1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
Freude. Brecht den Bann. Zeigt diesem glatzköpfigen Teufel die Zähne. Wir lassen uns nicht unterkriegen.«
Silvias Worte zeigten Erfolg. Robby ging zuerst zu seiner Flöte und holte sie aus dem mit Samt gefütterten Etui. Er gab Alan ein Zeichen, dasselbe zu tun, und Scott ließ sich nicht lange bitten. Auch er holte sein Instrument.
Silvia spielte nicht. Sie saß auf dem Hocker und schaute zu den beiden hin.
Zuerst versuchte es Robert Liebman.
Er traute dem Braten noch nicht so recht. Sehr zögernd begann er mit seinem Spiel. Und es klappte.
Vor Überraschung riss er die Augen auf. Plötzlich flossen die Melodien aus ihm hervor, er bewegte sich in ihrem Rhythmus, vergaß plötzlich die Klassik und spielte Popmusik, bis er die Flöte sinken ließ und das Klatschen seiner Freunde hörte.
»Es geht doch!« rief Silvia. Sie schloss ihren Freund in die Arme.
»Das war wundervoll.«
Alan Scott wollte den beiden nicht nachstehen. Er nahm seine Geige, und er war in der Laune einen Csardas zu spielen. Silvia und ihr Freund Robby gerieten in Tanzlaune. Sie klatschten dabei in die Hände und verwandelten sich in fröhliche junge Menschen, die ihren Spaß am Leben hatten. Bis die Geige verstummte und sich Alan in den Beifall hinein verbeugte.
Wieder war Silvia Ferrano die Optimistin. Sie streckte die Fäuste in die Luft.
»Freunde, wir schaffen es! Wir lassen uns nicht unterkriegen! Wir werden diesem Teufel trotzen!«
»Ja! Ja!«
Von der Depression waren sie in die Euphorie gefallen. Jeder von ihnen hoffte, dass sie auch lange genug anhalten würde.
Dabei schaute niemand in den Flur.
Dort stand Saladin.
Er hatte zugeschaut. Er hatte auch genickt und dann frostig gelächelt, bevor er sich wieder zurückzog und nicht mehr zu sehen war…
***
Wenn Sir James etwas in die Hände nahm, dann öffnete er uns Tor und Tür.
So war es auch in diesem Fall. Er hatte mit dem Chef des Theaters gesprochen und unseren Besuch angekündigt.
Der Mann hieß Brian Custer. Er würde persönlich dafür sorgen, dass wir das Theater schon vor dem offiziellen Einlass betreten konnten. Es war uns auch wichtig, die Mitglieder des Trios vorher kennen zu lernen und – wenn nötig – ihnen Mut zuzusprechen.
Mehr konnte er für uns nicht tun, aber es reichte uns. Es war abgemacht, dass Custer uns persönlich erwartete. Wir hatten noch einige Stunden Zeit, verbrachten sie im Büro und versuchten, noch mehr über das Trio herauszufinden.
In der Musikwelt galten sie als Shootingstars. Man sagte ihnen eine große Karriere voraus. Natürlich würden sie nicht die Popularität irgendwelcher Popgrößen erreichen, aber sich in der Klassik durchzusetzen bedeutete schon etwas.
Am Nachmittag verließen wir das Yard Building. Der Tag war nach einer kurzen Zwischenaufhellung wieder trüb geworden. Die Autos fuhren schon mit Licht, und als Suko den Rover nach draußen lenkte, gerieten wir natürlich in einen Stau.
Das war uns egal. Wir wollten auf jeden Fall mobil sein, um nicht irgendwelchen Leuten hinterher rennen zu müssen. Im Büro hatten wir lange genug über das Für und Wider gesprochen, jetzt wollten wir uns einfach nur überraschen lassen. Das galt besonders für Glenda, die ja so etwas wie einen direkten Kontakt zu dem einen Künstler gehabt hatte.
Die Fahrt dauerte im Normalfall nicht lange. Aber was war in London schon normal? Der dichte Verkehr machte uns öfter einen Strich durch die Rechnung. Wir quälten uns durch verstopfte Einbahnstraßen. In einer solchen würden wir auch das Theater finden.
Zunächst ging es darum, einen Parkplatz zu finden. Dass es dabei Probleme geben würde, damit hatten wir gerechnet, aber diesmal stand uns das Glück zur Seite. In einem Polizeirevier gab es hinter dem Gebäude einen kleinen Parkplatz, wo auch wir eine Lücke für den Rover fanden.
Die Kollegen jubelten zwar nicht, aber sie ließen uns auch in Ruhe, und so machten wir uns auf den Weg. Wir waren zudem froh, keine Fragen beantworten zu müssen.
Das Theater lag in einem älteren Gebäude.
Brian Custer hatte Wort gehalten. Er stand vor dem Eingang. Um zu ihm zu gelangen, mussten wir eine kleine Treppe hinab gehen, gelangten auf einen mit rötlichem Pflaster bedeckten Vorplatz, der sich farblich von dem grauen Gebäude abhob. Zuhörer waren noch nicht erschienen, und auch von den drei Musikern sahen wir nichts.
Dafür ging der Direktor mit etwas steif wirkenden Schritten auf dem Pflaster hin und her.
Als er uns sah, blieb er stehen. Er
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