ihr daran schon gedacht?«
»Ja, aber der Plan steht noch nicht fest. Es ist auch wichtig, dass wir früher in das Theater hineinkommen als die normalen Besucher, und dafür könnte Sir James sorgen. Ihn müssen wir einweihen.«
Suko war ebenso einverstanden wie Glenda Perkins. »Soll ich uns anmelden?« fragte sie.
»Du willst mit?«
Sie warf mir einen bösen Blick zu. »Was hast du denn gedacht, John Sinclair?«
»Pardon, war nur eine Frage.«
Sie verließ kopfschüttelnd das Büro. Suko und ich sahen nicht sehr glücklich aus, denn beide wussten wir, welch ein Gegner uns mit Saladin gegenüberstand.
»Hast du eine Ahnung, was hinter Saladins Plänen stecken könnte?« fragte Suko.
»Klar, das habe ich. Und mit fällt dazu nur der Begriff Manipulation ein.«
»Das ist ein ziemlich weiter Begriff.«
»Stimmt. Mehr weiß ich auch nicht. Es geht ihm diesmal um die Musiker, was immer es auch zu bedeuten hat.«
»Nur vordergründig, denke ich.« Suko streckte seine Beine aus.
»Ich kann mir denken, dass er auch an das Publikum heran will. Und zwar über die Musik.«
»Da könntest du leider recht haben.«
Suko senkte seine Stimme und sprach leise über den Schreibtisch hinweg. »Ich gehe davon aus, dass Glenda in diesem Fall eine Hauptrolle spielt. Ich will uns nicht klein reden, aber Glenda ist die einzige Person, die ihm Paroli bieten kann. Alles andere kannst du vergessen. Wir stehen da etwas abseits.«
»Mal sehen.«
»Und da ist noch etwas, John. Diese schrille Musik ist der Klang aus der Hölle. Der wird die Menschen wahnsinnig machen, der wird dafür sorgen, dass sie aus dem Konzertsaal flüchten wollen, und ob er das zulässt, das ist die große Frage.«
Ich winkte ab. »Es bringt nichts, wenn wir uns zu viele Gedanken darüber machen. Wir müssen es, wie so oft, mal wieder auf uns zukommen lassen.«
»Klar.«
Glenda schaute ins Büro. Dabei nickte sie. »Ich habe Sir James schon vorbereitet. Er hatte zwar etwas anderes zu tun, aber den Termin hat er verschoben.«
Ich stand auf. »Hätte ich an seiner Stelle auch getan…«
***
Die Nacht war vorbei.
Kein Mitglied des Trios schlief mehr. In den letzten Stunden hatten sie sowieso nur hin und wieder die Augen geschlossen.
Es war Silvia Ferrano, die das Schweigen zwischen ihnen unterbrach.
»Ich habe im Kühlschrank nachgeschaut und denke, dass wir alle satt werden.«
Alan schaute Robert an, der neben seiner Flöte saß und das Instrument widerwillig betrachtete.
»Hast du Hunger?«
»Bestimmt nicht.«
»Aber wir müssen etwas essen«, drängte Silvia.
»Klar.« Liebman stand auf. »Sonst läuft nichts. Das hat schon meine Mutter immer gesagt.«
»Sie war eine sehr kluge Frau.« Silvia fügte nichts mehr hinzu. Sie ging in die Küche und hantierte dort herum.
»Wie geht es weiter?« flüsterte Robert.
»Wir müssen spielen.«
»Und dann?«
»Keine Ahnung.« Alan schaute ins Leere. »Aber spielen müssen wir. Das hat uns
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