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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hand schieben konnte, denn nur so würde es mir gelingen, an meine Waffe zu gelangen.
    Bisher hatte ich Glück gehabt. Aber Rosy kämpfte. Sie hatte mich durchs ganze Arbeitszimmer schleifen müssen, und ihre Kräfte ließen allmählich nach. Ich hörte ihr Keuchen, ich sah, dass sie immer wieder ihren Kopf hin und her drehte, und ich hörte ihren heftigen Atem.
    Ich berührte zwar den Boden, aber mein Körper schwang von einer Seite zur anderen, was mir sehr entgegenkam. So war es völlig natürlich, dass meine Hand für einen Moment unter meinem Körper verschwand und ich mit einem sicheren Griff die Pistole umfasste.
    Rosy Keller hatte eine kurze Pause einlegen müssen. Sie atmete heftig. Sie schob ihre Brille zurück, die ihr beinahe von der Nase gerutscht wäre.
    »Komm endlich!«
    »Ja, Sir Baldur, ja«, erwiderte sie schwer atmend. »Ich – ich – bin nicht so stark, Sir Baldur.«
    »Das wird sich bald ändern.«
    Es war nur noch ein kurzes Stück, das sie mich schleifen musste, dann hatten wir den Thron erreicht. Mein Blick fiel auf die nackten Füße des Duke. Lange Zehen schauten unter dem Saum der Kutte hervor. Fast knöchern wie bei einem Skelett.
    Aber das war er nicht. So gut hatte ich ihn mir schließlich ansehen können.
    Er nickte.
    Das Zeichen für Rosy, mich noch mal anzuheben. Diesmal versuchte sie es wieder auf die konventionelle Art. Sie fasste unter meine Achseln.
    Der Ruck!
    Es klappte, denn ich hatte es ihr leicht gemacht und forcierte ihre Bewegung.
    Der Duke glotzte mich aus seinen kalten Augen an. Sie veränderten sich auch nicht, als es mir gelang, die rechte Hand blitzschnell zu bewegen. Ebenso schnell hatte ich die Waffe hervorgezogen. Das Ziel war aus dieser kurzen Distanz nicht zu verfehlen.
    Ich schob meinen Arm an Rosy vorbei und schoss zweimal.
    Die Frau schrie.
    Sie ließ mich fallen.
    Ich landete wieder hart auf dem Bauch. Sekundenlang tobten die Schmerzen wie ein Sturmgewitter durch meinen Kopf. Aus meiner Lage sah ich nicht, ob die geweihten Silberkugeln etwas erreicht hatten.
    Das Toben im Kopf ignorierte ich. Ich stemmte mich mit aller Gewalt so weit hoch, dass ich freie Sicht hatte.
    Der Duke saß noch immer auf seinem Platz. Er hatte seine Haltung nicht verändert. Aber ich hatte sehr gut getroffen, denn in seiner nackten Brust sah ich die beiden Einschusslöcher, die recht dicht nebeneinander lagen. War er endgültig vernichtet? Hatten zwei Kugeln bei ihm ausgereicht?
    Ich konnte nicht daran glauben, dass eine so mächtige Gestalt mit Silberkugeln zu vernichten war.
    Nein, er lebte!
    Ich erkannte es an seinen Augen. Der Ausdruck darin war immer noch der gleiche.
    Aber etwas musste doch passieren, verdammt noch mal. Das konnte nicht alles gewesen sein.
    Mir fiel ein, dass ich noch immer halb am Boden lag. Das musste ich ändern. Aufstehen ist im Normalfall kein Problem für mich. Hier sah es anders aus.
    Ich musste mir zunächst so etwas wie einen Schwung geben, um mich hochstemmen zu können. Als ich endlich stand, geriet ich in leichte Schwankungen, die ich kaum ausgleichen konnte.
    Nicht nur ich schwankte. Vor meinen Augen löse sich plötzlich die normale Welt auf. Etwas anderes schob sich aus dem Hintergrund hervor. Ich sah mich von anderen Mauern umgeben, entdeckte auch eine Treppe, stand selbst in einem fernen Halbdunkel und schaute durch einen bogenförmigen Eingang in ein Gebäude hinein, das durchaus ein Tempel sein konnte.
    Wo er lag?
    Bestimmt nicht in dieser Welt. Irgendwo in einer anderen, menschenfeindlichen Dimension…
    ***
    Wie es dazu gekommen war, das war mir völlig schleierhaft. Ich fühlte mich aus meiner normalen Existenz herausgerissen. Es gab nur noch die andere Seite, die mich umgab. Von der Magie des Duke war ich in sie hineingerissen worden, und ich rechnete auch damit, dass er einen letzten Fluchtversuch unternommen hatte.
    Der war ihm gelungen!
    Dass ich immer noch der gleiche Mensch war, das sagte mir mein Kopf. In ihm hämmerten noch immer die Schmerzen, die mehr zur rechten Seite hin abstrahlten. Wenn ich nach unten auf meine Hand schaute, dann sah ich die Beretta, die ich nicht fallen gelassen hatte.
    Sie war für mich so etwas wie ein Anker, an dem ich mich festklammern konnte.
    Und wo stand ich genau?
    Vor dem Tempel und in einer menschenfeindlichen Umgebung, in der es wohl mal Bäume gegeben hatte oder etwas anderes in der Art, von denen nur noch Reste zurückgeblieben waren. Äste und Zweige gab es nicht mehr. Die Stämme jedoch

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