1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
»Ja, ich bin es mal wieder!«
Für einen Moment wünschte sie sich weit, weit weg. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
Saladin stand nicht sichtbar vor ihr, aber er war da, und das war schlimm für sie. Glenda kannte ihn zur Genüge. In ihnen pulsierte das gleiche Serum, aber Saladin war weitaus stärker als Glenda.
Sie drehte sich langsam um. Bisher hatte sie ihn nur gehört. Jetzt erblickte sie ihn.
Er sah aus wie immer. Keine Veränderung. Der kahle Kopf. Die Glatze, das glatte Gesicht. Dort wuchs nicht ein Haar. Ein breiter Mund kam hinzu, aber das war es nicht, was ihn ausmachte.
Da gab es die Augen!
Er selbst brauchte nicht zu reden. Das taten sie für ihn. Er war der Hypnotiseur. Er brachte die Menschen unter seine Kontrolle, und er bestimmte, wann er sie wieder freigab.
»Überrascht?«
Glenda hob die Schultern.
»Das hättest du nicht sein dürfen. Du hast mich doch gespürt. Wir bewegen uns dank der Kräfte des Serums auf einer Ebene. Deshalb musst du etwas von meinen Aktivitäten mitbekommen haben, und das ist wohl der Fall. Sonst würden wir uns hier nicht gegenüberstehen.«
Saladin lächelte und wollte etwas sagen, doch Glenda kam ihm zuvor.
»Warum bist du nicht dort geblieben, wo du hingehörst, verdammt noch mal?«
»Was meinst du?«
»Die Vampirwelt, die deinem Freund Mallmann gehört.«
»Oh, meine Liebe, da hast du schon recht. Aber ich bin kein Vampir. Ab und zu wird es mir dort langweilig. Und da musste ich einfach diesen kleinen Ausflug unternehmen. Die Welt ist einfach zu bunt hier. Und ich hebe es wirklich, in sie einzutauchen.«
Glenda Perkins sagte nichts. So lässig Saladin auch gesprochen hatte, sie durfte sich nicht täuschen lassen. Er war brandgefährlich, und er war jemand, der rücksichtslos zuschlug.
Es stimmte. Glenda hatte seinen Weg gekreuzt. Was dem genau folgen würde, hatte sie noch nicht herausgefunden. Es musste jedoch mit den drei Musikern zusammenhängen, die noch nicht erschienen waren.
Sie verspürte ein innerliches Kribbeln, und sie versuchte, dem Blick des Hypnotiseurs auszuweichen, der dies natürlich sah und leise anfing zu lachen.
»Ich kann deine Gedanken lesen, Glenda. Ich weiß, dass du nach einem Motiv und zugleich nach einem Ausweg suchst. Das ist mir alles klar.«
»Na und?«
»Ich lasse mich nur ungern stören. Auch wenn sich unsere Wege öfter kreuzen, weil wir so verschieden gar nicht sind. Ich will nur, dass du deine Freunde aus dem Spiel lässt und mich nicht störst. Aber das hast du bereits getan. Schlecht für dich.«
»Ich konnte nicht anders. Aber ich frage mich natürlich, was du von den Musikern willst.«
»Ich habe sie mir ausgesucht.«
»Aha. Und warum?«
»Ich werde sie vorschicken. Sie werden hier spielen, und sie werden feststellen, dass sie es schaffen, die Zuhörer durch ihre Musik in ihren Bann zu ziehen. Sie stehen auf meiner Seite, und du kannst dir vorstellen, was das bedeutet.«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Doch, das musst du. Es ist besser für dich. Stell dir einfach vor, dass sie Musik machen, die anders ist, dass die Zuhörer nicht anders können, als ihr zu folgen. Diese Musik werden sie nicht vergessen, denn sie ist in der Lage, Menschen in ihren Bann zu ziehen. Man kann sie auch als eine hypnotische Kraft bezeichnen. Es ist ein Experiment, das gebe ich zu. Ich lasse das Trio für mich arbeiten. Ich greife gar nicht ein. Nur bin ich die Macht im Hintergrund.«
Glenda hatte begriffen. Dazu brauchte sie sein dreckiges und triumphales Grinsen nicht zu sehen. Da sie nichts sagte, übernahm Saladin wieder das Wort.
»Sie arbeiten in meinem Sinne, Glenda, und es wird ein großer Spaß werden. Ich brauche dir nicht viel über die Musik zu sagen. Du kennst sie.«
»Sicher. Und für mich ist es keine Musik gewesen. Eher eine verdammte Quälerei für die Ohren.«
»Aber in ihr steckt meine Kraft.«
»Und sie wird von einem Monster gespielt!«
Saladin lachte. »Ja, du hast es sehen können? Du bist ja wie ich. Der kleine Teufelsgeiger, der zum Höllentanz aufspielte. Das war sehr, sehr wichtig. Sie sollen tanzen, aber nach anderen Regeln. Die Töne tanzen durch ihren Kopf, und deshalb lasse ich ihn spielen.«
»Wo ist er? Woher kommt er? Wo hast du ihn aufgetrieben, verdammt noch mal?«
Saladin breitete die Arme aus. »Meine Güte, du solltest mich doch kennen. Ich bin so etwas wie ein Wanderer, der sich an keine Grenzen halten muss. Ich habe ihn mitgebracht, als ich mich durch die Vampirwelt
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