1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
war ein hoch gewachsener Mann mit einem schwarzen Hut auf dem Kopf, der eine breite Krempe hatte. Bekleidet war er mit einem langen Mantel aus grauem Stoff.
Den Kragen hatte er hochgestellt und den Mantel bis zum obersten Knopf geschlossen.
Von Custers Gesicht war nicht viel zu sehen. Am meisten fiel der graue Bart auf.
»Mr. Custer?« fragte ich.
»Ja, ich warte schon einige Zeit hier.«
»Wie schön.« Ich zeigte ihm meinen Ausweis.
Er schaute genau hin, war zufrieden, schüttelte aber trotzdem den Kopf und sagte: »Ich weiß immer noch nicht, weshalb Sie hier sind. Können Sie mich vielleicht aufklären?« Er schaute jeden von uns an, und wir stellten fest, dass er dunkle Augen hatte.
»Leider nicht«, antwortete Glenda. »Wir sind bisher nur einem Verdacht nachgegangen und wollen nun herausfinden, ob er sich bestätigt.«
»Hier im Theater?« Brian Custer musste lachen. »Pardon, aber hier passiert nichts Ungesetzliches. Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen.«
»Es kann auch Ausnahmen geben.«
»Da bin ich aber gespannt.«
Ich wollte wissen, wann die drei Musiker eintreffen würden.
Custer runzelte die Stirn, bevor er auf die Uhr schaute. »So genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Trio noch ein wenig üben will. Sänger müssen sich einsingen, Musiker einspielen, und so wird es wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, nehme ich an. Das Konzert beginnt recht früh. Es soll sich nicht bis mitten in die Nacht hinziehen. Damit haben wir schlechte Erfahrungen gemacht und deshalb vorverlegt.«
»Gute Idee.«
»So können sich die Leute danach noch woanders amüsieren und sind nicht nur auf ein Event festgelegt.«
Wir waren zufrieden, und wir wurden auch nicht durch Besucher gestört.
Ich hoffte ja, dass wir den Fall lösen konnten, bevor das Konzert begann. Unter Umständen musste es dann auch abgesagt werden.
»Gut, dann kommen Sie.«
Brian Custer ging vor. Er besaß die Schlüsselgewalt und öffnete die Glastür des Eingangs. Innerhalb des Glases befand sich ein Einschluss, der eine Maske zeigte.
Ich schaute noch mal zurück und drehte mich dabei sehr schnell um. Es gab niemanden, der uns beobachtete. Zumindest sah ich keinen Fremden in der Nähe.
Die Tür schwang auf, und wir betraten ein Foyer, das nicht besonders groß war. Es roch kalt und auch leicht muffig. Der Vergleich mit einem alten Kino kam mir in den Sinn. Als ich Custer danach fragte, nickte er. »Ja, hier liefen früher Filme.«
»Und heute?«
Er schüttelte den Kopf. »Heute nicht mehr, Mr. Sinclair. Die Leute laufen ja immer in die Großkinos. Und Programmkinos gibt es genug.«
»Da mögen Sie recht haben.«
»Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Bühne.«
Man konnte den Innenraum von zwei Seiten aus betreten. Das war wie in einem der alten Kinos. Zudem senkte sich der Boden leicht, damit man von allen Plätzen eine gute Sicht hatte.
Wir sahen die Bühne. Es war kein Vorhang zugezogen. Custer sorgte für Licht, und es wurde heller, aber nicht strahlend hell. Das Licht tat den Augen gut, und als wir einen Blick zur Bühne warfen, sahen wir einen Flügel und zwei Notenständer. Das war alles. Auf eine Dekoration war verzichtet worden. Nichts sollte den Musikgenuss stören.
Glenda erkundigte sich nach der Akustik, und Brian Custer nickte so heftig, als hätte er nur auf diese Frage gewartet.
»Sie ist sehr gut«, erklärte er. »Zwar nicht perfekt, aber die Musiker sind zufrieden. Das Publikum ist es auch. Es setzt sich zudem aus recht jungen Leuten zusammen. Die alte und steife Konzertgemeinde werden Sie hier nicht finden.«
»Schön, dass etwas für den Nachwuchs getan wird.«
»Sie sagen es, Miss Perkins.«
Es war kein Problem für uns, die Bühne vom Zuschauerraum aus zu betreten. Die alten Holzdielen beschwerten sich etwas unter unserem Gewicht. Ich umrundete einmal die Instrumente und suchte besonders die Rückseite ab. Dort hing ein Vorhang. Der Stoff schien die Akustik nicht weiter zu stören. Ich suchte nach einem Durchschlupf, denn oft ist es hinter der Bühne eines Theaters interessanter.
Da hatten wir bereits einschlägige Erfahrungen sammeln können.
Brian Custer kam zu mir, zusammen mit Suko. »Sie müssen nach links gehen«, erklärte der Direktor.
»Ach so.«
»Warten Sie.«
Er kannte sich aus. Nach zwei Schritten streckte er den Arm aus.
Dann zog er den Vorhang ein Stück zur Seite. Eine Lücke entstand, durch die wir gingen. Wir gelangten in einen Gang,
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