1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
in dem sich die Künstler kurz vor ihren Auftritten aufhielten. Es gab dort ein Mischpult, angeschlossene Mikros und schmale Regale mit Requisiten. Sogar künstliche Totenköpfe sahen wir.
»Wollten Sie das sehen?« fragte Custer.
»Eher die Garderoben«, klärte Suko ihn auf.
»Aber die sind leer.«
»Das macht nichts.«
»Dann bitte.« Er räusperte sich. »Aber es gibt nur einen Garderobenraum. Wir haben hier nicht so viel Platz.«
Wir sahen eine Mauer, die irgendwelche Künstler besprayt hatten, aber es gab auch zwei Türen. Eine gehörte zum Notausgang.
Custer öffnete die zweite.
Wieder wurde Licht gemacht, und nach zwei Schritten fanden wir uns in einem Raum wieder, in dem zuerst die vier Spiegel an den Wänden auffielen. Darunter befand sich die Ablage, und sie zog sich von einer Wand zu anderen. An den Wänden hingen Kostüme an Haken.
Auch wenn sich hier im Moment niemand schminkte, der Geruch von Puder war permanent vorhanden. Aber Charme strahlte die Garderobe nicht aus.
Ich sagte nichts. Auch Suko schaute etwas enttäuscht aus der Wäsche. Es konnte sein, dass ihm die Normalität hier nicht gefiel, und Custer fragte: »Ist es das, was Sie sehen wollten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Uns geht es um die Mitglieder des Trios.«
»Ja, ja, das hörte ich bereits. Aber wie passt das zusammen? Musiker und Scotland Yard?«
»Das wollen wir herausfinden.«
»Aha. Dann müssen Sie also mit den Leuten reden.«
»Sehr richtig.«
Brian Custer gefiel das nicht. Er fuhr durch seinen Bart und knetete dabei sein Kinn. »Ich glaube nicht, dass es Verbrecher sind, aber Künstler, die sehr sensibel sind. Ihr Beruf erfordert eine sehr starke Konzentration. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht gut ist, wenn sie vor ihrem Auftritt von der Polizei verhört werden.«
»Es ist kein Verhör«, erklärte ich. »Da müssen Sie keine Angst haben.«
»Was ist es dann?«
»Nur eine Befragung.«
»Auch die lenkt ab.«
»Dafür können wir nichts. Da müssen Sie mal über Ihren eigenen Schatten springen.«
»Was denken Sie sich? So einfach ist das nicht. Das könnte sich stark auf die Qualität ihres Auftritts auswirken.«
»Das wissen wir«, sagte ich. »Aber wir können nicht auf jeden und alles Rücksicht nehmen.«
»Das sagt sich so leicht.«
»Jedenfalls werden wir auf das Trio warten und unsere Fragen stellen.«
»Gut, tun Sie das.«
Ich schaute mich nach einer weiteren Tür um, sah aber keine mehr.
Dafür gab es verschiedene Hocker. So konnten wir im Sitzen warten, und ich wollte von Custer wissen, ob es nicht eine Telefonnummer gab, unter der das Trio zu erreichen war.
»Eine gemeinsame nicht.«
»Aber…?«
Der Chef schüttelte den Kopf. »Hören Sie, ich bin nicht der Hüter und auch nicht der Manager der Musiker. Sie sind bestimmt über ihre Handys zu erreichen, aber da brauchte ich zunächst mal die Nummern, und die habe ich leider nicht.«
»Gut!« entschied ich. »Dann warten wir.«
»Ich kann es Ihnen nicht verbieten. Ich bleibe auch in der Nähe, aber mehr im Zuschauerraum. Vorher sehe ich mich noch mal draußen um. Ich nehme dazu die Hintertür. Nur damit Sie Bescheid wissen.«
»Ja, tun Sie das.«
Er ließ Suko und mich allein. »Komischer Kauz«, murmelte mein Freund.
»Ein Künstler oder so.«
»Ich weiß. Aber für uns sind die drei anderen Künstler wichtiger.«
»Richtig.« Ich drehte mich zur Tür um. »Und ich würde gern wissen, wo Glenda steckt.«
Suko schaute mich mit einem leicht starren Blick an. »Mann, jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Sie ist – wollte sie nicht nachkommen?«
»Ja.«
»Und wo steckt sie jetzt?«
Ich wusste es nicht, aber es rann mir schon etwas Kaltes den Rücken hinab…
***
Glenda Perkins fühlte sich seit dem Eintreten in das Theater recht unwohl. Das war so, obgleich nichts Außergewöhnliches passiert war. Dieses Unwohlsein war plötzlich über sie gekommen, einen sichtbaren Grund konnte sie dafür nicht nennen. Deshalb kam sie zu dem Schluss, dass irgendetwas in der Luft liegen musste, das sie störte.
John und Suko verschwanden mit dem Direktor hinter dem Vorhang. Auch Glenda wollte folgen, als plötzlich etwas geschah, das sie zögern ließ.
»Bleib doch noch…«
Sie stoppte die Bewegung im Ansatz und krampfte sich zusammen. Die Stimme hatte ihr einen Schock versetzt, denn sie kannte die Unperson, die da gesprochen hatte.
Glenda sprach den Namen nicht aus.
Trotzdem erhielt sie eine Antwort.
Weitere Kostenlose Bücher